Auch mit Behinderung im Plansoll

PRÜM. Die Bertrada-Grundschule Prüm wird ihr Angebot erweitern und demnächst als Schwerpunktschule firmieren. Mit großer Mehrheit fasste der Prümer Verbandsgemeinderat am Dienstagabend diesen Beschluss, nachdem es aus den Reihen der FWG zuvor massive Kritik gegeben hatte.

An der Prümer Bertrada-Grundschule können bald auch körperlich- und geistigbehinderte Kinder unterrichtet werden. Damit erfüllt die Lehranstalt den Paragraphen drei des rheinland-pfälzischen Schulgesetzes, wonach Schüler das Bildungs- und Erziehungsangebot grundsätzlich selbstständig, barrierefrei und gemeinsam mit nicht behinderten Kindern nutzen können, "wenn hierfür die sächlichen, räumlichen, personellen und organisatorischen Bedingungen geschaffen werden können". Als Träger der Grundschule Prüm wird die Verbandsgemeinde diese Voraussetzungen erfüllen, indem schon in Kürze eine Hubbühne am Eingang Kalvarienbergstraße installiert wird. Der Versuch der FWG-Fraktion, den Tagesordnungspunkt zu vertagen, scheiterte. Mit großer Mehrheit beschloss der Rat nach intensiver Diskussion, der Empfehlung des Schulträgerausschusses auf Einrichtung einer Schwerpunktschule zu folgen.FWG-Sprecher Dirk Kleis monierte unter anderem, dass die Schüler unterschiedliche Abschlüsse anstrebten. Seines Erachtens gebe es keine weiterführende Schule für den Schwerpunktzweig. "Das halten wir für bedenklich." All das, was in all den Jahren mit gut funktionierenden Förderschulen aufgebaut worden sei, würde auf diese Weise ad absurdum geführt. Als ein weiteres Problem aus seiner Sicht nannte Kleis den Unterrichtsablauf. "Der Starke wird unterfordert. Der Unterricht wird sich am Schwachen orientieren müssen", prognostizierte der FWG-Mann und ergänzte: "Wir müssen aber auf das Wissen und die Fähigkeiten der Starken bauen." Zudem warnte Dirk Kleis vor dem großen finanziellen Aufwand.Das gefiel Maria Weber (UWG) überhaupt nicht: "Ich könnte Ihnen sofort sehr viele Sachen nennen, wo sehr viel Geld unsinniger ausgegeben wird." Sie vertraue jedenfalls darauf, dass es keine Eltern gebe, die ihre Kinder in einer Regelschule anmeldeten, ohne sich davon einen Erfolg zu versprechen. "Integration ist ein sehr wichtiges Thema", bemerkte CDU-Fraktionschefin Mathilde Weinandy. Wesentlich sei, dass der Personalschlüssel für den Unterricht gesichert sei. Zudem sei es nicht angebracht, hier von einem Marktfaktor zu sprechen. Weinandy: "Es geht um Menschen." Marzellus Boos (FWG) stellte klar, dass niemand aus seiner Fraktion gegen die Integration Behinderter sei. 20 Jahre habe man geglaubt, alles mit Sonderschulen regeln zu können. Nun sei es unfair, so zu tun, "als hätten wir damals Unsinn gemacht". Die FWG befürchte lediglich eine Verschlechterung des Leistungsniveaus.Markus Fischbach (SPD) sagte, seine Fraktion vertraue auf den Sachverstand der Schulaufsichtsbehörde. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die FWG-Kritik an den hohen Kosten. Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) sprach derweil von einer kostengünstigen Variante, zumal sich der Bustransfer mühelos gestalte. Und grundsätzlich gelte nun einmal: "Laut Schulgesetz haben die Eltern einen Rechtsanspruch darauf, dass ihre Kinder integrativ unterrichtet werden." An der Grundschule Prüm gibt es seit einiger Zeit bereits ein körperlich behindertes Kind. Laut Bertrada-Konrektor Arnold Gierten ist die Integration hervorragend gelungen. Der Pädagoge präferierte derweil ebenfalls die Einrichtung der Schwerpunktschule, besonders weil die Grundversorgung mit 36 Lehrerstunden durch gelernte Förderkräfte plus 24 Zeitstunden durch weitere pädagogische Fachleute gewährleistet sei. Und: "An der Grundschule Prüm haben wir dadurch die Gelegenheit, Klassenmesszahlen zu unterschreiten, und dabei trotzdem weiter vierzügig zu bleiben."

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