Arbeiten, beten und Trost spenden

HOLSTHUM. (ew) Am 1. Mai wird die Schankweiler Klause wieder für Pilger geöffnet. Bis September werden mehrere Tausend Menschen die Gnadenstätte der "Mutter vom guten Rat" besuchen. Doch es wird anders sein als in den vergangenen Jahren: Nach 66 Jahren Vakanz ist mit der Eremitin Schwester Johanna Tesch wieder Leben in die Klause eingekehrt.

Viele Eremiten haben seit der Gründung der ersten Gedenkstätte 1648 in der Schankweiler Klause gelebt. Der letzte Eremit verließ 1938 die Klause. Mit Schwester Johanna Tesch wird die Jahrhunderte alte eremitische Tradition fortgesetzt. Sie ist die erste Frau, die in der Stille der Klause ein zurückgezogenes einfaches Leben führen will, das durch Beten "dem Lob Gottes und dem Heil der Welt geweiht ist". In das Blickfeld der Öffentlichkeit möchte sie auf keinen Fall gerückt werden. So hat sie es mit ihrem Bischof abgesprochen und sie bittet darum, dass die Menschen es akzeptieren.Die Tür steht Suchenden offen

Ihr Selbstverständnis als Eremitin beschreibt sie in dem Blatt "Für Gott und die Welt" wie folgt: "Wie Christus selbst, der sich immer wieder in die Einsamkeit zurückzog, um zu beten, mit Gott seinem Vater zu reden, haben seither immer wieder Männer und Frauen Einsamkeit und Stille auf sich genommen, um bereit zu sein, wenn Gott im ‚sanften leisen Säuseln‘ (1 Kön 19,12) zu ihnen spricht. Während meines fast 25-jährigen Berufslebens als Maschinenbauingenieurin erfuhr ich zunehmend, welche Wirkung das Gebet auf mein eigenes Leben hat, wie auch auf das meiner Mitmenschen, die mit ihren Sorgen und Nöten zu mir kamen." Für alle Suchenden möchte sie da sein, wenn sie an ihre Tür klopfen, ihre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst teilen, ihre Sorgen und Nöte vor Gott bringen. "So fühle ich mich trotz meiner Trennung von der Welt als Teil dieser Welt und lebendiges Glied der Kirche." In der Kapelle befindet sich ein so genannter Kummerkasten, in den Besucher ihre Anliegen in schriftlicher Form einwerfen können. Der Tagesablauf der Eremitin wird von zwei Hauptgebetszeiten getragen: nach Beendigung der Nacht um fünf Uhr und zu Beginn der Nacht nach 18 Uhr. Während des Tages lebt sie nach der Grundregel der Benediktiner: "Ora et Labora" (Bete und Arbeite). Täglich betet sie um 15 Uhr in der Kapelle den "Betrachtenden Rosenkranz", wozu die Gläubigen eingeladen sind. Die Arbeit umfasst Haus- und Gartenarbeit. Vor dem Eremitenhaus hat Schwester Johanna Blumenbeete angelegt. Ein Gemüsebeet soll folgen. Hilfreiche Menschen unterstützen sie in der Eingewöhnungsphase. Ihr Domizil ist von der Kirchengemeinde instand gesetzt worden. Für die Fenster und die Erneuerung der Platten vor der Kapelle hat der Förderverein Schankweiler Klause die Kosten übernommen. Pastor Eugen Monshausen: "Wir wünschen Schwester Johanna Gottes Segen und Kraft für ihren wichtigen Dienst und hoffen, dass sie sich in unserer Mitte wohl fühlt und sich aufgehoben weiß." Zur Eröffnung der Pilgerzeit geht am 1. Mai um 6.30 Uhr eine Prozession von der Brücke Holsthum zur Schankweiler Klause. Jeweils um 7.30 Uhr und um 11.30 Uhr finden Heilige Messen statt. Um 16 Uhr ist eine Andacht. Bis Mitte September findet am ersten und zweiten Sonntag im Monat um 11.30 Uhr eine Messe statt. An jedem letzten Sonntag im Monat ist um 16 Uhr eine Andacht. Die so genannte Sorgenmesse findet jeden Donnerstag statt, in der Sommerzeit um 19.30 Uhr.

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