Auftakt zur Stadtteilserie: Bitburg zieht Bewohner an, nur nicht überall gleich

Bitburg · Bitburg gewinnt – an Neubauten, an Einwohnern, an Größe. Immer mehr Menschen wählen Bitburg zu ihrer Heimatstadt. Allein dieses Jahr sind mehr als 100 Neubürger zugezogen. Welcher Stadtteil ist am beliebtesten? Woran liegt’s? Und wie sieht Bitburgs Zukunft aus?

Auftakt zur Stadtteilserie: Bitburg zieht Bewohner an, nur nicht überall gleich
Foto: TV-Grafik: Birgit Keiser

Die Stadt wächst. Innerhalb der letzten 20 Jahre ist die Zahl ihrer Einwohner um mehr als 1000 auf 14.244 Menschen gestiegen. Mehr als 100 davon haben sich allein dieses Jahr dazu entschlossen, neu nach Bitburg zu ziehen.
Für Bürgermeister Joachim Kandels ist das schnell erklärt: "Wir haben eine gute Infrastruktur, Schulen, Ärzte, Arbeitsplätze", sagt er. "Und wo Menschen Arbeit haben, da wohnen sie auch gerne." Nicht zuletzt sei der jüngste Zuwachs auch der guten Vermarktung der Baugebiete und Eigentumswohnungen, wie jetzt am Spittel, zu verdanken - aber das seien dann doch nicht nur junge Leute, sagt Kandels: "Viele suchen in Bitburg ihren Alterswohnsitz, weil sie hier alles zu Fuß bewältigen können - und verkaufen dafür dann ihren Hof auf dem Dorf."
Trotzdem: Es gibt nichts, worauf man sich ausruhen will. Im Gegenteil: "Wir haben noch einiges zu stemmen", sagt Kandels - vom Breitbandausbau bis zur Verkehrsplanung. Er legt zudem Wert darauf, dass sich die "Stadtteile gleichwertig entwickeln" können. Dort hat sich die Einwohnerzahl in der Vergangenheit nämlich durchaus in unterschiedliche Richtungen bewegt. Aber der jüngste Trend, der geht bei allen wieder leicht nach oben.

Kein Stadtteil ist so rasant gewachsen wie STAHL von 827 auf 1093 Einwohner seit 1995. Ortsvorsteher Willi Heyen erklärt, warum: "Seit dem Jahr 2000 sind bei uns drei Baugebiete mit insgesamt 150 Baustellen entstanden", sagt er. "Und die sind auch alle größtenteils bebaut." Es seien überwiegend junge Familien zugezogen: "90 Prozent", schätzt Heyen. "Stahl ist ein attraktiver Stadtteil und als Wohnort beliebt". Der Großteil des Baulands sei von privater Seite erschlossen worden, und "das machen die nur, wenn sie auch verkaufen können". Was die Ausweisung von neuen Baugebieten angehe, seien die Grenzen aber nun erreicht. Jetzt wolle man sich im Rahmen von "Zukunftscheck Dorf" verstärkt mit dem demografischen Wandel auseinandersetzen: "Wir wollen wissen: Wo geht die Reise hin?" Und dann: handeln.

Stahlhat derart zugelegt, dass der Stadtteil den bislang größten jetzt sogar überholt hat: nämlich MÖTSCH. Und das, obwohl der in den letzten Jahren auch gewachsen ist - und von 2010 auf 2011 die 1000er-Marke wieder überschritten hat. Man wolle in Mötsch aber gar nicht "auf Teufel komm raus einen Wachstumskurs hinlegen", sagt Heiko Jakobs. Dem Ortsvorsteher liegt mehr am Herzen, Neubürger auch wirklich zu integrieren und den Zusammenhalt im Ort zu stärken, und zwar über Generationen hinweg - "da gehen unsere sämtlichen Bemühungen hin", sagt er. Über die Schaffung von Wohnraum werde aber durchaus nachgedacht: Dabei sollen aber künftig nicht einfach Einfamilienhäuser hingestellt, sondern Modelle entwickelt werden, die nicht zuletzt auch den Ort und das dörfliche Leben attraktiver gestalten - "wir schauen zum Beispiel, wo innerörtlich Flächen zum Bebauen genutzt werden können".

Kinder und junge Familien, die wünscht sich Hermann Josef Fuchs für MATZEN: "Wir sind ja der Stadtteil, der den größten Abstieg gemacht hat." Von 2005 bis Ende 2014 hat Matzen alles in allem 85 Einwohner eingebüßt. Jetzt aber geht die Kurve "jaja, engegen den Erwartungen", wie Fuchs sagt, wieder etwas nach oben: Heute leben in Matzen 438 Menschen - das sind plus 13 im Vergleich zum Vorjahr. Abwanderungen, nennt Fuchs einen Grund für die Verluste. "Und es gibt keine Baustellen. Seit mehr als 30 Jahren gibt es kein Baugebiet mehr." Die Mieten seien jedoch moderat und die Wohnlage ja durchaus interessant. "Ich denke, wir werden uns da noch weiterentwickeln."

Darauf hofft auch ERDORF - neben Matzen "sind wir die einzigen, die etwas rückläufig sind", sagt Ortsvorsteher Werner Becker. 620 Einwohner waren es vor 20 Jahren, heute: 568. Doch auch hier ist ein Anstieg von 2014 auf 2015 zu beobachten - nämlich um plus 29 Bürger. Gefragt nach den Gründen für den Rückgang nennt Becker den "Weggang von jüngeren Leuten" und die "Sterberate". Und: "Auch wir haben seit 30 Jahren kein Neubaugebiet mehr - aber das soll ja jetzt kommen." Der Bebauungsplan sei rechtskräftig, in etwa einem Jahr könne man mit dem ersten Bauabschnitt loslegen, schätzt Becker. "Das sind zunächst 19 Baustellen. 13 weitere im zweiten Abschnitt." Was daneben in Zukunft noch anstehe: ein Mehrgenerationenplatz in der Dorfmitte und Überlegungen, was man für eine Verkehrsberuhigung und gegen Leerstände tun könne.

Gewachsen ist auch MASHOLDER - und das "ganz harmonisch", wie Thomas Kröffges sagt. Lebten dort vor 20 Jahren 422 Menschen, so sind es heute 463. Das Rezept dafür kennt der Ortsvorsteher auch: "Eine gesunde Mischung von alteingesessenen Familien im Ortskern und Zugezogenen in den Neubaugebieten." Aktuell wird das Baugebiet "In der Persch", wo Platz für rund 50 Baustellen ist, nach und nach besiedelt. Trotzdem sei man nicht der klassische Stadtteil, der über Neubaugebiete gewachsen sei, sagt Kröffges. Und keinesfalls wolle man, dass der Dorfkern dadurch leerer werde - im Gegenteil: Diesen gelte es nach wie vor "als Keimzelle des Ortes" zu erhalten. "Und das gelingt uns ganz gut", sagt Kröffges.

IRSCH hat Bestand - wenn auch kleinen: 17 Einwohner vor 20 Jahren, 16 heute. "Da kennt jeder jeden", sagt Heinz Bausch stellvertretend für Ortsvorsteherin Margret Berger. Der demografische Wandel sei zwar überall ein Thema, aber: "Die stadtnahen Gebiete werden immer Bestand haben. Da bin ich mir sicher." Etwas besseres könne einem nicht passieren: Ein, zwei Kilometer Entfernung in die Stadt - und trotzdem in freier Natur leben.

Der TV schaut in einer Serie auf Projekte für die Zukunft in der Kernstadt und den Stadtteilen. Von unseren Lesern wollen wir wissen: Was würden Sie wo verändern? Warum wohnen Sie gerne in Ihrem Stadtteil? Schreiben Sie uns an eifel@volksfreund.de, Name und Wohnort nicht vergessen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort