"Bäcka-Jupp aous Idem"

IDENHEIM/MECKEL. (red) Links und rechts von der B 51 als "Bäcka-Jupp aous Idem" bekannt: Jahrzehntelang lieferte Josef Meyer in der Eifel seine Backwaren aus. Zum 90. Geburtstag des Idenheimer Originals plaudert Ortsbürgermeister Josef Junk aus Nähkästchen.

Aber nicht ohne Vorwarnung: "Wann dou dissmaal eppes schreifs, daan doarfst dou awer net näss fagässen, Meckel ze awähnen", bat der Jubilar Idenheims Ortsbürgermeister Josef Junk. Schließlich stammt "Bäcka Jupp" gebürtig aus Meckel. Und dass der kleine Eifelort anlässlich seines 85. Geburtstages nicht als einer der Orte, die er ebenfalls mit Backwaren beliefert hat, erwähnt war, sorgte nicht nur in Meckel für reichlich Gesprächsstoff. Schließlich ist Josef Meyer als "Bäcka Jupp" jenseits und diesseits der B 51 bestens bekannt.Der 90-jährige Pensionär lebt - seit seine Frau Martha vor vier Jahren verstorben ist - allein im eigenen Haus in Idenheim, wo ihn seine vier Töchter täglich betreuen und versorgen. Mit seinen 90 Jahren fühle er sich "ganz good, wann eich nommen noch besser sehn deet".Viel hat Josef Meyer in seinem langen und bewegten Leben schon gesehen: Nach seiner Prüfung zum Bäcker-Gesellen arbeitete er bis 1939 in Oberweis. Dann wurde "Bäcka Jupp" zum Wehrdienst einberufen. Seine Vorgesetzten ermöglichten es ihm, 1940 die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk zu absolvieren. Der Meisterbrief hat neben dem "Goldenen Meisterbrief", den ihm die Handwerkskammer 1990 verlieh, noch heute über dem alten Ofen einen würdigen Platz. "Sein Handwerk" kam ihm auch in Nordafrika zu Gute, wo er Anfang der 40er Jahre für fünf Jahre in englische Kriegsgefangenschaft geriet: Die Engländer setzten "Bäcka Jupp" entsprechend seiner Qualifikation in der Küche ein.1951 war für Josef Meyer ein besonders wichtiges Jahr: Nach ersten Erfahrungen als Meister in einer Bäckerei in Welschbillig wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und reaktivierte einen bereits stillgelegten Bäckereibetrieb in Kordel. In einem alten Ford mit Kastenaufbau brachte er seine Ware zur Kundschaft nach Idenheim, Trimport, Dahlem, Sülm, Röhl, Scharfbillig, Eßlingen, Badenborn und - Achtung!!! - Meckel sowie später auch nach Nieder- und Oberstedem. Auf einer seiner Auslieferungstouren lernte "Bäcka Jupp" auch die junge Martha Weber aus Idenheim kennen, die er 1953 heiratete. Noch vor der Hochzeit hatte der Jubilar neben dem Elternhaus seiner Frau ein Grundstück erworben und dort in kürzester Zeit eine damals äußerst moderne Backstube bauen lassen.18 Vierpfünder-Brote für einen Zentner Weizen

Es dauerte nicht lange, da trafen sich die ganzen Nachbarskinder zum Spielen bei "Bäcka Jupp", wo sie sehnsüchtig auf die frischen Brötchen warteten. Denn Brot war ein gefragtes Nahrungsmittel in den 50er Jahren: So hatte der Idenheimer einen Landwirt in der Kundschaft, dem er zweimal wöchentlich 18 Brote zu je vier Pfund lieferte. Bauern, die ihre eigenen "Baachouwen" still gelegt hatten, erhielten bei "Bäcka Jupp" als Gegenwert für ihren Weizen Brotmärkchen: Ein Zentner Weizen machte 18 Brote zu vier Pfund. Heute könnte er für die gleiche Menge Getreide höchstens zweieinhalb Brote zu je zwei Pfund verrechnen, beschreibt der Jubilar den Wertverfall. Zweipfünder-Brote hingegen waren in den 50er Jahren kaum gefragt: "Hei onn dao moal en Beamtenhoushalt oder aal Lätt, die daat gebraucht hunn."Mit Wehmut schloss "Bäcka Jupp" im Alter von 65 Jahren seinen Betrieb. "Damit war, neben vielem anderen, auch das Handwerk des Jubilars aus dem Ort Idenheim verschwunden", bedauert Bürgermeister Junk.Überrascht und gerührt war "Bäcka Jupp", als ihm sein ehemaliger Geselle "Odem" gratulierte. Der aus Röhl stammende Adam Peters wohnt heute in Burbach und ließ es sich nicht nehmen, seinem "alten Meister" zu gratulieren. "Deen Odem hun mier immer gesoat, daat as de Geseel mat Housanschluss", deen hott zur Familich gehuurt", sagt der Jubilar schmunzelnd.Neben seiner Familie, seinen vier Töchtern und sechs Enkelkindern sowie der ganzen Nachbarschaft überbrachte im Namen von Landrat Roger Graef und Verbandsbürgermeister Jürgen Backes der zweite Beigeordnete der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, Josef Biewer, seine Glückwünsche - und natürlich Ortsbürgermeister Josef Junk.Der Musikverein "Harmonie Idenheim", in dem auch Meyers jüngste Tochter Birgit mitspielt, brachte "Bäcka Jupp" zu Ehren ein Ständchen dar. Sie alle wünschen "eesen Bäcka Jupp" alles Gute und weitere frohe Jahre.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort