Bessere Aussichten für Demenzkranke

BITBURG. Der Caritasverband für die Region Westeifel startet ein neues Projekt. Der Verband baut ein Netz von Helferkreisen auf, das vor allem Angehörige, die Demenzkranke betreuen, entlastet.

Wenn Sabine Esser von ihrem engen Zeitplan erzählt, den sie Tagfür Tag einhalten muss, klingt das, als sei sie Top-Managerin ineinem Großkonzern. Doch das Leben der Mutter von zwei Kindernsieht anders aus. Sie zählt zu den Frauen in Deutschland, dieihre an Demenz leidenden Angehörigen allein verpflegen müssen.Geht es nach dem Caritasverband für die Region Westeifel, stehenpflegenden Angehörigen zukünftig nicht nur die Pflegekräfte derCaritas-Sozialstationen zur Seite, sondern auch Ehrenamtliche,die für den Umgang mit Demenzkranken ausgebildet sind. Denn so wie Sabine Esser geht es vielen Menschen im Kreis Bitburg-Prüm. Eine Untersuchung der Bürogemeinschaft für Sozialplanung und Beratung im Auftrag der Caritas macht den Bedarf an Helferkreisen deutlich: Waren es 1991 etwa 1800 Demenzkranke im Kreis Bitburg-Prüm, so stieg die Zahl der Erkrankungen im Jahr 2002 auf 2031 Menschen an.

Diese Situation blieb auch den Sozialarbeitern der Beratungs- und Koordinierungsstellen der Caritas in Bitburg, Arzfeld und Speicher nicht verborgen. Aufgrund der vielen Anrufe zum Thema Pflege von Demenzkranken, die an zahlreichen Stellen des Verbands eingingen, wurde die Idee zum Projekt geboren.

"Zum einen möchten wir damit unseren Servicekatalog erweitern und dem dringenden Bedarf nach speziell ausgebildeten Pflegekräften in unserer Region nachkommen", erläutert Monika Dondelinger vom Referat Caritas der Gemeinde. "Außerdem werden wir diese Dienstleistung flächendeckend anbieten, damit alle Menschen der Region davon profitieren können."

Die Ausbildung zum Demenz-Pfleger soll nach den Sommerferien beginnen und bis Dezember dauern. Krankenschwestern und Menschen mit einer gerontopsychiatrischen Ausbildung werden die Seminare leiten. Während der Ausbildung lernen die Helfer die medizinischen Hintergründe von Demenz kennen, werden im Umgang mit Demenzkranken geschult und üben die Techniken der Gesprächsführung.

"Interessierte müssen aber nicht medizinisch vorgebildet sein", sagt Jo Bach von der Sozialstation Arzfeld. "Sie sollten aber ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und Engagement mitbringen. Einzige Voraussetzung ist der Besitz des Führerscheins."

Stellen die Ehrenamtlichen nach der Schulung fest, dass sie der Aufgabe doch nicht gewachsen sind, können sie jederzeit aufhören - ein Charakteristikum der ehrenamtlichen Arbeit. Trotzdem erwartet Dondelinger von den Helfern eine hohe Verbindlichkeit, Diskretion und Zuverlässigkeit gegenüber der Familie des Demenzkranken.

Und wie wird ein Caritas-Mitarbeiter vermittelt? Dazu sagt Lisa Stolte-Hohmann von der Sozialstation Bitburg: "Wenn Familien bei uns um Hilfe bei der Pflege von an Demenz erkrankten Menschen bitten, wird die Einsatzleitung der Caritas einen Helfer vermitteln, der dann zu den vereinbarten Terminen den Erkrankten betreut."

Auch die Gesetzeslage steht der Betreuung von Demenzkranken durch die Caritas positiv gegenüber. So hat jeder Pflegebedürftige nach dem Pflegeleistungsergängzungsgesetz von 2002 einen Anspruch auf bis zu 460 Euro zusätzlich pro Jahr von der Pflegekasse, zum Beispiel für die Entlastung der Angehörigen.

Sabine Esser ist erleichtert. Die Pflegekasse hat ihr die 460 Euro schon zugesichert. Ab kommendem Jahr wird dann für sie und ihre Mutter alles einfacher.

Die Caritas veranstaltet am 26. Juni einen Infotag zum Thema Helferkreise in den Caritas-Sozialstationen. Der Ort der Veranstaltung steht noch nicht fest. Weitere Informationen erteilen Monika Dondelinger, Telefon 06561/9671-22, Jo Bach von der Sozialstation Arzfeld, Telefon 06550/878, oder Marie-Luise Glücks von der Station in Speicher, Telefon 06562/930340.

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