"Auf nichts wollen wir verzichten"

KÖRPERICH. Ein alter Haudegen tritt zur Kommunalwahl im Juni nicht mehr an: Während der Amtszeit von Noch-Bürgermeisters Willi Leisen sind in der Gaytal-Gemeinde gut 20 Millionen Euro öffentliche Gelder investiert worden.

Es ist weder Amtsmüdigkeit noch Politikverdrossenheit, die den 72-jährigen CDU-Kommunalpolitiker Willi Leisen zu einem Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Ortsbürgermeister von Körperich bewogen hat. Es ist einzig die Erkenntnis: "Man sollte aufhören, ehe es zu spät ist." Das jedenfalls ist die Devise des scheidenden Gemeindechefs. "Es muss ein Generationswechsel her, und ein Jüngerer soll es in Zukunft richten", sagt Leisen.Körperich wuchs über sich hinaus

Willi Leisen kann bei seinem Abschied auf manches zurückblicken, was gut gelaufen ist. So ist in Körperich die Einwohnerzahl - entgegen dem Trend - nicht nur stabil geblieben. Körperich ist sogar gewachsen. Viel Arbeit und eine Menge Aufgaben habe er bei seiner Amtsübernahme im Februar 1986 vorgefunden, erinnert sich Leisen. Erfahrungen in der Menschenführung hatte er bereits in seiner 20-jährigen Amtszeit als Personalratsvorsitzender des Straßenbauamts in Gerolstein erworben. Flurbereinigung und Kanalisation für die aus den vier (vormals selbstständigen) Ortsteilen Körperich, Obersgegen, Niedersgegen und Seimerich bestehende Gemeinde waren zu schultern. Damit verbunden war ein kompletter Neubau des gesamten Straßen- und Wegenetzes. Als Willi Leisen 1986 außerplanmäßig das Amt von seinem erkrankten Vorgänger Ernst Heck übernahm, stand als dringlichste Aufgabe zunächst jedoch ein Bebauungsplan für den Ortsteil Obersgegen auf der Agenda. Besonders stolz ist Leisen auf die damals gegen alle Bedenken durchgeboxte, gut funktionierende Teichkläranlage. Vier Neubaugebiete mit insgesamt 85 Bauplätzen sichern heute die Fortentwicklung der Gemeinde. Ins Grübeln gerät er bei der Frage, was das wichtigste Projekt in seiner Ära gewesen sei. "Alles war wichtig, und auf nichts wollen wir verzichten", ist sein Resümee nach getaner Arbeit. Bedauern kommt auf, wenn sein Blick sich auf das viel kritisierte Projekt Gaytal-Park richtet. Viel Herzblut habe er als Bürgermeister der Standortgemeinde für dieses Projekt aufgebracht. "Die Erwartungen für uns und die ganze Region waren groß, und was ist daraus geworden?" lautet Leisens resigniertes Fazit. Doch das Erreichte und Gelungene überwiegen beim Rückblick. Eine umfassende Dorferneuerung, ein großer Campingplatz, ein gut ausgestattetes Dorfgemeinschaftshaus, ein (in der Erweiterung befindliches) Seniorenheim, eine intakte Infrastruktur - all das zählt Leisen zu einem gut bestellten Feld, das er im Juni an einen Jüngeren übergeben will. Zu den Grundlagen für den Erfolg seiner Arbeit zählt Leisen zum einen, dass Körperich Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung war. Auch die "immer am Gemeinwohl orientierte Zusammenarbeit im Rat" habe dazu beigetragen. Eines ist ihm jedoch besonders wichtig "Ohne die wirklich sehr gute Zusammenarbeit mit dem damaligen Verbandsbürgermeister Günter Kessler wäre vieles in Körperich nicht so, wie es heute ist."

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