Aus Teheran ins beschauliche Bitburg

Bitburg · 1000 Menschen aus 80 Ländern leben in Bitburg. Eine davon ist Soussan Evers-Khazaeli. Die Iranerin lebt seit 1986 in der Kreisstadt. Im Alter von 26 Jahren ist sie damals von Teheran nach Deutschland geflohen.

 Soussan Evers-Khazaeli informiert sich täglich im Internet über die neuesten Nachrichten. Auch persische Zeitungen kann sie auf diese Weise lesen. TV-Foto: Stefanie Glandien

Soussan Evers-Khazaeli informiert sich täglich im Internet über die neuesten Nachrichten. Auch persische Zeitungen kann sie auf diese Weise lesen. TV-Foto: Stefanie Glandien

Bitburg. Der Neustart in der Fremde war für Soussan Evers-Khazaeli nicht einfach. Aus politischen Gründen flüchtete die Iranerin 1986 aus ihrem Land nach Deutschland. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ingelheim, Landkreis Mainz-Bingen, kam sie nach Bitburg.
Der Wechsel von der Neun-Millionen-Einwohner-Stadt in den eher beschaulichen Eifelort ist der jungen Frau damals schwergefallen. "Ich habe oft geweint. Für mich war das wirklich hart", erinnert sich die zierliche Frau und ergänzt: "Auch für die anderen Flüchtlinge war das schwer. Doch jeder, der seine Heimat verlässt, hat einen guten Grund dafür."
Die Einsamkeit, das Kommunikationsproblem und der Verlust der Arbeitsstelle machten der Juristin zu schaffen. Anfangs konnte sie sich nur auf Englisch verständigen. Dann besuchte sie einen Deutschkurs, den ein Lehrerehepaar anbot. Ab da ging es aufwärts. "Die beiden sind noch heute meine besten Freunde."
Später lernt sie ihren deutschen Mann kennen, bekommt zwei Kinder. Seit dem Jahr 2000 hat sie die doppelte Staatsbürgerschaft. Als Juristin hat sie in der Eifel keine Anstellung gefunden, obwohl sie in Deutschland weiter studiert hat. "Ich hätte in Bonn und Berlin anfangen können, doch da hatte ich schon eine Familie und konnte Bitburg nicht verlassen", sagt sie.
Doch auch so hat Soussan Evers-Khazaeli ihren Weg gefunden. Sie ist an der Volkshochschule in Bitburg Dozentin, lehrt dort vegetarische Küche und arabische Rezepte. An der Grundschule Nord betreut sie nachmittags Kinder. Auch als Übersetzerin ist sie für Verwaltungen aktiv. "Wenn Landsleute Probleme haben, wird meine Telefonnummer weitergegeben. Manche sind froh, wenn sie mit jemandem in ihrer Sprache sprechen können."
Sie sei liberal erzogen worden. Doch die Religion habe sie heimatlos gemacht. "Auf dem Papier bin ich eine Muslimin. Man erbt eine Religion, so wie eine schöne Vase. Die kann man nicht wegwerfen oder kaputt machen."
In der neuen Heimat gefällt ihr die Landschaft besonders gut. Außerdem liest und kocht sie gerne. "Ich interessiere mich für Geschichte und Politik", sagt sie. Täglich liest sie parallel zu deutschen Zeitungen auch die persische Presse im Internet. Außerdem schaut sie gerne die Nachrichten im Fernsehen. "Fernsehgucken ist gut, um eine Sprache zu lernen. Anfangs habe ich mit den Kindern zusammen Zeichentrickfilme gesehen und versucht, Kinderbücher zu lesen." In Teheran leben noch ihre drei Brüder. Seit ihrer Flucht war sie erst zweimal wieder in der alten Heimat. "Ich habe mein halbes Leben im Iran und mein halbes Leben in Deutschland verbracht", sagt die 52-Jährige. "Wenn ich im Flugzeug sitze, um in den Iran zu fliegen, freue ich mich. Wenn ich zurückfliege, freue ich mich auch - weil ich beide Länder lieb habe."

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