Auf den Spuren des Kaisers

Eine lange Geschichte, zahlreiche Mythen und viele platt gedrückte Nasen: Das seit Jahren leer stehende Hotel "Eifeler Hof" sorgt in Kyllburg für reichlich Gesprächsstoff. Die niederländische "Lin"-Gruppe hat den "Eifeler" samt dem Hotel "Kurfürst" gekauft. Der TV hat sich in dem Hotel umgeschaut und Impressionen gesammelt.

Kyllburg. Die Tür öffnet sich mit leisem Quietschen. Eine Welt, die seit Jahren nur hinter milchigen Scheiben dämmert, erschließt sich Schritt für Schritt. Im Hotel-Foyer des "Eifeler Hofs": Ein leicht muffiger Geruch liegt in der Luft. Die Tür zum "Roten Saal" steht offen. Rote Samt-Sessel sind um Tische gruppiert. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich hier das Flair der wilhelminischen Zeit vorzustellen. Ein paar Palmen, ein Klavier und geschäftige Bedienstete im Livree, die Kaiser Wilhelm II. den Kamillen-Tee servieren. Im Oktober 1911 hatte der Kaiser auf seiner Eifelreise tatsächlich im "Eifeler Hof" logiert. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Jeder Schritt hallt. Der Raum nebenan, der frühere Frühstücksraum, ist leer geräumt - bis auf einen Tisch, der mit Schlüsseln bedeckt ist. "Für welche Schlösser die sind, das wissen wir noch nicht", sagt Henri Smits, bei der "Lin"-Gruppe ist er für Immobilien zuständig. Völlig unvermittelt steht ein Fremder in der Tür des "Roten Saals". Er spricht niederländisch. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass das vielleicht der zukünftige Manager des Hotels gewesen sein könnte. Vorstellungsgespräch in der geschichts trächtigen Baustelle. Es wird nicht der einzige Bewerber an diesem Tag gewesen sein. Auf gut Glück schaut auch ein Mann vorbei, der gern als Barkeeper im "Eifeler" arbeiten möchte. Über das Hotel wird gesprochen, auch über die Kyllburger Grenzen hinaus. Doch wie sehen die Zimmer des früheren Vorzeigehauses aus? Die Treppenstufen knarren. In einem Teil liegen die repräsentativeren Hotelzimmer, im anderen die Räume, die in den letzten Jahren, als der "Eifeler Hof" geöffnet war, als Seniorenresidenz genutzt worden waren. Die Betten sehen nicht gerade wie frisch gemacht aus. Ob das vielleicht damit zusammenhängt, dass es laut Kyllburger Gerüchteküche immer wieder nächtliche Besucher in dem geschlossenen Hotel gegeben haben soll? Was die in dem leeren Haus gemacht haben? Auch darüber gibt es Geschichten. Auf jeden Fall sollen sie sich bei ihren nächtlichen Streifzügen über die Mini-Bars in den Zimmern hergemacht machen. Die Hochzeits-Suite wurde davon wohl verschont. Der Kühlschrank ist noch gut gefüllt, das "Bitburger" seit 1999 abgelaufen.Luxus, Wellness, kombiniert mit Ruhe. Das ist das erklärte Ziel der Investorengruppe aus Maastricht, die aus dem "Eifeler Hof" und dem nahe gelegenen "Kurfürst" Tagungshotels für niederländische Rechtsanwälte machen wollen. In Hotelsternen ausgedrückt bedeutet das "Vier Sterne plus". Bis dorthin ist noch viel zu tun. "Zurzeit sind wir am Inventarisieren", sagt Henri Smits beim Hotel-Rundgang. Diese Arbeit ist mit vielen Überraschungen verbunden. "Jeden Tag entdecken wir etwas Neues", erzählt der Niederländer. Beispielsweise, dass auch die Pavillons auf der anderen Straßenseite dazu gehören. Dort sollen auch die Tagungsräume entstehen. Im Moment herrscht dort noch eher Abriss-Flair. Laut Kyllburger Gerücht soll es dort sogar einen unterirdischen Gang geben, der zum Hotel führt. Vielleicht ist das das Nächste, was die neuen Besitzer entdecken.

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