Bauwerk Sprache

"Ach, die sollen erst mal richtig Deutsch lernen", sagen die Kritiker. Oder: "Lasst die Kinder doch in Ruhe spielen, das ist doch zu viel für die Kleinen." Aber das ist zu kurz gedacht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kleinkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren am besten eine Fremdsprache lernen. Nach dem zehnten Lebensjahr, also dann, wenn Französisch in den fortführenden Schulen in der Regel noch nicht mal auf dem Lehrplan steht, nimmt diese Fähigkeit ab. Und wenn die Pubertät einsetzt, ist Lernen ja sowieso nicht gerade angesagt. Und dann französische Vokabeln pauken, nachdem man gerade mühsam des Englischen mächtig ist? Gerade in der Eifel ist Französisch wichtiger denn je. Französisch ist die Sprache unseres größten Handelspartners, mit dem rund ein Drittel des gesamten deutschen Außenhandels abgewickelt wird. Französischkenntnisse verbessern die Berufschancen nicht nur für Grenzgänger. Erste Erfahrungen mit Muttersprachlerinnen im Kindergartenalltag waren äußerst positiv. Die Kinder lernen nebenbei nicht nur Sprache, sondern auch Kultur, Küche und Mentalität der Muttersprachlerin kennen. Ein Grundstein für Toleranz und Fremdenfreundlichkeit wird hier gelegt. Unsere luxemburgischen Nachbarn machen es uns vor. Hier wachsen die Kinder bereits viersprachig auf. Vor dieser Entwicklung dürfen auch unsere Kindergärten nicht die Augen verschließen. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn der Kreis Bitburg-Prüm es schaffen würde, flächendeckend Französisch in Kindergärten anzubieten. Die Landesregierung hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, jetzt gilt es, das Programm umzusetzen und möglichst auch in den Grundschulen weiterzuführen. Denn es kann nicht sein, dass das Fundament im Kindergarten gelegt wird, der Rohbau aber nicht errichtet wird und die "Baustelle Sprache" über vier Jahre brachliegt. s.glandien@volksfreund.de

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