Auf Pfählen errichtet

SEINSFELD. Früher gab es in der Eifel eine stattliche Anzahl von ihnen. Heute ist Burg Seinsfeld die einzig erhaltene Wasserburg weit und breit. Etwas versteckt liegt sie östlich von Seinsfeld inmitten von viel Grün in einer malerischen Umgebung.

Die kreisrunde Burganlage von Seinsfeld ist etwas Besonderes: Sie ist eine Wasserburg. Die Anlage ist von einem verlandenden Wassergraben und den Resten eines Erdwalls umgeben. Sie hat einen Durchmesser von sechzig Metern. Der Graben speiste sich früher aus dem Weiher oberhalb der Burg. Rosi Kalampokis, Miteigentümerin der Burg, erzählt: "Früher war das ganze Gelände sehr sumpfig. Seit man aber Drainagen gelegt hat, ist kaum mehr Sickerwasser für Weiher und Graben vorhanden." Lange Zeit konnten Besucher den Herrensitz nur über eine Zugbrücke an der Ostseite erreichen, die im 19. Jahrhundert von einer festen Brücke ersetzt wurde. Ein weitere eine Zufahrt ist heute an der Südseite. Viele Geschichten ranken sich um die Burg. Wie zum Beispiel die Sage vom Grafen, der an Pfingsten auf die Jagd gehen wollte. Seine tiefgläubige Frau wollte ihn davon abhalten, doch der Graf ließ sich nicht beirren. "Nun erst recht", sagte er sich, worauf ihm seine Gattin entgegnete, dann solle er doch bis zum Jüngsten Tag jagen. Der Graf kam nie mehr zurück. Noch heute soll er in den Wäldern um Seinsfeld unterwegs sein. Viele Burgherren haben in der kleinen Burganlage ihre Spuren hinterlassen. Doch obwohl die Burggebäude im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und umgebaut wurden, haben sie ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Der älteste Teil der Seinsfelder Burg ist ein Tonnengewölbe im Keller, das vermutlich aus dem Hochmittelalter stammt. Burgbesitzerin Kalampokis berichtet, dass zudem große Teile der Burg auf Pfählen ständen, die in das frühere Sumpfland eingerammt wurden. Mit 2,50 Metern sind die Außenmauern auf der Nordseite besonders imposant. Dort befindet sich auch der alte Wehrturm der Burg, der sich, wie alle Gebäudeteile, an die Ringmauer lehnt. Der Innenhof ist an drei Seiten umbaut und nach Süden hin offen. Im 15. Jahrhundert befand sich Burg Seinsfeld im Besitz der Grafen von Blankenheim. Unter luxemburgischer Landesherrschaft stehend, war sie dann ein Lehen der Grafen von Manderscheid-Blankenheim, die sie wiederum mit der Herrschaft Seinsfeld als Lehen an andere Adlige vergaben. Zu diesen Edelherren gehörte die Familie von Lontzen, genannt Roben, die lange die Geschicke in Seinsfeld und Umgebung bestimmte. Im 18. Jahrhundert gelangte die Burg über eine Erbschaft an die Herren von Berg zu Dürffenthal. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wechselten die Eigentümer mehrfach. Zeitweise erscheinen die Familien München, Duvain, Leist, Hellermann, Schweizer und Engler als Schlossherren. 1883 erwarb der Herzog Karl von Arenberg die Anlage. In der Burg wurde eine Försterwohnung eingerichtet. Feuchtigkeit und hohe Kosten bedrohten die Bausubstanz immer wieder, so dass das Haus Arenburg die Wasserburg 1920 an die Familie Leist verkaufte. Die Burg war abbruchreif, doch die Familie Leist, die die Anlage schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts besessen hatte, richtete alles wieder her. Bis 1985 war in der Anlage eine Erholungsstätte für Kinder eingerichtet. Die heutige Burgherrin Rosi Kalampokis ist eine Nachfahrin der Familie Leist. Die Burg Seinsfeld wird ausschließlich privat genutzt. Deshaöb kann die Anlage nicht besichtigt werden.

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