Besitzer plant den Abriss: Köster-Haus am Konrad-Adenauer-Platz steht seit Ende der 90er Jahre leer

Bitburg · 15 Jahre lang hat Wolfgang Mayer versucht, das Köster-Haus am Konrad-Adenauer-Platz zu verkaufen - ohne Erfolg. Im August entschied er sich, das Gebäude abzureißen. Seitdem wartet er auf vier Unterschriften.

 Das ehemalige Kösterhaus ist reif für die Abrissbirne. TV-Foto: Maria Adrian

Das ehemalige Kösterhaus ist reif für die Abrissbirne. TV-Foto: Maria Adrian

Foto: (e_bit )

Bitburg. Risse durchziehen die Wände wie Adern, Moos wächst auf den Steinen. "Köster & Co" steht noch an dem Dach über der Tür, ein Ö-Punkt ist herausgebrochen. Wer einen Blick durch die milchigen Fensterscheiben werfen will, muss ganz nah herangehen. Im Inneren des Hauses modern Bretter und Prospekte vor sich hin, in Eimern trocknet Farbe. Der Boden ist übersät mit Holzsplittern, Styropor und Schmutz.
Seit mehr als 16 Jahren steht es schon leer, jenes Haus am Konrad-Adenauer-Platz, direkt im Zentrum von Bitburg. Bis Ende der 90er Jahre hat die Firma Köster hier noch Fliesen, Brenn- und Baustoffe verkauft - danach zog das Unternehmen ins Gewerbegebiet Auf Merlick. Zurück blieb das leere Gebäude im Karenweg, das immer weiter vor sich hin rottet (der TV berichtete). Dass das eigentlich nicht der Plan war, verrät der Blick auf ein Plakat, das an der Fassade des Hauses klebt.
"Umbau und Erweiterung", steht dort und weiter: "Büro- und Ladenflächen zu vermieten". Darunter zu sehen: Das Köster-Haus, wie es sein könnte, spiegelnde Fenster, weiße Wände. Doch das Poster hängt hier seit Jahren, ist inzwischen längst vergilbt. Und wer die Telefonnummer auf dem Plakat anruft, landet nicht mehr bei Köster, sondern beim Baustoffzentrum Henrich. Im Januar hatte das Unternehmen aus Siegburg die Niederlassung Auf Merlick - samt der Nummer - übernommen. Doch dass die Anrufer nicht mehr durchkommen, macht wohl keinen Unterschied mehr.
Einen Käufer oder Mieter für die Imobilie zu finden, das hat Wolfgang Mayer ohnehin längst aufgegeben, wie der ehemalige Köster-Prokurist sagt. 15 Jahre lang habe er erfolglos nach einem Interessenten gesucht. Dabei befindet sich das Gebäude in einer attraktiven Lage, direkt im Stadtkern. Warum er es dennoch nicht losgeworden ist? Es entspreche eben nicht mehr den Standards, sagt er. Schließlich wurde es zu einer Zeit gebaut, als noch niemand etwas von dem Wort Barrierefreiheit gehört hatte - betreten kann es nur, wer in der Lage ist, Treppen zu steigen.
Seit Sommer des vergangenen Jahres plant Mayer den Abriss des Köster-Hauses - und danach die Errichtung eines neuen Bürogebäudes auf dem Grundstück am Konrad-Adenauer-Platz. Den Antrag auf eine Baugenehmigung hat er längst eingereicht. Das bestätigt auch Hermann-Josef Emondts, der bei der Stadt für solche Angelegenheiten zuständig ist. Der Antrag sei am 13. August 2015 eingegangen, knapp einen Monat später sei man sich einig gewesen. Das ist jetzt mehr als ein Jahr her. Warum steht das Köster-Haus noch?
Der TV hatte im September 2015 bei Mayer nachgefragt, was denn nun mit der Ruine im Karenweg geschehe. Seine Antwort damals: "Wir sind noch dran. Wenn Sie mich in drei Wochen noch mal anrufen, müsste ich mehr wissen." Doch drei Wochen gingen ins Land und er wusste immer noch nicht mehr. Auch nicht nach sechs Monaten. Erst jetzt sagt der ehemalige Köster-Chef, warum es am Konrad-Adenauer-Platz nicht vorangeht: Er hat noch nicht die Unterschriften aller Anwohner. Eigentlich eine Formalität, aber in diesem Fall eine, die Mayer viel Geduld abverlangt. Denn in der Zeit, als die Baubehörde seinen Antrag bearbeitete, verstarb einer der Anwohner. Nun muss die Stadt die vier Erben ausfindig machen und ihre Autogramme besorgen - keine leichte Aufgabe, leben zwei von ihnen doch mittlerweile in den USA. Wenn die Baugenehmigung dann endlich durch sei, könne es losgehen, sagt Mayer. Bis dahin bleibt den Bitburgerndie Ansicht des alten Köster-Hauses wohl noch eine Weile erhalten.Meinung

Die Chance ist vertan
Eigentlich hätte der Projektentwickler wissen müssen, dass er diese Schrottimmobilie nicht los wird - nicht in 100 Jahren und schon gar nicht in 15. Besser hätte er sie sofort zum Abriss freigegeben. Dann wäre die Genehmigung durch, das Kösterhaus platt und zumindest einer der Schandflecke Bitburgs verschwunden. Hätte, wäre, könnte - die Chance ist vertan. Bleibt zu hoffen, dass es jetzt schnell geht. c.altmayer@volksfreund.de

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