Billig-Flug kostet Nerven

WOLSFELD. Die missglückte Landung eines russischen Frachtflugzeugs auf dem Flughafen Hahn hat eine Kettenreaktion ausgelöst. Da ihr Heimflug ausfiel, musste eine Familie aus Wolsfeld ihre Urlaubsreise nach Italien unfreiwillig verlängern.

"Wir haben uns riesig gefreut, als unsere Tochter uns einen gemeinsamen Flug nach Rom zu Weihnachten geschenkt hat", sagt Gaby Hettinger aus Wolsfeld. Die Reise mit der Billig-Fluggesellschaft Ryanair verlief jedoch anders als geplant. Montag, 19. Januar, 21 Uhr. Nach zwei Tagen Aufenthalt in Rom checken Gaby Hettinger, ihr Mann, ihre Tochter mit Freund sowie dessen Eltern auf dem Flughafen Campino ein. Doch eine Stunde vor dem Abflugtermin wird der Flug abgesagt, ohne nähere Angabe von Gründen. Unter den Passagieren herrscht Ratlosigkeit und Verunsicherung. Gerüchte über den Absturz einer Maschine auf dem Flughafen Hahn im Hunsrück kursieren. In Wirklichkeit ist dort ein russischen Frachtflugzeug bei Nebel von der Piste abgekommen und muss geborgen werden. Das bringt den Flugplan durcheinander. Der einzige Info-Stand des kleinen römischen Flughafens ist überlaufen, die Mitarbeiter überfordert, sprechen nur italienisch und teilweise etwas englisch. Bei der Ryanair-Hotline sind Verspätungen oder Absagen zunächst nicht bekannt, es soll alles nach Plan laufen. "Da weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut", stellt Hettinger fest. Notgedrungen buchen die Passagiere um auf Dienstag, 12.20 Uhr. Die Nacht verbringen sie am Flughafen, versuchen zu schlafen. Sie bekommen keine Decken, nur Wasser. Doch es kommt noch dicker: Am Dienstagmittag haben die Fluggäste schon ihre Gepäck aufgegeben und die Sicherheitskontrollen passiert, als auch dieser Flug abgesagt wird. Die Rede ist von technischen Problemen.Maschine nur zu zwei Dritteln besetzt

Hektik, Wut, Chaos machen sich breit. Die Mitarbeiter der Ryanair-Hotline tappen erneut im Dunkeln, bestätigen erst gegen 15.30 Uhr den Ausfall des Flugs. Einige Passagiere kommen bei einem weiteren Flug am Dienstagabend unter, der damit angeblich ausgebucht ist. Eine Mitreisende berichtet später, die Maschine sei nur zu zwei Dritteln besetzt gewesen. Die übrigen Wartenden werden auf Mittwoch vertröstet. Vorher sei nur ein Flug von Pisa nach Hahn möglich, heißt es. Die Kosten für die beiden Taxis nach Pisa müsse die sechsköpfige Wolsfelder Gruppe jedoch zusätzlich bezahlen. Die Eifeler Familie zieht alle Register. Bekannte in Deutschland buchen im Internet einen Flug mit Hapag-Lloyd Express nach Stuttgart, für 80 Euro pro Person. Nachbarn holen die Gruppe in Stuttgart ab und fahren sie zum Hahn. Dort erklären Mitarbeiter, der Flughafen Hahn kommuniziere grundsätzlich nicht mit dem Flughafen Rom. Das laufe alles über Ryanair. Doch in Wirklichkeit herrschte offensichtlich Funkstille. Gaby Hettinger: "Die Fluggesellschaft hat ein Kommunikationsproblem." Dafür spreche auch eine Panne auf der Homepage: Der zweite abgesagte Flug sei dort noch bis eine halbe Stunde vor Abflug buchbar gewesen, obwohl das Flugzeug nie in Hahn gestartet war und somit auch nicht von Rom nach Hahn fliegen konnte. Wieder zu Hause, herrscht bei den Hettingers Erleichterung, aber auch Enttäuschung: "Es ist uns durchaus bewusst, dass man bei einer Billig-Fluggesellschaft Abstriche machen muss. Aber wir hätten zumindest vernünftig informiert werden müssen." Auf TV -Anfrage verweist Ryanair auf die Rückerstattung des Flugpreises in Höhe von 60 Euro für sechs Passagiere. Die Stellungnahme (siehe Hintergrund) schließt mit einer Empfehlung: "Weitere Entschädigungen sollten über ihren Reiseversicherer abgewickelt werden." Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund , Stichwort: " TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

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