Bio-Bauern fühlen sich benachteiligt

MAINZ. Das rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerium hat die Ausgleichszahlungen für ökologisch ausgerichtete Bauernhöfe stark eingeschränkt. Die Landwirte sind enttäuscht, setzen aber vorerst auf Gespräche mit der Bauckhage-Behörde.

 Ohne Förderung ist alles Käse: Die Ökolandwirte - wie auf dem Foto Wiebke Medau in der Käserei auf dem Hof von Regino Esch - brauchen das Ful-Geld, um ihre Kosten ausgleichen zu können.Foto: Fritz-Peter Linden

Ohne Förderung ist alles Käse: Die Ökolandwirte - wie auf dem Foto Wiebke Medau in der Käserei auf dem Hof von Regino Esch - brauchen das Ful-Geld, um ihre Kosten ausgleichen zu können.Foto: Fritz-Peter Linden

Die Mitteilung aus Hans-Artur Bauckhages Ministerium fängt gut an: "Für das Förderprogramm Umweltschonende Landbewirtschaftung (Ful) werden im Zeitraum vom 10. Juni bis 11. Juli 2003 Anträge wieder zugelassen", heißt es dort. Leider aber geht der Satz noch ein bisschen weiter: "...jedoch wegen der äußerst angespannten Haushaltslage des Landes in deutlich eingeschränkter Form."Kurz: Wesentliche Programm-Bestandteile werden gekappt. Die Ausnahme sind Landwirte, deren Förderverträge in diesem Jahr auslaufen. "Was uns am meisten trifft", sagt Paul Brandsma, der in Wittlich einen Demonstrationsbetrieb für umweltschonenden Landbau führt, "ist die Tatsache, dass die ökologische Landwirtschaft nicht weiter unterstützt werden soll."Konventionelle Landwirtschaft, berichtet Brandsma, beispielsweise der Anbau von Raps und Mais, würden indessen weiter gefördert. Mancher Bio-Betrieb aber stehe jetzt schon ohne Förderung da: "Da wurde ein großes Loch geschlagen, und deshalb fühlen wir uns schon ungerecht behandelt."Die mehr als 400 Ful-Betriebe verzichten unter anderem auf ganzjährige Stallhaltung, billiges Importfutter oder Kunstdünger und damit auch auf höhere Erträge. "Wer auf ökologischen Landbau umstellt", erklärt Bio-Bauer Regino Esch aus Wascheid, "der macht das nicht nur für fünf Jahre. Stallumbau, gesonderte Vermarktung - das sind alles langfristige Investitionen. Da fehlt uns jetzt einfach die Planungsgrundlage."Dabei habe die Volkswirtschaft durchaus einen zählbaren Nutzen durch die Bio-Landwirte: "Wir betreiben einen anderen Umgang mit dem Boden und weiteren natürlichen Ressourcen", sagt Esch, und er zählt auf: unter anderem Wasserschutz, Grundwasserschutz sowie eine viel geringere Schadstoffbelastung als bei konventioneller Landwirtschaft. "Das sind alles Schäden, die die Volkswirtschaft belasten. Wir hingegen betreiben eine Kulturlandschaftspflege, die einen hohen Nutzen bringt." Bisher sei es der Grundtenor gewesen, diesen Nutzen auch zu entlohnen. "Jetzt wird das entgegen jeglicher Versprechen gestrichen.""Ein Tabubruch ersten Ranges"

Die Verfahrensweise des Landes sei deshalb auch "ein Tabubruch ersten Ranges", schimpft die Arbeitsgruppe Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz/Saarland (AÖL). Für den AÖL-Vorsitzenden Manfred Nafziger bedeutet die Einschränkung der Förderung schlicht "eine politische Entscheidung gegen den ökologischen Landbau". Zumal der Verweis auf die "angespannte Haushaltslage" keinen Sinn habe: Immerhin 80 Prozent des Öko-Fördergelds werden von der EU und der Bundesregierung überwiesen, müssen also nicht vom Land aufgebracht werden. "Und wir schreien nicht danach, einfach Geld zu kriegen", sagt Regino Esch, "sondern danach, was dem ökologischen Landbau zusteht und ansonsten in Brüssel und Berlin liegen bleibt."Noch wollen die Bio-Bauern aber nicht auf die Barrikaden gehen, der nächste Trecker-Korso droht vorerst nicht. "Wir setzen zunächst auf Gespräche mit dem Ministerium", sagt Regino Esch. Paul Brandsma ergänzt: "Wir haben bereits ein paar Hebel in Bewegung gesetzt, unter anderem über den Bauernverband, um zu sehen, was da noch möglich ist. Denn das ist eine Sache, die man so nicht stehen lassen kann."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort