"Auf d'r Eifler Eisebahne gibt's gar viele Haltstatione…"

KYLLBURG. Wenn einer eine Reise tut, hat er viel zu erzählen. So wie Thea Thömmes aus Kyllburg, die auf ihrer Bahnfahrt nach Ludwigshafen und zurück eine abenteuerliche Anhäufung von Einzelfällen erlebte.

 Als Thea Thömmes sich entschloss, nach Ludwigshafen zu reisen, hatte sie sich das etwas einfacher vorgestellt. Doch komplizierte Fahrkartensysteme und plötzliche Fahrplanänderungen ließen die Bahnfahrt aus ihrer Sicht aus dem Ruder laufen.Foto: Roland Grün

Als Thea Thömmes sich entschloss, nach Ludwigshafen zu reisen, hatte sie sich das etwas einfacher vorgestellt. Doch komplizierte Fahrkartensysteme und plötzliche Fahrplanänderungen ließen die Bahnfahrt aus ihrer Sicht aus dem Ruder laufen.Foto: Roland Grün

"Wissen Sie, ich bin schon oft mit der Bahn gefahren", sagt Thea Thömmes. Zwar hat die pensionierte Lehrerin aus Kyllburg auch ein Auto, für längere Strecken jedoch lässt sie sich lieber fahren. Doch was die ältere Dame erlebte, als sie neulich ihren Bruder in Ludwigshafen besuchte, lässt selbst die Fahrt mit dem Orient-Express wie eine Kaffeefahrt erscheinen.Das Abenteuer begann für Thea Thömmes am Vortag, als sie sich wie sonst auch am Bahnhof eine Karte nach Ludwigshafen kaufen wollte. Allerdings: In Kyllburg gibt es seit kurzem nur noch einen Fahrkartenautomaten, der lediglich Tickets für den Nahverkehrsverbund ausspuckt. "Am Bahnhof hat man mir erklärt, ich müsse entweder nach Erdorf oder Gerolstein fahren, um mir eine Karte zu besorgen, oder mir am Tag der fahrt in Trier eine Fahrkarte nach Ludwigshafen kaufen."Fahrkartenautomat mag nicht immer Scheine

Da Thea Thömmes nicht vorhatte, noch eine Eifel-Rundfahrt zu unternehmen, entschied sie sich für Letzteres und versuchte am nächsten Tag, am Automaten erst einmal eine Karte nach Trier zu erstehen. Kostenpunkt: Etwa vier Euro. Im Portemonnaie hatte Thea Thömmes jedoch nur drei Euro Kleingeld und einen 50-Euro-Schein. Ihr Pech: Wenn der Automat nicht genügend Wechselgeld hat, akzeptiert er Scheine dieser Größenordnung nicht, wie auch Bahnsprecher Gelfo Kröger auf Anfrage bestätigt. "Ein 50-Euro-Schein ist immer schlecht, weil möglicherweise sehr viel Wechselgeld ausgegeben werden muss." Klar, denn der Automat wechselt nur in Münzen.Glücklicherweise fand Thea Thömmes auf dem Kyllburger Bahnsteig einen Bekannten, der ihr einen Euro schenkte.In Trier angekommen, fand sich Thea Thömmes am Ende einer so langen Schlange, dass sie beschloss, ihre Fahrkarte lieber im Zug zu kaufen.Dort jedoch glaubte Thea Thömmes, ein Deja-Vu vom frühen Morgen zu erleben. "Die Zugbegleiterin sagte mir, sie könne die 50 Euro leider nicht wechseln", erinnert sich Frau Thömmes und wundert sich, dass Zugbegleiter selbst für 50 Euro nicht genügend Wechselgeld dabei haben. "Das kann schon mal vorkommen", erklärt hingegen Gelfo Kröger, "wenn mehrere Leute in einem Zug mit größeren Scheinen bezahlen."Bahnmitarbeiter am Schalter ist loyal

Also wartete Thea Thömmes, bis die Zugbegleiterin wieder zurückkehrte. Sicherlich könne sie dann wechseln, hatte die Bahnbedienstete der Reisenden avisiert. Jedoch musste Thea Thömmes feststellen, dass das Wechselgeld auch nach einer Stunde noch nicht reichte. "Die Frau bot mir an, eine Gutschrift auszustellen, die ich dann in Ludwigshafen am Schalter einlösen sollte", sagt Thea Thömmes. Während dessen bot ihr auch ein Fahrgast an, den 50-Euro-Schein zu wechseln. Zu spät, wie Thea Thömmes rasch einsehen musste. "Die Zugbegleiterin sagte, sie habe nun die Gutschrift ausgestellt und könne das auch nicht mehr rückgängig machen", wundert sich Thea Thömmes noch heute über das bürokratische Verfahren. Gelfo Kröger jedoch nimmt die Schaffnerin in Schutz: "Wenn ein Gutschein ausgestellt ist, dann ist er für die Buchhaltung aktenkundig geworden. Das heißt, er kann tatsächlich nicht mehr zurück genommen werden."In Ludwigshafen wurde Thea Thömmes von ihrem Bruder abgeholt, der sie zunächst zum Schalter begleitete, damit sie ihren Gutschein einlösen konnte. Während sie und ihr Bruder sich also anstellten, erzählte sie ihm, was sie auf der Hinfahrt erlebt hatte. Das bekam auch der Bahnbedienstete am Schalter mit und sprang seinem Arbeitgeber zur Seite: ",Im Stau auf der Autobahn warten die Leute stundenlang, ohne sich zu beklagen. Wenn ein Zug aber mal Verspätung hat, ist das Geschrei groߑ, hat mich der Mann ausgeschimpft", erinnert sich Thea Thömmes an den vorläufigen Höhepunkt ihrer Bahnreise. Zwar hatte ihr Zug tatsächlich Verspätung gehabt, aber das hatte sie gar nicht bemerkt. "Und so hab ich meinen Bruder gebeten, an einen anderen Schalter zu gehen, "denn von diesem Herrn wollte ich nicht mehr bedient werden". Das Einlösen klappte dann ohne weitere Hindernisse.Doch auch die Rückfahrt von Ludwigshafen nach Kyllburg wenige Tage später gestaltete sich nicht unproblematisch. Thea Thömmes hatte sich entschieden, wieder einen Zug zu nehmen, bei dem sie nur einmal umzusteigen braucht, nämlich in Trier. Zunächst warteten sie und ihr Bruder am Bahnsteig, als schließlich wenig später über Lautsprecher angekündigt wurde, dass der Zug zehn Minuten Verspätung habe. Tatsächlich hatte der Zug jedoch eine halbe Stunde Verspätung. "Angekündigt worden ist das aber nicht", sagt Thea Thömmes und erinnert sich, wie sie am zugigen Bahnsteig gefroren hat."Normalerweise sollte das nicht vorkommen", stellt Gelfo Kröger von der Bahn klar. "Aber diejenigen, die die Ansagen machen, sind die Fahrdienstleiter. Und die haben meistens viel zu tun. Da kann es sein, dass es in der Hektik vergessen worden ist, die Verspätung noch mal anzukündigen."Allerdings lief der Zug immer noch rechtzeitig genug in den Ludwigshafener Bahnhof ein, damit Thea Thömmes in Trier ihre Anschlussfahrt erreichen konnte. "Um 18 Uhr sollte ich in Kyllburg sein. Das hätte mir noch gereicht, um die Kirchenchorprobe zu besuchen." Doch - man mag es sich gedacht haben - es kam anders. Bereits nach kurzer Fahrt stoppte der Zug. Wegen eines Feuers an der Bahnstrecke konnte die Fahrt erst fortgesetzt werden, nachdem der Brand gelöscht war.In Homburg angekommen, musste Thea Thömmes halbwegs irritiert zur Kenntnis nehmen, dass der Zug entgegen ihrer Erwartung nicht bis nach Trier fuhr, sondern an diesem Tag bereits in Homburg wieder umkehrte.Endstation Homburg

"Also musste ich doch zweimal umsteigen", ärgert sich Thea Thömmes, und in Trier angekommen, waren alle Anschlusszüge nach Kyllburg weg. Gelfo Kröger erklärt, wie es zu solchen plötzlichen Fahrplanänderungen kommt: Die Fahrplaner müssen nämlich nicht nur die Fahrt von Thea Thömmes, sondern das Ganze im Auge behalten. "Und wenn es da an einer Stelle klemmt, kann das unter Umständen den ganzen Fahrplan durcheinander bringen", erklärt Kröger das, was Thea Thömmes verwundert zur Kenntnis genommen hatte. Ihr hilft diese Erkenntnis auch nicht wirklich, denn sie kam nicht nur zwei Stunden später als geplant in Kyllburg an, sondern verpasste zudem auch noch ihre Kirchenchorprobe.Jetzt hat Thea Thömmes ihre Bahnabenteuer zum Anlass genommen, der Bahn zu schreiben, obwohl sie auch weiterhin via Schiene reisen möchte. "Ich hab denen nach Koblenz einen Brief geschrieben und mal gefragt, was aus unserer guten alten Bahn geworden ist." Und wenn nichts schief geht, bekommt sie auch Antwort. Gelfo Kröger: "Solche Briefe gehen an die Kundenbetreuung. Frau Thömmes kriegt auf jeden Fall eine Antwort", verspricht Kröger.Und wenn sie nächstes Mal nach Ludwigshafen reisen will, kann sie sich ihre Fahrkarte im Internet bestellen oder über die Hotline 11861 (60 Cent pro Minute). Dann wird die Karte frei Haus geliefert - gegen Kreditkartenzahlung. Oder sie fährt gleich nach Erdorf zum Bahnhof.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort