Bauplatzträume zerrinnen

BITBURG/ERDORF. Wegen Wasserschutzgebieten, die fast den gesamten Ort umfassen, ist Bauen in Erdorf schwierig. Nachdem die städtischen Gremien den Kauf des geschützten Brunnens abgelehnt haben, bleiben die Entwicklungsmöglichkeiten des Stadtteils mindestens bis 2009 stark eingeschränkt.

 Die Aussichten darauf, dass Häuslebauer diese schöne Aussicht in Erdorf genießen, sind schlecht.Foto: Roland Grün

Die Aussichten darauf, dass Häuslebauer diese schöne Aussicht in Erdorf genießen, sind schlecht.Foto: Roland Grün

Der Überschuss der für dieses Jahr im Bitburger Haushalt steht, löst nicht überall Begeisterung aus. Schon in der Haushaltsdebatte hatte Heinz Franke, Ortsvorsteher von Mötsch und Stadtratsmitglied für die SPD, angemerkt, dass man in seinem Stadtteil enttäuscht darüber ist, dass das Geld für die Erschließung des geplanten Baugebiets Waldstraße erst im Jahr 2005 bereitgestellt werden wird. Noch dicker als in Mötsch ist jedoch die Luft in Erdorf. Denn dort sind Neubaugebiete seit Jahren Fehlanzeige. Und daran wird sich so schnell nichts ändern. Denn um in dem Stadtteil an der Kyll neue Bauflächen ausweisen zu können, müsste zuerst ein Trinkwasserbrunnen geschlossen werden, dessen Schutz die Dorfentwicklung nachhaltig hemmt. Hintergrund: Die Zonen, die die Wasserqualität sichern sollen, umfassen nahezu die gesamte Ortslage. Das Problem: Der Brunnen gehört nicht der Stadt, sondern dem Zweckverband Fünf-Kyll-Gemeinden. Damit ist die VG Bitburg-Land zuständig. Und die will die Quelle nicht einfach aufgeben. Denn die VG-Werke müssen die Versorgung der Gemeinden Gondorf, Hüttingen und Metterich durch eine Alternative sichern. Die dafür nötige Infrastruktur eine neue Leitung, die vom Hochbehälter Langenstein zum Hochbehälter Gondorf führt ist bereits im Bau. Nach Angaben von Josef Stöber, dem Chef der Verbandsgemeindewerke, wird die Verbindung voraussichtlich 2004 fertig sein. Rund 500 000 Euro kostet es, die neuen Rohre zu verlegen. 48 Prozent schießt das Land zu, den Rest in Höhe von etwa 250 000 Euro wollte man aus dem Verkauf der Wasserrechte für den Brunnen finanzieren, der die Entwicklung von Erdorf blockiert. "Vor 2009 ist Erdorf nicht bezahlbar"

Darüber war mit der Stadt Bitburg verhandelt worden, und bei der Verbandsgemeinde war man davon ausgegangen, dass die Sache läuft. Die Voraussetzungen waren günstig. Denn im November 2002 liefen die Verordnung über die Wasserschutzzonen aus. Und zugleich gab es private Investoren, die ein Baugebiet in Erdorf entwickeln und vermarkten wollten. Während die Kreissparkasse Bitburg-Prüm schon in der Überprüfungsphase war, war die Tochtergesellschaft der Volksbank Bitburg, VB Immobilien, unter bestimmten Bedingungen durchaus bereit, Erdorf zu 36 neuen Baustellen zu verhelfen. Angesichts dessen hatte man bei der Verbandsgemeinde schon mit den Einnahmen aus dem Rechteverkauf gerechnet. Die Haushaltsverhandlungen in der Stadt machten am Ende jedoch einen dicken Strich durch diese Rechnung. Für das Projekt wird überhaupt kein Geld fließen, was zum Missfallen nicht nur von Bürgermeister Jürgen Backes ein zusätzliches Loch in den VG-Haushalt gerissen hat. "Vor 2009 ist Erdorf nicht bezahlbar", fasst derweil Bürgermeister Joachim Streit die Mehrheitsmeinung in den städtischen Gremien zusammen. Das liegt weniger daran, dass die Wasserrechte für zu teuer gehalten wurden, als vielmehr an Tatsache, dass die Stadt auch bei der Erschließung zusteigen und das Risiko der Immobiliengesellschaft hätte absichern müssen. Konkret ging es um 100 000 Euro, die die Stadt zum insgesamt 200 000 Euro teuren Erschließungsweg am Friedhof entlang zuschießen sollte. Auch sollten Grundstücke, die nach einer bestimmten Zeit nicht vermarktet worden wären, zurückgekauft werden. Aus Sicht von Volksbankvorstand Andreas Theis wäre dies ein vertretbares Risiko für die Stadt. Die Vermarktung in Erdorf sei jedoch nicht so einfach wie in Stahl, wo die VB Immobilien ein Neubaugebiet komplett selbst erschlossen und vermarktet hat. Nach drei bis fünf Jahren würden nicht verkaufte Grundstücke wegen des darin gebunden Kapitals für private Investoren einfach zu teuer. Darauf wollte sich die Stadt nicht einlassen. Dabei betont Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit, dass er alles versucht habe, um das Projekt zu retten. "Ich habe vorgeschlagen, den Bedhard-Wald zu verkaufen, dafür fand sich jedoch keine Mehrheit. Der Ortsbeirat Erdorf wollte auch nicht auf die Umgestaltung des Bahnhofs zugunsten des Baugebiets verzichten", erklärt der Bürgermeister. Um zumindest nicht den Verdacht der Bevorzugung der Innenstadt aufkommen zu lassen, wollte Streit sogar auf den Erschließungsstart im Baugebiet Schleifmühle verzichten. Auch dafür fand sich jedoch keine Mehrheit. Nun soll Erdorf bis 2009 warten. Dann laufen die Wasserrechte für den Brunnen aus. Danach soll die Stadt mit dem jetzt gesparten Geld selbst ein Baugebiet erschließen. Damit ist nicht nur der Erdorfer Ortsvorsteher Rainer Schuch unzufrieden. "Das ist für uns einfach nicht akzeptabel", sagt er. Der Stadtteil war schon Anfang der 90er Jahre, als die Verhandlung kurz vor dem Abschluss scheiterten, weil das Ganze der Stadt zu teuer war, auf den Ablauf der Wasserrechte im Jahr 1997 verwiesen worden. 2009 könnte es ähnlich laufen, denn VG-Werkechef Stöber kann sich vorstellen, dass man die Wasserrechte verlängern lässt. Derweil hofft Bürgermeister Backes, dass man doch noch zu einer Lösung kommt. "Wir sind gesprächsbereit", sagt er, und Ortsvorsteher Schuch kündigt an: "Wir lassen da nicht locker. Denn 2009 brauchen wir gar nicht mehr anzufangen".

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