Bei minus acht Grad im offenen Cabrio

BITBURG. Die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol mit im Spiel ist, steigt. Grund genug für die Beamten der Polizeiinspektion Bitburg und ihren Leiter Friedel Jaeger, vor allem an den "tollen Tagen" noch mehr zu kontrollieren, um Unfälle zu vermeiden.

Es ist Freitagabend, 22.30 Uhr und verdammt kalt. Vor derPolizeiinspektion (PI) haben sich schon die Leute vom TechnischeHilfswerk eingefunden - sie werden in der heutigen Nacht diePolizeibeamten mit ihrem mobilen Lichtmast unterstützen. Doch zuerst geht es noch auf einen Kaffee ins Warme. PI-Chef Jaeger begrüßt die Helfer von THW und Bereitschaftspolizei. Auch ein Hundeführer ist mit von der Partie. "Ich hoffe, wir könne am Morgen die positive Bilanz ziehen, dass wir die unbelehrbaren Fahrer aus dem Verkehr ziehen, und dass es davon hoffentlich nicht zu viele sind", sagt Jaeger.

Grund für das große Aufgebot an Gesetzeshütern: Im Zuständigkeitsbereich der PI Bitburg ist die Zahl der Unfälle wegen Trunkenheit am Steuer 2002 gegenüber dem Vorjahr um 11,9 Prozent gestiegen. Bei 75 Verkehrsunfällen war alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit die Ursache. Dabei wurden ein Mensch getötet, 13 schwer und 22 leicht verletzt. In vier Fällen waren statt Alkohol Drogen und Medikamente ein Grund für den Unfall. 238 Blutentnahmen wurden angeordnet. 164-mal verhinderten Polizeibeamte Trunkenheitsfahrten, weil sie das Fahrzeug zuvor sicherstellten.

Ein Gläschen ist oft schon eins zu viel

Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Trier wurden insgesamt 528 Alcotests gemacht. Denn noch immer glauben viele Fahrzeuglenker, sie könnten ihr Gefährt trotz Alkohol noch sicher steuern. "Man glaubt, dass man ein paar Gläschen locker wegstecken kann. Die Wirklichkeit zeigt jedoch, dass bereits bei geringer Alkoholkonzentration die Fahrsicherheit beeinflusst wird", sagt Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach. "Bereits bei 0,2 Promille verschlechtert sich die Wahrnehmung beweglicher Lichtquellen, ab 0,3 Promille erscheinen Gegenstände bereits weiter entfernt, als sie es wirklich sind."

Werden nun bei allgemeinen Verkehrskontrollen Alkoholkonzentrationen zwischen 0,5 und 0,8 Promille festgestellt, so kann dies schon eine empfindlichen Strafe bedeuten: 500 Euro Bußgeld und bis zu drei Monaten Fahrverbot.

Primäres Ziel der Ordnungshüter ist an diesem Freitagabend die "Mallorca-Party" in Mettendorf. Doch zuerst rücken die Beamten in die Stadt aus. In Höhe Karenweg - Bedaplatz wird die erste Kontrollstelle um 23.15 Uhr eingerichtet. Die Beamten sind auf alles vorbereitet. Im Sicherheitsmobil sind genügend Blasröhrchen vorhanden, Drogentests können vor Ort absolviert werden. Und im Krankenhaus in Neuerburg steht eine Ärztin "Spritze bei Fuß" für eventuelle Blutentnahmen.

Doch noch ist es ruhig. Ein 19-jähriger Azubi wird raus gewunken: "Was fällt Ihnen denn auf?" fragt der Beamte. "Tja", sagt der junge Mann und schaut auf seine Nebelscheinwerfer, die hell aufleuchten… "Aber bitte nicht in der Stadt", bekommt der Fahrer als Belehrung mit auf den Weg, ebenso wie ein Bußgeld von zehn Euro. Doch er hat Verständnis für die Kontrollen, "auch wenn das Bußgeld wehtut". Es ist bitter kalt in der Kreisstadt, doch auch die Polizeibeamten sollen in dieser Nacht noch etwas zum Staunen bekommen.

Bevor es um 2.15 Uhr nach Mettendorf geht, rücken die Polizisten aber noch einmal in die Inspektion ein - ein letztes Aufwärmen vor der "Schließung von Mettendorf". Da wird inzwischen groß gefeiert, die Tombola ist gelaufen und die ersten "leicht Angetrunkenen" brauchen frische Luft.

Veranstalter sorgt mit Taxen vor

Vor dem Zelt stehen unzähligen Taxen, die Besucher werden per Handzettel aufgefordert, diese auch zu nutzen, wenn sie Alkohol konsumiert haben. Aber sicher wird es wieder einige Unbelehrbare geben. In Höhe der beiden Ortsausgänge Richtung Sinspelt und Nusbaum werden die Lichtmasten aufgebaut. Die Ordnungshüter überprüfen die Kellen, die Warnwesten müssen sitzen. Ein Wagen kommt um die Ecke gefahren, das rote Stoppschild der Haltekelle blinkt auf. Und die Beamten staunen nicht schlecht, und lachen. Ein Luxemburger ist auf dem Weg nach Hause - in seinem Cabrio. Eigentlich nichts ungewöhnliches: Nur bei Minus acht Grad und offenem Verdeck, ohne Jacke, das findet man doch selten.

Die Kontrollen werden bis in den frühen Morgen fortgesetzt, ehe die Beamten eine Bilanz ziehen: "Die Autofahrer waren äußerst diszipliniert", sagt Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach. "Ein spürbarer Rückgang der Delikte ist zu verzeichnen."

Waren es im vergangenen Jahr noch 14 festgestellte Verfehlungen der Fahrer, so schlagen an diesem Freitag nur sieben zu Buche - zwei Ordnungswidrigkeiten und fünf Strafanzeigen.

Die Polizei wird auch an den weiteren Karnevalstagen verstärkt kontrollieren, ob bei Discoveranstaltungen, Kappensitzung oder bei Karnevalsumzügen.

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