Bitburg: Die Mehrheit für das Einkaufszentrum bröckelt

Bitburg · Die Bitburger Politiker sind in nichtöffentlicher Sitzung über die geplante Erweiterung der Bit-Galerie von 12.000 auf gut 15.000 Quadratmeter informiert worden. Während CDU, Liste Streit und SPD weiter für das Einkaufszentrum sind, hat sich der Wind in der FBL gedreht. Ihr ist das Projekt zu groß - ähnlich wie den Grünen.

 Große Sache: Die Bit-Galerie samt Parkdeck und Anlieferungshof wird an der Ecke Karenweg/Trierer Straße geplant (gelb umrandeter Bereich) und würde am südlichen Ende der Fußgängerzone stehen, wenn sie gebaut wird. TV-Foto: Portaflug Föhren s/TV-Grafik: Birgit Keiser

Große Sache: Die Bit-Galerie samt Parkdeck und Anlieferungshof wird an der Ecke Karenweg/Trierer Straße geplant (gelb umrandeter Bereich) und würde am südlichen Ende der Fußgängerzone stehen, wenn sie gebaut wird. TV-Foto: Portaflug Föhren s/TV-Grafik: Birgit Keiser

Den Kinderschuhen sind die Pläne für die Bit-Galerie längst entwachsen. War bei der ersten Präsentation der Idee für ein Einkaufszentrum im Frühjahr 2009 noch von 7000 Quadratmetern die Rede, stand 2011 für die Projektentwickler fest, dass die Galerie größer werden muss, um ein Sortiment zu bieten, das die Innenstadt ergänzt. Und nun reichen auch 12.000 Quadratmeter nicht mehr, sondern die Projektentwickler wollen die Verkaufsfläche auf gut 15.000 Quadratmeter ausweiten (der TV berichtete).Die fünf FBLer schwenken um


Für einige Ratsmitglieder ist das Maß nun voll. In der fünfköpfigen FBL gab es auch bereits zuvor kritische Stimmen, aber nun ist die Fraktion komplett gegen das Projekt. Ähnlich wie die drei Grünen Ratsmitglieder, die die Pläne für das Einkaufszentrum allerdings von Beginn an abgelehnt haben.

Mehrheitlich für die Galerie sind nach wie vor CDU und Liste Streit, die zusammen 16 von 28 Sitzen halten. Aber auch in diesen Fraktionen soll es Kritiker geben. Grundsätzlich für das Einkaufszentrum ist weiter auch die SPD, die zwei Mandate hält. Die zweiköpfige FDP ist gespalten. Für alle Räte ist das Ergebnis des neuen Raumordnungsverfahrens wichtig, in dem Experten prüfen, ob der Einzelhandel in Bitburg und dem Umland eine noch größere Galerie vertragen. Ein Stimmungsbild:

Peter Wagner (CDU, acht Sitze): "Ich finde, dass die geplante Erweiterung nicht das Aus für die Galerie sein darf. Es geht ja nicht nur um C&A, sondern auch um einen Lebensmittelmarkt. Das wäre eine Bereicherung, einen Lebensmittler zentral im Herzen der Stadt zu haben. Wenn das zusammen 3000 Quadratmeter ausmacht, habe ich damit kein Problem. Im Gegenteil. Ich bin für die Galerie, auch mit der Erweiterung. Es wäre ein Jahrhundertfehler, wenn wir das politisch blockieren würden."

Willi Notte (Liste Streit, acht Sitze): "Wir werden die Bit-Galerie weiter unterstützen. Für uns ist wichtig, dass sich die Galerie zum Zentrum öffnet und keine Trutzburg wird. Dann wird es Synergieeffekte für die Fußgängerzone geben. Deshalb legen wir großen Wert auf die Architektur. Wenn Offenheit, Architektur und Mieter stimmen, gehen wir davon aus, dass die Galerie zusätzliche Kunden nach Bitburg bringt und den Standort stärkt. Zudem würde die Galerie den ganzen Bereich städtebaulich aufwerten."

Manfred Böttel (FBL, fünf Sitze): "Uns wird die Galerie zu groß. Wir sind nicht bereit, diese Erweiterung zu unterstützen. Es wäre möglich, die neuen Interessenten auch auf der bisher geplanten Fläche unterzubringen, in dem man auf kleinere Bekleidungsgeschäfte verzichtet. So wie das nun geplant ist, tragen wir das nicht mehr mit. Eine solch große Galerie belastet die Fußgängerzone zu sehr. Wir wollen nicht, dass in der Fußgängerzone irgendwann so viele Läden leer stehen wie in Wittlich."
Peter Berger (Grüne, drei Sitze): "Dass sich was im Bereich Beda-Platz tun muss, ist klar. Aber eine Galerie in der Größe ist mit uns nicht zu machen. Wer den Herren Projektentwicklern, Planern und Investoren nachläuft, leidet unter kognitiver Dissonanz, starken Wahrnehmungsproblemen. Wo sollen denn die ganzen Käufer herkommen? Wir wollen verhindern, dass unsere Innenstadt irgendwann leergefegt ist. Wenn dann die großen Mieter aus solchen Galerien aussteigen, bleiben Geisterstädte. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel zu mehr Nachhaltigkeit. Groß und größer ist nicht der Weg."

Stephan Garçon (SPD, zwei Sitze): "Unser Beschluss steht, wir sind für das Projekt und unterstützen die Pläne. Sobald Experten geprüft haben, ob auch eine vergrößerte Galerie sich mit dem bestehenden Einzelhandel in der Fußgängerzone verträgt, stimmen wir intern erneut ab. Oberstes Ziel für uns ist und bleibt, die Fußgängerzone zu stärken. Grundsätzlich ist es doch so: Jeder, der gegen die Galerie ist, muss wissen, dass die großen Filialisten sonst in die Saarstraße gehen. Das wäre der Tod der Fußgängerzone: eine Saarstraßen-Galerie."

Marie-Luise Niewodniczanska (FDP, zwei Sitze): "Wir sind uns bei diesem Projekt in unserer Fraktion uneins. Auf mich macht der Investor, der als Projektpartner einsteigen will, einen sehr seriösen und erfahrenen Eindruck. Ich fände es falsch, das Projekt an 3000 Quadratmetern scheitern zu lassen. Die Lage ist perfekt: Diese Galerie wird mitten in die Stadt und nicht im Randbereich geplant. Das würde der Fußgängerzone Kunden abziehen. Ich gehe davon aus, dass durch die Galerie viele Menschen ihre Einkäufe in Bitburg erledigen, für die sie bisher nach Trier fahren."Extra

Mieter: In die Bit-Galerie sollen folgende Geschäfte angesiedelt werden: Media Markt (2100 Quadratmeter), H&M (2100) und Drogerie Müller (2400), New Yorker Mode (800), Intersport (800) und ein Schuhladen (600). Übrig bliebe Platz für rund ein gutes Dutzend kleinerer Läden. Erweiterung: Hintergrund der geplanten Erweiterung von bisher 12 000 auf nun gut 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche ist, dass auch C&A (2000 Quadratmeter) sowie ein größerer Lebensmittler angesiedelt werden sollen. Arbeitsplätze: Laut Projektentwicklungsgesellschaft Faco entstehen in der Galerie rund 250 versicherungspflichtige Arbeitsplätze. Hinzu kommen rund 200 Aushilfs-Jobs. Investition: Die Bit-Galerie ist ein rund 50 Millionen Euro schweres Projekt. Derzeit verhandelt die Faco mit einem Projektpartner, der bereits Erfahrung im Betrieb von Einkaufsgalerien in Mittelzentren hat. scho

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