Anfangs musste er sich mächtig in die Seile hängen

WOLSFELD. Gleich drei kirchliche Ämter hat Matthias Kohl inne: Seit nun 40 Jahren arbeitet er als Küster, Organist und Chorleiter in der Pfarrgemeinde Sankt Hubertus in Wolsfeld. Am 30. Oktober, 10.30 Uhr, dankt ihm die Pfarrgemeinde in der neuen Kirche in Wolsfeld mit einem Gottesdienst.

 40 Jahre im Dienst der Pfarrei: Matthias Kohl mit seiner Ehefrau Katharina. Am Sonntag dankt ihm die Pfarrgemeinde mit einem Gottesdienst. Foto: red

40 Jahre im Dienst der Pfarrei: Matthias Kohl mit seiner Ehefrau Katharina. Am Sonntag dankt ihm die Pfarrgemeinde mit einem Gottesdienst. Foto: red

Das Glockenläuten ist aus den Kirchengemeinden nicht wegzudenken. Sei es zu bestimmten Tageszeiten oder an Sonn- und Festtagen. Was heute Schalt-Uhren automatisch auslösen, hat Matthias Kohl als junger Küster in Wolsfeld noch selbst geregelt. Drei Mal täglich musste er seine Arbeit stehen und liegen lassen, um sich für das Angelus-Läuten mächtig in die Seile zu hängen. Die Glockenschläge weisen den Gläubigen darauf hin, inne zu halten und zu beten. "Selbst die Arbeiter auf dem Feld versammelten sich zum Gebet", sagt Kohl. Sonntags war der Küster manchmal bis zu vier Mal in der Kirche: zur Frühmesse, zum Hochamt und zur Christenlehre. Ab und an gab es zudem noch eine Taufe. Heute wird am kirchlichen Ruhetag nur noch eine Messe in Wolsfeld gefeiert. In den anderen kirchlichen Ämtern hat Kohl seinen Vater Leonard beerbt. Schon dieser war Organist und Chorleiter in Wolsfeld. Sein Vater brachte ihm auch unter anderem das Orgelspielen bei. "Es ist gar nicht so schwierig. Natürlich gehört auch ein wenig Talent und Lernwillen dazu", sagt der 74-Jährige. Mätthi, wie ihn alle nennen, erinnert sich gerne an sein heimliches Orgelspiel mit seinem Vater. Es war Weihnachten, und der Vater erlaubte dem damals Neunjährigen in der Messe "Ihr Kinderlein kommet" zu spielen. Heimlich, ohne das Wissen des Pastors und der Gemeinde. Der Vater hatte Vertrauen, kannte er doch die musikalischen Qualitäten seines Sprösslings. Und dieser sollte ihn nicht enttäuschen. Matthias Kohl durfte sogar die zweite Strophe anstimmen. Er spielte so schön, dass eine Chorsängerin es nicht fassen konnte, als sie ihn hinter der Orgel entdeckte. "Was spielst du so schön", soll sie vor Entzücken gerufen haben. Damit war der kleine Organist aber aus dem Takt und das Spiel flog auf. Am liebsten hätte Matthias Kohl Musik studiert. Aber sein Vater hatte anderes mit ihm vor. Er sollte eine Schreiner-Lehre machen. Musik galt als brotlose Kunst. Derweil hat Kohl aus der Not eine Tugend gemacht: Der Beruf wurde für ihn zum Hobby. Leidenschaftlich gerne bastelt er Dekorationen aus Holz. Wie lange er seine kirchlichen Ämter noch ausüben will, weiß er noch nicht: "Ich habe ein Abkommen mit dem Pastor. Sobald ich vergesslich werde und Unsinn rede, wird er mir Bescheid geben."

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