Austausch in der guten Stube

BITBURG/PRÜM. Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung und das Gesundheitsministerium haben ein neues Projekt gestartet: "Zu Gast bei Familie … – FamTische". Im TV-Interview erklärt Caritas-Berater Josef Fuchs, wie Eltern dabei mehr über Erziehung lernen können.

Herr Fuchs, wie kam es zu den "FamTischen" als neue Form der Gesundheitsförderung und Suchtprävention?JOSEF FUCHS: Die Landeszentrale ist immer darauf bedacht, neue Modelle und Themen aufzugreifen. Die Projektidee stammt aus der Schweiz von Jean-Pierre Weiss. Nach einer Vorstellung bei einer Tagung sind Leute geschult worden, die das Projekt vor Ort voran bringen sollen. Dazu gehöre ich. Wie läuft eine FamTisch-Veranstaltung konkret ab?FUCHS: Wir wollen Mütter und Väter dafür gewinnen, sich in privatem Rahmen mit Erziehungsthemen zu befassen. Ein Gastgeber lädt einige Bekannte zu sich nach Hause ein und stellt sein Wohnzimmer oder seine Küche zur Verfügung. Ein Moderator gibt einen Einstieg mit Video oder DVD und stößt eine Diskussion an. Eine solche Gesprächsrunde dauert etwa zwei Stunden. Über welche Themen unterhalten sich die Teilnehmer?FUCHS: Das hängt unter anderem von der Zielgruppe ab. Je nach Alter der Kinder gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Die Teilnehmer kennen das jeweilige Thema vorher und können sich schon darüber Gedanken machen. Beispiele sind Umgang mit Hausaufgaben, Kindern Grenzen setzen, Alkoholkonsum, Fernsehen. Was haben die Eltern davon?FUCHS: Sie tauschen positive und negative Erfahrungen aus, erweitern ihre Perspektive. So können sie Fehler vermeiden, die andere in ähnlichen Situationen gemacht haben. Wir wollen einen Impuls setzen, über Werte und Einstellungen zu sprechen statt etwa über Arbeits- und Freizeitthemen. Dazu gibt es doch längst Elternabende und Seminare.FUCHS: Wir setzen die Schwelle bewusst niedrig. Bei "FamTische" treffen die Teilnehmer Gleichgesinnte aus der eigenen Nachbarschaft und Bekanntschaft. Sie können sich deshalb vielleicht besser öffnen als in größerer, anonymer Runde. Das System hat sich schon bewährt. Welche Hilfe bekommen die Moderatoren?FUCHS: Ich schule die künftigen Moderatoren einen halben oder ganzen Tag. Sie bekommen Informationsmaterial. Wir besprechen den Ablauf eines "FamTisches" und mögliche Themen. Wie wollen Sie Gastgeber und Moderatoren finden?FUCHS: Neben den öffentlichen Aufrufen gehe auch aktiv auf mögliche Helfer zu. Bei Kindergärten, Schulen und Frauengemeinschaften frage ich nach, welche Eltern vielleicht interessiert wären. Wir suchen keine Psychologen oder Pädagogen, sondern ganz gewöhnliche Menschen. Müssen die Teilnehmer etwas bezahlen?FUCHS: Nein, das ist kostenlos. Die Moderatoren bekommen eine kleine Aufwandsentschädigung, die Gastgeber eine kleine Aufmerksamkeit. Und sie finden vielleicht Gefallen daran, mal eine neue Rolle auszuprobieren. Das Gespräch führte TV-Redakteur Marcus Hormes. Wer Interesse an der Moderation von FamTischen hat, Gastgeber spielen oder einfach teilnehmen möchte, kann sich bei Josef Fuchs unter Telefon 06561/9671-0 (Caritas in Bitburg) melden. Infos im Internet: www.famtische.de.

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