Aufklären, bilden und informieren

JÜNKERATH. Das Netz der Globalisierungskritiker, die sich unter dem Namen "Attac" zusammentun, wird immer dichter. Auch in der Vulkaneifel hat sich ein Arbeitskreis gegründet.

Vor kurzem in den Tagesthemen der ARD: ein Bericht über mexikanische Maisbauern. Reihenweise geben sie den Anbau auf, weil sie keine Chance gegen den billigen Import-Mais aus den USA haben. Das Ende der Geschichte? Nicht ganz: Viele der Bauern beschließen nämlich, über die Grenze zum nördlichen Nachbarn zu gehen - als illegale Einwanderer. Und damit tragen sie ihre Not zurück in das Land, das ihre Existenzen vorher ausgeknockt hatte. Ein typisches Beispiel für die Auswirkungen einer aus dem Ruder laufenden Globalisierung. In einer entgrenzten Welt werden nicht nur die Profite grenzenlos, sondern auch die Probleme. Dagegen will "Attac" sich wehren.Diffuse Problematik, diffuses Bündnis

Linke Spinner, Randalierer und Anti-Amerikaner: Für viele bilden sie das Hauptpersonal der Globalisierungskritiker und von "Attac" - vor allem vor dem Hintergrund der Krawalle von Genua. Doch so einfach ist die Sache nicht - wie auch die Globalisierung selbst und ihre Auswirkungen auf jeden Einzelnen. "Das Ganze ist sehr diffus", sagt Stefan Barth aus Jünkerath-Glaadt, der die Vulkaneifel-Gruppe gemeinsam mit Gudrun Müller aus Esch ins Leben gerufen hat. "Und deshalb ist auch ,Attac' sehr diffus." Barth ist sich der Komplexität der Thematik und des Problems mit dem Chaoten-Image bewusst - und setzt deshalb so sachlich wie möglich auf "Aufklärung, Bildung und Information". Bei den weltweit aktiven Globalisierungskritikern ist viel die Rede von "Neoliberalismus", von "transnationalen" Konzernen und Geschäften sowie von der Welthandels-Organisation WTO, die in erster Linie auf Seiten der großen Industrienationen stehe. Vieles davon klingt auswendig gelernt, pauschal, reflexhaft. Auch das wissen Barth und Müller, und deshalb wollen sie vor allem lokale Probleme thematisieren - wie beispielsweise die Schließung der Jünkerather Post. Die Attac-Gruppe sammelte Hunderte von Unterschriften und schickte das Päckchen den Verantwortlichen zu. Ändern wird das vermutlich nichts - "aber wir machen es publik und wir zeigen zumindest, dass es diesen Widerspruch gegeben hat". Das Kuriose sei dabei, "dass zur gleichen Zeit Werbekampagnen zum weltweiten Paketversand gemacht werden, und die kosten richtig Geld". Der Vorteil von "Attac" - die Offenheit als Netz ohne Führungsebene - ist allerdings auch das große Problem. Die Organisation ist ein Sammelbecken aller möglichen Gruppen. Vor den Randalierern und Radikalen habe sie selbst "ein bisschen Angst", gesteht Gudrun Müller. "Aber es kommen ja auch ganz normale Bürgerliche, wie ich." Sie sei Zeit ihres Lebens "ein unpolitischer Mensch gewesen", jetzt aber wolle sie etwas tun: "Unser Staat ist fast bankrott, die öffentlichen Kassen sind leer, alles wird privatisiert - da hinter zu gucken, das interessiert mich. Ich habe Enkel, und ich habe Angst, dass sie arbeitslos werden." Das nächste Treffen der Gruppe ist am heutigen Freitag, 19.30 Uhr, in den Dreiser "Vulkanstuben". Weitere Informationen unter Telefon 06597/4272 oder 06597/9605080, Internet: http://5nach12.ddaten.de

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