"Arbeit ohne Ende"

LÜNEBACH/DAUN. Unter den Mitarbeitern der Stolz-Betonwerke in Lünebach und Daun herrscht derzeit alles andere als Weihnachtsstimmung: Am 6. Dezember erfuhren sie beiläufig, dass die beiden Betonwerke zum Ende des Jahres schließen würden. Wenige Tage später gab es die schriftliche Kündigung.

"Wie soll die Stimmung wohl sein, wenn man kurz vor Weihnachten gekündigt wird", schildert ein Mitarbeiter die Situation in den Betonwerken Daun und Lünebach. "Einige Kollegen haben zu Hause eine Familie zu versorgen und teilweise erst gebaut." Nach TV-Informationen wurde acht oder neun Mitarbeitern gekündigt. "Die Leute sind alle wie in Trance. Jeder geht seiner Arbeit nach und kann nicht glauben, dass bald Schluss ist", sagt ein anderer. Denn keiner hatte mit einer so plötzlichen Kündigung gerechnet. "Beide Werke werden weitergeführt"

"Wir haben Arbeit ohne Ende, Anfragen ohne Ende und Baustellen ohne Ende, ich versteh das nicht", erzählt einer der Gekündigten. Ein anderer berichtet: "Allein durch den Bau der Lieserbrücke auf der A1 bei Daun hatten wir eine Auslastung von bis zu drei Jahren." Ein weiterer Mitarbeiter: "Die Zahlen in Daun und Lünebach sind hervorragend. Es ist unverständlich, dass wir zumachen." Und was sagt der Geschäftsführer der Stolz-Unternehmensgruppe mit Sitz in Hillesheim dazu? Von Dieter Stolz gab es keine ausführliche Stellungnahme. Eine TV-Anfrage per Fax wurde nicht beantwortet. Am Telefon sagte Stolz: "Dass die Betonwerke geschlossen werden, ist eine Mär. Beide Werke werden weitergeführt." Nach TV-Informationen soll Daun an den Wettbewerber Kann Beton mit Hauptsitz in Bendorf-Mülhofen verpachtet werden, was Kurt Löwen, Werksleiter Gruppe Eifel nach telefonischer Anfrage des TV bestätigte. "Kann Beton übernimmt zum 1. Januar 2006 das Betonwerk in Daun. Zwei Mitarbeiter werden definitiv übernommen. Darüber hinaus werden wir versuchen, weitere Arbeitsplätze zu erhalten." Außerdem sagte er: "Das Betongeschäft ist seit sechs bis sieben Jahren rückläufig. Die Firma Stolz wird sich wohl aus wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen haben." Wie es in Lünebach weitergehen soll, weiß keiner der Mitarbeiter. Im Dorf heißt es, Transportbeton Kall, die jetzt schon in Prüm ein Werk betreiben, würden auch Lünebach übernehmen. Der Geschäftsführer war telefonisch nicht zu erreichen. Ein Leitender Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagte: "Wir übernehmen das Werk nicht offiziell." Nach der Kündigung wollten die Mitarbeiter vom Geschäftsführer Dieter Stolz erfahren, warum sie gehen müssen. "Die Leute haben versucht, den Chef zu erreichen, aber es hieß immer, er sei nicht da. Wir haben eine ganze Woche um ein Gespräch gebettelt." Das gab es am vergangenen Donnerstag, 15. Dezember. Wie mehrere Mitarbeiter bestätigten, wiederholte Dieter Stolz hier seine anfänglich kolportierte Aussage: "Auf die Frage nach dem Grund für die Schließung hat er uns allen gesagt: Ich habe keine Lust mehr." Ein anderer Teilnehmer der rund 45 Minuten andauernden Gesprächsrunde erinnert sich, dass Stolz außerdem mit gestiegenen Kosten argumentierte. Die Wut und die Resignation unter den Beschäftigten ist groß, aber Protestaktionen sind wohl keine geplant. "Wir erfüllen unseren Job bis zum letzten Tag, denn die Kundschaft kann nichts dafür."

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