Betreuungszentrum im Bau: Die Neuen in der Bitburger Nachbarschaft

Bitburg · Es wird fleißig gewerkelt am neuen Betreuungszentrum in der Erdorfer Straße. Inzwischen steht der Rohbau. Freut man sich bei der Polizei, dem Gymnasium und dem Roten Kreuz denn schon auf die neuen Nachbarn?

Betreuungszentrum im Bau: Die Neuen in der Bitburger Nachbarschaft
Foto: Christian Altmayer

Paletten stapeln sich auf dem Container zu einem Turm. Die Schaufel eines Baggers lehnt am Zaun - voll mit Schutt. Überall liegen Rohre und Säcke herum. Zugegeben: Noch sieht es wüst aus in der Erdorfer Straße. Doch glaubt man einem Arbeiter, wird sich das bald ändern: "Wir räumen hier nur noch auf. Dann sind wir weg."
Denn der Rohbau des neuen Betreuungszentrums steht. Die Mitarbeiter der Firma Weiler Bau, die seit dem Frühjahr zwischen Friedhof und Seniorenwohnheim tätig sind, ziehen sich diese Woche zurück. Dann sind andere dran. Elektriker sollen Leitungen, Klempner Rohre verlegen und so weiter und so fort. Ende 2018 wird die Einrichtung auf dem Gelände der ehemaligen Diskothek Castel voraussichtlich eröffnen (der TV berichtete). Obwohl das Gebäude fast fertig aussehe, bleibe es bei diesem Zeitplan, sagt Albert Mandler. Er leitet den Fachbereich Psychiatrische Dienste bei den Barmherzigen Brüder.n Der Orden betreibt den Schönfelderhof in Zemmer und bald auch das "Regionale Betreuungszentrum", kurz RBZ, in Bitburg.
Das "Regional" im Namen sei Programm, lässt Mandler wissen. Denn einziehen sollen 16 Menschen aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Vulkaneifel, dem Kreis Trier-Saarburg und der Stadt Trier. "Nicht aus Berlin, nicht aus Köln oder von sonst woher", sagt er.
Wo sie leben werden, kann man im Rohbau erkennen. Zwei Fenster pro Patientenzimmer bieten Ausblick auf die Nachbarschaft. In der befindet sich die Polizei, das Sankt Willibrord Gymnasium und einige Gebäude des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Wie heißt es noch mal in dem Gedicht von Friedrich Rückert? Ach ja: "Erst nach dem Nachbar schaue, sodann das Haus dir baue." Und so halten es auch Mandler und seine Kollegen. Er hat das Projekt mit Vertretern aller Institutionen besprochen: "Die sehen den Bau des RBZ grunsätzlich positiv." Das ist nicht selbstverständlich. Immerhin sollen im Betreuungszentrum Personen wohnen, die an psychischen Krankheiten leiden. Das ist so manchem nicht geheuer. Im Stadtrat wurde über die Sicherheit der Anwohner diskutiert (der TV berichtete). Und das, obwohl Mandler versichert, dass keine Straftäter unter den Patienten sein werden.
?Polizeisprecher Wolfgang Zenner sieht die Lage offenbar gelassener als so mancher Stadtpolitiker. Zwar könne er nicht einschätzen, ob es eine Gefährdung für die Anwohner gebe. Er gehe aber davon aus, dass die Einrichtung ein durchdachtes Sicherheitskonzept habe.
Ingesamt begrüße die Inspektion den Einzug des RBZ. Man könne sich sogar eine Zusammenarbeit vorstellen, sagt Zenner. Die Polizei habe ja oft mit psychisch Kranken zu tun - nicht nur im Rahmen von Straftaten. Statt zum Beispiel eine verwirrte Person in die Klinik nach Gerolstein zu kutschieren, könnte man sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterbringen. Auch Andreas Merzhäuser, Leiter des Sankt-Willibrord-Gymnasiums, hat eine Kooperation mit dem Betreuungszentrum im Blick. Er könnte sich vorstellen, dass seine Schüler Praktika im RBZ absolvieren. Dass von der Einrichtung eine Gefahr für seine Schützlinge ausgeht, glaubt er nicht. Die Betreiber hätten der Schulleitung gegenüber "glaubwürdig dargelegt, dass etwaige Befürchtungen unbegründet sind". Ähnlich sieht es auch der Bitburger DRK-Kreisgeschäftsführer Rainer Hoffmann. Für die Sozialstation, das Servicebüro und die Tagespflege in der Erdorfer Straße habe er keine Bedenken. Kommentar: Keine Angst Es ist gut, dass Polizei, Schule und Rotes Kreuz keine Berührungsängste mit dem neuen Betreuungszentrum haben - anders als so mancher Stadtpolitiker.

Diese Einrichtung gehört in die Stadt - nicht in den Wald oder in ein abgelegenes Dorf. Die Patienten sollen nicht das Gefühl haben, dass man sie abschiebt. Und sie sollen in ihrer Heimat bleiben können.

Im Moment ist das vielen seelisch kranken Menschen aus der Region nicht möglich. Sie machen Therapien in anderen Bundesländern, weil hier bislang das Angebot fehlte. Mit dem RBZ wird sich das ändern. Und das ist gut so. Sie sind anderer Meinung? Dann schreiben Sie mir doch eine Mail an: c.altmayer@volksfreund.de

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