Auf der Flucht durch die Eifel

Auf der Flucht 1945 von Reims bis nach Salzgitter in Niedersachsen: Ende November war ich als gefangener Wehrmachtsangehöriger bei der US-Armee in Reims geflohen. Aus Frankreich kommend hatten wir bei Sierck les Bains die Grenze überschritten.

Bei Einbruch der Dunkelheit hatten mein Kamerad Horst und ich Ober-Perl an der Obermosel erreicht. Es war die erste Anlaufstation in Deutschland. Auf der rechten Straßenseite kehrten wir in einem der ersten Häuser ein. Es gab eine herzlich Aufnahme. Bis zum nächsten Tag wurden wir verpflegt. Der Name der Leute ist mir nicht bekannt, ich glaube, es war der Dorfschullehrer. Am nächsten Morgen begleitete er uns bis in Sichtweite des Bahnhofs Perl. Er hatte uns auch mit Reichsmark versorgt, denn wir waren ja mittellos. Im Führerstand der Lok sind wir bis Wasserliesch gefahren. Dort haben wir uns auf Umwegen zur Mosel Richtung Igel durchgeschlagen. Nachts haben wir die Mosel durchquert. Am anderen Ufer angekommen, gingen wir im Schilf in Richtung Wasserbillig. Hinter der Eisenbahnunterführung stand ein französischer Posten. Am Ausgang von Igel klettern wir nach Überquerung der Eisenbahn die Felsen hoch mit unserem Ziel, in Richtung Oberweis voranzukommen. Marschiert sind wir nachts auf Feld- und Waldwegen. Geschlafen haben wir tagsüber in Scheunen oder offiziell beim Bauern. Die Hunde habe ich gehasst, weil sie nachts in den Dörfern anschlugen. Ich erinnere mich noch an einen Bauern in Enzen. Er hat uns herzlich aufgenommen. Eine Cousine von mir aus Bettingen war dort im Dienst. Am 6. Dezember 1945 kamen wir im Elternhaus meines Vaters in Hütterscheid an. Nach einigen Ruhetagen ging es weiter Richtung Salzgitter. Auf diesem Weg möchte ich mich herzlich bei all diesen guten Menschen bedanken, die mich unterstützt haben. Niemand hat uns bei unserer Flucht denunziert. Weihnachten 1945 habe ich Salzgitter erreicht. Es gab ein großes Wiedersehen, denn ich war seit September 1944 von der Wehrmacht als vermisst gemeldet. Der Autor des Zeitzeugenberichts, Leo Stoffels, lebt in Salzgitter. Er ist in Luxemburg aufgewachsen. Seine Eltern stammen aus der Eifel.

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