Auf Papier und Bildschirm ist Gayoso noch Chef

BITBURG. Der SPD-Ortsverein Bitburg ist weiter auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden. Bisher hat sich kein Bewerber aus der Deckung gewagt.

"Franke kandidiert wieder." Diese Nachricht unter Punkt Aktuelles auf der Homepage der SPD Bitburg ist scheinbar das Wichtigste, was es seit einem Jahr zu berichten gibt. Abgesehen von der Meldung aus dem April 2004 gibt es offiziell keine weiteren Neuigkeiten. Dabei würde sich eine Suchmeldung nach einem neuen Vorsitzenden gar nicht so schlecht machen. Grund dafür ist, dass der Ortsverein seit Monaten nur noch auf dem Papier einen Vorsitzenden hat. Der bisherige Chef der Genossen, Christian Gayoso, weilte für Monate im Ausland. Der Student bereitet sich außerdem gerade auf seinen Studienabschluss vor. Anschließend wird er sich wohl räumlich umorientieren und seine Zelte in Bitburg abbrechen. Das Amt erst 2003 übernommen

Und auch der derzeitige stellvertretende Vorsitzende, Stephan Garçon, möchte den Posten nicht haben. Er sei mit dem Posten des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat ausgelastet und wolle nicht die zusätzliche Aufgabe übernehmen, sagte Garçon im Gespräch mit dem TV. Er habe überdies schon viele Jahre in die Parteiarbeit investiert. Nun sollten andere Kräfte ans Ruder. Angesichts der bereits mehrmonatigen Vakanz könnte man glauben, dass der SPD-Ortsverein Bitburg gar keinen Vorsitzenden braucht. Denn in der Öffentlichkeit ist die Vakanz bisher nicht aufgefallen. Dabei war das Vorstandsteam Gayoso/Garçon seinerzeit mit großen Ambitionen gestartet. Erst im Jahr 2003 hatte Gayoso das Amt von seiner Vorgängerin Irene Weber übernommen. Schon kurz nach dem Bekanntwerden von Gayosos Rückzug im Spätsommer 2004 hatte Stellvertreter Garçon erklärt, dass man auf der Suche sei (der TV berichtete). Diese Vorsitzendenfindung ist nach wie vor nicht abgeschlossen. Bisher gibt es keinen Kandidaten für den Posten. Und es ist fraglich, wer den Ortsverein beispielsweise in den Landtagswahlkampf im kommenden Jahr führt. Das Ende der Ära Gayoso kündigte sich bereits nach der Kommunalwahl an. Nicht allein die herben Stimmenverluste seiner Partei bei der Stadtratswahl waren es, die ihn wohl zweifeln ließen. Der auf Platz zwei gesetzte Vorsitzende erreichte darüber hinaus am Ende nur das siebtbeste Ergebnis der Genossen-Liste. Schon damals kursierten Gerüchte, dass er den Bettel angesichts seines Wahlergebnisses hinwerfen werde. Wird Horst Büttner Nachfolger?

Die im Zusammenhang mit der Beigeordneten-Wahl aufgetretenen Querelen gaben Gayoso dann wohl scheinbar den Rest. Obwohl die SPD überraschenderweise den Posten des Ersten Beigeordneten für sich erobern konnte, kehrte der langjährige Fraktionsvorsitzende Manfred Kürten Partei und Fraktion den Rücken. Seinen Sitz im Stadtrat, der an Christian Gayoso gegangen wäre, behielt er aber. Laut stellvertretendem Vorsitzenden Garçon ist nicht klar, wer bei der kommenden Mitgliederversammlung in einigen Wochen für das Amt zur Verfügung steht. Nach TV-Informationen wird unter anderem der Name Horst Büttner immer wieder genannt, wenn es um die Gayoso-Nachfolge geht. Außer dem ehemaligen Bitburger Bürgermeister und Kreistagsmitglied, der als Rechtsanwalt tätig ist, werden höchstens noch die Namen von einigen in der Kommunalpolitik versierten ehemaligen Stadträten genannt. Auf TV-Anfrage stellt Horst Büttner jedoch klar, dass er nicht zur Verfügung stehe. Dies habe zum einen berufliche Gründe. Zum anderen müsse der Vorsitzende des Ortsvereins eine stärkere Anbindung an die Stadtpolitik haben. "Und die habe ich derzeit einfach nicht", sagte Büttner.

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