Angst, Wut, Empörung

BITBURG/DAUN/PRÜM. Verwunderung, Angst, Empörung: Unterschiedlich wird die Nachricht von den Sparplänen des Bistums, das unter anderem jeden fünften der 557 Kindergärten aus der kirchlichen Trägerschaft entlassen will, in der Eifel aufgenommen. Besonders groß ist die Besorgnis dort, wo es mehr als zwei Kindergärten in einer Seelsorgeeinheit gibt: in Jünkerath, Bickendorf und Bollendorf.

Die Spar-Liste des Bistums ( TV von gestern) ist momentan der Gesprächsstoff schlechthin in der Eifel. Details stehen noch nicht fest, die Linie hat das Bistum aber vorgegeben. Vor allem bei den Kindergärten will sich die Kirche von zahlreichen Einrichtungen trennen. Konkret: 114 der 557 Kindergärten in katholischer Trägerschaft sollen abgegeben werden. Betroffen sind die so genannten Seelsorge-Einheiten, in denen es mehr als zwei katholische Kindergärten gibt. Davon gibt es nach TV -Informationen 74 im gesamten Bistum Trier, das sich vom Saarland über die Eifel, den Hunsrück und das Naheland bis ins nördliche Rheinland-Pfalz erstreckt. Bistums-Pressesprecher Hans Casel weist allerdings darauf hin, dass diese Vorgabe als "Modell" zu verstehen sei. Ausnahmeregelungen seien nicht ausgeschlossen. Vor allem im Kreis Bitburg-Prüm gibt es eine Vielzahl von Kindergärten in Trägerschaft der Kirche. Von den 57 Kindergärten und -tagesstätten im Kreis sind das 25: neun in der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land, sechs in der VG Prüm, fünf in der VG Irrel, jeweils zwei in der Stadt Bitburg und in der VG Neuerburg sowie eine in der VG Arzfeld. Im Kreis Daun sieht das Verhältnis zwischen kommunalen und kirchlichen Einrichtungen anders aus. Von den 33 Kindergärten und -tagesstätten sind zehn in kirchlicher Trägerschaft. In der VG Daun sind es zwei Kindergärten in der Stadt Daun sowie die in Üdersdorf und Gillenfeld. In der VG Obere Kyll gibt es Einrichtungen in Esch, Jünkerath, Lissendorf und Stadtkyll. In kirchlicher Trägerschaft sind auch die Kindergärten in Kelberg (VG Kelberg) und Birresborn (VG Gerolstein). Nach der vom Bistum ausgegebenen Grundregel von künftig maximal zwei Kindergärten pro Seelsorgeeinheit geht besonders in der Region Jünkerath die Angst um. Dort liegen die beiden viergruppigen Kindergärten in Jünkerath und Lissendorf sowie der zweigruppige in Esch in einer Seelsorgeeinheit. In den Einrichtungen beschäftigt das Bistum nach Angaben des zuständigen Dechanten Reinhard Mallmann rund 30 Menschen - von der Kindergartenleiterin über die Erzieherinnen bis zur Putzfrau."Endlich runter vom hohen Ross"

Mit "großer Besorgnis" habe auch er die Nachricht von den Sparplänen aufgenommen, sagt Mallmann. Bereits am Tag vor der TV -Veröffentlichung sei er durch einen Brief aus dem Generalvikariat informiert worden. Als besonders bedenklich stuft er die geplanten Einsparungen in den Bereichen ein, "in denen es um hilfsbedürftige Menschen geht - Kranke, sozial Schwache und Kinder". Explizit nennt er die Beratungsstellen, die Caritas, die Krankenhausseelsorge und die Kindergärten. Doch trotz der Besorgnis ("Natürlich bin ich beunruhigt") geht Mallmann nicht davon aus, dass "einer der Kindergärten aufgegeben oder geschlossen wird". Grund: Erst kürzlich seien Verhandlungen aufgenommen worden, die drei Einrichtungen von den Pfarrgemeinden in die kirchliche Trägergesellschaft Kita-GmbH zu überführen. "Dann wären wir von organisatorischen Dingen entlastet und hätten mehr Zeit für Seelsorge, pastorale und glaubenspädagogische Arbeit", sagt Mallmann, der nicht davon ausgeht, dass diese Ziele von den Sparplänen durchkreuzt werden sollen. Werner Arenz (CDU), Bürgermeister der VG Obere Kyll, findet deutliche Worte für die Sparpläne. Auf TV -Anfrage sagte er: "Es ist wohl systemimanent bei den Verantwortlichen des Bistums, die Partner im Kindergartenbereich - die Kommunen - über Entwicklungen im Unklaren zu lassen und sie, statt das Gespräch zu suchen, vor vollendete Tatsachen stellt." Laut Arenz wird es "höchste Zeit, dass die Herren im Generalvikariat endlich von ihrem hohen Ross heruntersteigen." Für ihn sind die Sparpläne kurzsichtig, weil durch sie "noch eine der wenigen Brücken zu den Menschen abgebrochen" werde und die Möglichkeit zur Verbreitung christlicher Werte verloren gehe. Er kündigte einen "Kampf um den Erhalt jeder Einrichtung" an. Kritisch auch die Töne seines Kollegen Matthias Pauly aus dem Gerolsteiner Land, wo aber nur der Kindergarten Birresborn in kirchlicher Trägerschaft steht. Pauly, der als ehemaliger Leiter des Kreisjugendamts Bitburg-Prüm viel Erfahrung in Kindergartenverhandlungen mit dem Bistum hat, sagt: "Der letzte Versuch des Bistums, seine Kostenlast auf die Kommunen und das Land zu verschieben, ist erst wenige Jahre her. Damals wie heute kann ich die Motivation der katholischen Kirche, ihr Engagement für unsere Kinder zu verringern, nicht nachvollziehen und gutheißen."

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