Anlieger fürchten Trauer-Tourismus

PRÜM. Die Neuanlage eines Friedhofs auf dem Kalvarienberg lässt weder Mandatsträger noch Anlieger zur Ruhe kommen. Bei einer Bürgerversammlung erteilten die Anwohner am Mittwochabend der Variante, wonach ein Teil des Spielplatzes für Parkraum geopfert werden soll, eine deutliche Abfuhr.

Der Standort für einen neuen Friedhof auf dem Kalvarienberg ist im Grundsatz unbestritten. Bereits im Jahr 2000 hat der Stadtrat beschlossen, das Areal oberhalb der Kalvarienbergkapelle als letzte Ruhestätte vorzusehen, nachdem durch etliche Gutachten klar geworden war, dass es dazu keine Alternative gibt. Gleichzeitig festigte sich im Sinne der Anwohner der Glaube, dass die Zufahrt nur über die Tafel in Frage kommen kann. Um so erstaunter waren sie am Mittwochabend, als Planer Christoph Heckel zunächst die Möglichkeit in Aussicht stellte, eine Zufahrt vom unteren Kalvarienberg her zu schaffen, wobei dort sogar ein Parkplatz angelegt werden könne, der zum Teil in den jetzigen Spielplatz hineinragen würde. Das allerdings schmeckte den wenigsten der rund 70 im Ratssaal versammelten Bürger, von denen einige bereits am Montag bei Friedhofsarbeitskreis-Mitglied Bernd Weinbrenner (SPD) die Köpfe zusammengesteckt hatten. Von ihm war nach eigenen Worten in Erfahrung gebracht worden, dass die Verwaltung eben diese Variante "von unten" favorisiere, allein schon aus Kostengründen. Deshalb waren auf die Schnelle Handzettel verteilt worden, die auf mögliche Einschränkungen für die Anlieger hinwiesen.Erschließung "von unten" und "von oben" möglich

Bürgermeisterin Mathilde Weinandy (CDU) wies derweil bereits zu Beginn der Versammlung diese Befürchtungen zurück. So träfen weder die Behauptungen zum Umbau des Spielplatzes, noch das Umfunktionieren der Kalvarienbergfahrbahn in eine Durchgangsstraße zu. Sowohl die Stadtchefin als auch Planer Heckel betonten unterdessen unisono, dass in Sachen Parkplatz und Zufahrt noch kein Beschluss gefasst sei. "Hier geht es heute Abend lediglich um Meinungsbildung", betonte Weinandy. In der Tat gibt es mehrere Varian-ten. Danach ist nicht nur die Erschließung "von unten" möglich, sondern auch "von oben", also über die Tafel mit einem neu zu schaffenden Zuweg oder aber am Krankenhaus vorbei. Parkplätze sind demnach ebenfalls oberhalb des neuen Friedhofs denkbar, in der Nähe des alten Postbunkers, der eventuell in eine Einsegnungshalle umfunktioniert werden könnte, und am Sendemast in der Nähe des Reiterhofs Tipper. Mit Macht gegen die Variante "von unten" stemmte sich unter anderem Erna Büsch. Es könne nicht sein, dass eine Durchgangsstraße geschaffen werde, die dann auch noch von Besuchern und Personal des Krankenhauses genutzt würde. Zudem trügen sich schwere Blumenschalen besser bergab als bergauf. Büsch: "Und es kann auch nicht sein, dass der Spielplatz runtergewirtschaftet wird." "Ich hatte das auch anders im Kopf", erinnerte Bernd Weinbrenner. Alle seien im Grunde für einen neuen Friedhof. Der aber müsse so angelegt und erschlossen sein, dass auch alle damit klar kämen. Er schlug unter anderem vor, den Parkplatz des Krankenhauses mitzunutzen. Die Frage von Stefan Ebbertz, welche unterschiedlichen Summen bei unterschiedlichen Betrachtungsweisen im Spiel seien, blieb unbeantwortet. Mathilde Weinandy: "Ich bin darauf bedacht, es kostengünstig zu machen." Günter Berens erinnerte derweil an die Aussage von Ex-Bürgermeister Hansgerd Hass, der ihm einmal gesagt habe: "Mach‘ dir keine Sorgen, die Zufahrt kommt von oben." Im weiteren Verfahren wird nun das Planungsbüro die unterschiedlichen Kostenansätze im Detail ermitteln. Danach muss der Stadtrat eine Entscheidung treffen, bevor es offiziell zur Aufstellung eines Bebauungsplans kommen kann.

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