Bedenke, Mensch…

STADTKYLL. "Am Aschermittwoch ist alles vorbei", heißt es in einem Karnevalsschlager. Dass an diesem Tag das "normale" Leben aber wieder beginnt, verschweigen die Narren. Die Kinder des Kindergartens Stadtkyll aber wissen: Nun kommt die Fastenzeit.

Für Pastor Joachim Waldorf ist es längst ein lieb gewordener Termin: Seit 15 Jahren geht er in die katholische Kindertagesstätte Stadtkyll, um mit den Kindern den Beginn der Fastenzeit zu feiern. Ein kleiner, überaus liebevoll gestalteter Wortgottesdienst stand auch gestern wieder an, als sich der Seelsorger mit den Kindern traf, um sie auf die Fastenzeit vorzubereiten. Worauf sich die Kleinen am meisten gefreut hatten: Zunächst ging es auf den Hof, wo Luftschlangen und Palmzweige verbrannt wurden - Symbol für das Entstehen der Asche. Nicht nur Sven und Tatjana (beide fünf Jahre alt) hatten sich darauf gefreut. Monika (6) war von der Aktion ebenfalls begeistert. Und auch sie hat sich für die Fastenzeit einiges vorgenommen: "Nichts soviel schneusen und weniger fernsehen". Doch auch der Blick nach vorne fehlt nicht: "Ich gehe in diesem Jahr in die Schule", freut sie sich schon jetzt. Damit kann sich Sarah (4) zwar noch etwas Zeit lassen, aber auch sie hat gute Vorsätze für die Fastenzeit: "Weniger Süßigkeiten und keine Hamburger." Das ist doch ein Wort! "Wisst ihr denn, woher die Palmzweige kommen?", fragt Pastor Waldorf. "Vom Baum", kommt die treffende Antwort eines Jungen aus der Mitte der Kinder. Schmunzelnd muss der Kirchenmann dem Kleinen Recht geben, erklärt aber: "Und natürlich aus den Häusern, wo sie an den Kreuzen heften."Kinder wollen teilen, was sie haben

Nachdem Joachim Waldorf klar gemacht hat, dass man am Ende der Fastenzeit "nicht verhungert ist, sondern Ostern gefeiert wird", spendet er den Kindern das Aschenkreuz. "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist, und zu Staub zurückkehren wirst." Vorher hat Kindergartenleiterin Annemie Müller die Fasten-Straße erklärt. Auf einem Tisch stehen gebastelte Kirchen, stellvertretend für jeden Sonntag in der Fastenzeit. Die Kinder rücken die davor stehenden Figuren nun jeden Tag einen Schritt weiter. Am Ende der Wegstrecke ist schließlich Ostern, der Tag der Auferstehung Jesu. Bis dahin möchten die Stadtkyller Kinder nicht nur weniger Süßigkeiten essen, sondern - wie sie es gestern in den Fürbitten formulierten - "sich Zeit nehmen für die Freunde", "niemandem weh tun" und "teilen, was wir haben".

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