Ausfahrt zum aus der Haut fahren

Mehr als ein Dutzend Bewohner vom Rautenberg und aus der Prümer Straße in Bitburg gehen auf die Barrikaden. Sie sind nicht einverstanden mit den Plänen für das Rautenberg-Zentrum. Ihr Protest richtet sich vor allem gegen eine Ein- und Ausfahrt für das Fachmarktzentrum.

 Zur Entlastung des Kreisels Brodenheckstraße soll am Rautenberg die Ausfahrt des Fachmarkt-Zentrums entstehen. TV-Foto: Harald Jansen

Zur Entlastung des Kreisels Brodenheckstraße soll am Rautenberg die Ausfahrt des Fachmarkt-Zentrums entstehen. TV-Foto: Harald Jansen

Bitburg. Ihre Kritik am Rautenberg-Zentrum mit einer Nutzfläche von 10 000 Quad-ratmetern haben die zukünftigen Nachbarn in einem Schriftsatz zusammengefasst und diesen an Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit, die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat und an die Mitglieder des Bauausschusses gesandt. Die Kommunalpolitiker haben diesen Brief offensichtlich aufmerksam gelesen. Denn in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses kamen die Sorgen der Bürger deutlich zur Sprache. Und auch die Stadt hat reagiert. Am Samstag, 23. Juni, 10 Uhr, gibt es im großen Sitzungssaal in der Stadtverwaltung eine von Anliegern geforderte Bürgerversammlung, in der die Bürger ihre Fragen zum Rautenberg-Zentrum stellen können. Vertreter der Stadtverwaltung und die Planer werden dann Rede und Antwort stehen.Es drohen Staus bis auf die Bundesstraße 51

Hauptthema der vormittäglichen Versammlung wird wohl die nördliche Ein- und Ausfahrt des Fachmarkt-Zentrums sein, die in früheren Plänen nicht vorhanden war. Problematisch ist aus Sicht der Anwohner unter anderem, dass die neue Ein- und Ausfahrt einen für Autofahrer nur schwer einsehbaren und stark frequentierten Gehweg kreuzt. Zudem müsse der Anlieferverkehr in den Abend- und Nachtstunden sowie an Sonn- und Feiertagen geklärt werden.Leni Müller, die gemeinsam mit Klaus Trierweiler Einspruch erhoben hat gegen das Projekt, hält die Ausfahrt für widersinnig. "Die Autos müssen durch den Kreisel an der Brodenheckstraße fahren, auch wenn sie aus der Rautenbergstraße Richtung Erdorfer Straße wollen", sagt Müller. Grund dafür ist das Rechtsabbiegegebot an der Aral-Tankstelle. Schon vor der Bürgerversammlung hat nun beispielsweise Hermann-Josef Rass (CDU) signalisiert, dass der zusätzliche Verkehr in der Rautenbergstraße noch nicht beschlossene Sache ist. "Da werden wir nicht mitmachen", sagte Rass, der eine Linksabbiegespur aus Richtung Neuerburger Straße ausschloss. Weitere Ausschussmitglieder äußerten ebenfalls Bedenken. So sei beispielsweise nicht geklärt, wie Fußgänger vom Haupteingang an der Ecke Neuerburger Straße/Rautenbergstraße in die Innenstadt gelangen sollen. Absage an Unterführung

Bisher gibt es dort noch nicht einmal Querungshilfen. Und ob ein richtiger Fußgängerüberweg an dieser Stelle machbar ist, ist derweil fraglich. Einer von Jürgen Port (Liste Streit) ins Spiel gebrachten Fußgängerunterführung erteilte Planer Bruno Schürholz derweil eine Absage. Manfred Kürten stellte schließlich die Frage, die viele seiner Kollegen ebenfalls bewegte: "Warum muss überhaupt eine Ausfahrt an den Rautenberg? Das ist mir schleierhaft." Die Antwort gab Heinz Reckinger. "Der Kreisverkehr an der Brodenheckstraße schafft den zu erwartenden Verkehr nicht", sagte der Bauamtschef. Schon jetzt gebe es während der Stoßzeiten Staus am Kreisel. Der für die Straßenplanung zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) fürchtet, dass sich nach Eröffnung des Fachmarkt-Zentrums mit geplanten 320 Parkplätzen der Verkehr teilweise bis auf die B 51 zurückstaut. Deshalb habe der LBM ursprünglich gar eine Straße vom Kreisel um das neue Zentrum herum zur Rautenbergstraße gefordert, sagte Reckinger.Bürgermeister Streit sagte angesichts der bereits heute starken Verkehrsbelastung in diesem Teil der Stadt, dass erst der Bau der geplanten Nord-Ost-Tangente eine spürbare Entlastung bringen werde. Zuvor wird der Verkehr im Bereich Neuerburger Straße, Rautenbergstraße und Prümer Straße auch ohne den Bau des Rautenberg-Zentrums zunehmen. Schließlich wird in Sichtweite zum Rautenberg mit Hochdruck der Bau von Stadthalle und Bit-Erlebniswelt vorbereitet. Im Eröffnungsjahr erwarten die Macher 40 000 Besucher der Brauerei-Schau. Und die werden größtenteils mit PKW und Bussen in die Stadt kommen. Meinung Querungshilfen reichen nicht Wie hoch, wie breit und wie gestaltet? Über all diese Fragen wurde beim Rautenberg-Zentrum bisher diskutiert. Eher weniger beleuchtet scheint der Punkt gewesen zu sein, wie die erwarteten Käufer in die Stadt hinein- und hinauskommen. Die Ausfahrt zur Rautenbergstraße ist wohl angesichts der Kreuzungs- und Kreiselproblematik an der Neuerburger Straße nicht die passende Lösung. Ebenfalls nicht geklärt zu sein scheint, wie die Kunden des Fachmarkt-Zentrums schnell, bequem und sicher in die Innenstadt gelangen sollen. Und dass, obwohl gerade die Verzahnung von Fußgängerzone und Zentrum als der Clou des Projekts gefeiert wurde. Und dass, obwohl Kritiker am Zentrum mit dem Hinweis auf die fußläufige Verbindung beschwichtigt wurden. Nun müssen Planer und Entwickler des Millionen-Projekts beweisen, dass das Zentrum integraler Bestandteil der Innenstadt ist. Mit Querungshilfen allein dürfte das nicht zu bewerkstelligen sein. Es wird wohl aufwändiger und kostspieliger, Stadt-Zentrum und Fachmarkt-Zentrum zu verbinden. Und es stellt sich die Frage, wer das zahlt. h.jansen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort