Basilika rot-weiß

Die Prümer sind wie immer ordentlich gerüstet. Das sieht man in diesen Tagen besonders gut an der Basilika. Dort wachsen die Stangen immer höher, fast in den Himmel hinein. "Die haben offenbar einen guten Draht nach oben", meinte meine Frau Walburga; allerdings wohl eher scherzhaft.

Denn die Probleme der Prümer sind in Wirklichkeit rein weltlicher Natur: Ihre Kirche ist nämlich schlicht in die Jahre gekommen. Trotzdem kocht mal wieder die Gerüchteküche. Damit, dass die Türme neue Schieferplatten bekommen, können sich die Abteistadtbewohner ja noch abfinden; aber dass ihre Kirche nun wieder weiß gestrichen werden soll - nein, damit hatten sie nicht gerechnet. "Kannst du dich noch an den Trubel von vor zwölf Jahren erinnern?", fragte mich Walburga. Damals hätten sich die Leute in Prüm mit Händen und Füßen gegen die rote Farbe gewehrt. Und nun, da das Gotteshaus wieder weiß werden soll, würden sie sich schon wieder aufregen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, dass die Basilika wieder weiß werden soll. Ich könnte mir eher vorstellen, dass man alles so lässt, wie es ist, oder sie zur Abwechslung einmal - egal in welcher Farbe - kachelt. Das hätte den Vorteil, dass man sie zwei bis drei Mal im Jahr einfach abspritzen könnte, und sie sähe immer aus wie neu. Außerdem hätte man die Möglichkeit, schöne Keramik-Muster einzubauen, zum Beispiel eine Ansicht Monitradas von Mürlenbach und Ritz oder die Geschwister Hansen mit dem heiligen Jakobus Valentino. Bei Walburga stieß meine Idee auf wenig Gegenliebe. Ich sei ein Spinner, sagte sie. Bevor so etwas passiere, mache eher der Papst auf die Schnelle einen Abstecher in die Benediktinerstadt. Darauf habe man sich übrigens ohnehin schon eingerichtet. Der Schrein mit den Sandalen Christi stehe längst sperrangelweit offen. Da sieht man's: die Prümer sind eben immer gut gerüstet.

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