"Bitburg wird kein zweiter Hahn"

Das von der Deutschen Bank Research veröffentlichte Gutachten zum Ausbau von Regionalflughäfen in Deutschland sorgt nun auch in Bitburg für Wirbel. Im TV-Gespräch siedelte der Verfasser der Papiers, Eric Heymann, die Chancen für den Standort Bitburg als gering an. GmbH-Chef Michael Billen teilte indes mit, bei der Bundeswehr-Universität in München ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben zu haben.

 Die Zukunft des Bitburger Flughafens steht immer noch in den Sternen. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Die Zukunft des Bitburger Flughafens steht immer noch in den Sternen. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Bitburg. "Ich würde als Verkehrsminister in Rheinland-Pfalz sagen, Hahn muss genug sein." Eric Heymann, Diplom-Ökonom, Verkehrsexperte in der Forschungsabteilung der Deutschen Bank in Frankfurt und Verfasser der Regionalflugplatz-Studie hält wenig davon, die frühere Air-Base Bitburg mit öffentlichen Mitteln als Industrieflughafen auszubauen. Zusammen mit seinem Kollegen Jan Vollenkemper hat Heymann bereits vor zwei Jahren für die Deutsche Bank Research im Zusammenhang mit dem Ausbau von Regionalflughäfen von einer Fehlverteilung von Ressourcen gesprochen.Steuermittel fließen trotz leerer Kassen

"Öffentliche Eigentümer von Regionalflughäfen führen einen Subventionswettlauf, um Fluggesellschaften anzulocken", heißt es dort unter anderem. Damit flössen Steuermittel trotz leerer öffentlicher Kassen. Zudem fordern die Verfasser unter anderem eine "Flughafenpolitik aus einem Guss". Regionalpolitische Alleingänge beim Ausbau von Regionalflughäfen könnten durch eine bundeseinheitliche Flughafenpolitik verhindert werden. Und: "Die zu Verkehrsflughäfen ausgebauten Regionalflughäfen stellen oftmals Prestigeobjekte für ,Regionalfürsten' dar."Obwohl sich Eric Heymann in dem Deutsche-Bank-Gutachten vom Schwerpunkt her auf Passagierflughäfen bezieht, sieht er den Ausbau Bitburgs als Industrieflughafen äußerst skeptisch. Große Dienstleister konzentrierten sich zwischenzeitlich auf einzelne Groß- Standorte, um Verkehre zu bündeln und Größenvorteile zu erzielen. Ein Beispiel sei der Paket-Dienstleister DHL, der sich zwischenzeitlich Leipzig als Drehkreuz ausgesucht habe. Dass es im Raum Bitburg bestehende Betriebe gebe, die einen Flugplatz nutzen würden und ihn damit auch auslasteten, bezweifele er sehr stark, sagte Heymann. "Ich verstehe zwar die Hoffnung, aber ich glaube, dass die Hoffnung trügt."Auch dem Argument, dass sich flugaffine Betriebe in Bitburg ansiedeln, wenn denn einmal die Genehmigung für den Instrumentenflug vorliegt, beurteilt Eric Heymann skeptisch. Diese Art von Gewerbe könne sich schließlich bereits jetzt woanders ansiedeln. "Dass Ansiedlungen im großen Stile gelingen, wage ich zu bezweifeln", betont der Experte. Angesichts der bereits bestehenden Flughäfen in Köln/Bonn, Luxemburg und Hahn gäbe es im Übrigen wenig Anreize für Logistiker, sich am Flughafen Bitburg niederzulassen, zumal dort kein Alleinstellungsmerkmal vorhanden sei. Heymann: "Bitburg wird kein zweiter Hahn."Energischer Widerspruch kommt da nicht unerwartet vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Flugplatz Bitburg GmbH, Michael Billen. Nicht nur, dass er die Thesen Heymanns mit Nachdruck zurückweist, teilte er Mitte der Woche zudem mit, bei der Bundeswehr-Universität in München ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben zu haben. Das Papier solle in zwei bis drei Wochen vorliegen, sagte der Landtagsabgeordnete auf TV-Anfrage. Billen sieht realistische Chancen für Bitburg

Zudem erinnerte Billen an Meinungen innerhalb der Europäischen Union, nach denen regionale Flughäfen durchaus Chancen besäßen und gleichzeitig förderfähig seien. Billen: "Es gibt da eben unterschiedliche Auffassungen. Jedenfalls haben wir begründete Zahlen, nach denen sich ein Flughafen Bitburg rechnet." Immerhin befinde sich Luxemburg mit zurzeit 750 000 Tonnen Frachtvolumen am Rande der Kapazität. Wenn die Wachstumsrate stabil bleibe, "dann brauchen die in drei bis vier Jahren einen Platz", betonte der Politiker, der zudem betont, dass die Gesprächsangebote für das Ansiedeln flugaffiner Betriebe steige, seitdem bekannt sei, dass die Genehmigung komme.Heymann hat für die Bitburger Bemühungen zwar Verständnis, wiegelt aber ab: "Man sollte vor allem an die hohen Fixkosten des Flughafenbetriebs denken, die dauerhaft die kommunalen Haushalte belasten." Schließlich könne man nicht jeden Konversionsflughafen in einen Regionalflughafen umfunktionieren. Meinung Keine Experimente Die Meinung des Verkehrsexperten der Deutschen Bank Research ist an Eindeutigkeit kaum zu übertreffen. Zumindest hat sich zum ersten Mal ein ausgewiesener Fachmann in dieser Form dezidiert zum Thema Regionalflughafen Bitburg geäußert. Seine Worte werden wie Balsam klingen in den Ohren jener, die im Instrumentenflug ein Schreckgespenst sehen und von jeher davor warnen, öffentliche Mittel sinnlos zu verpulvern. Gleichzeitig werden die Befürworter der fliegerischen Nutzung noch mehr Mühe haben, ihre Argumente glaubhaft zu untermauern und die Region, sprich die GmbH, beisammenzuhalten und auf das große Ziel hin einzuschwören. Deshalb ist es gut und sinnvoll, dass sich das Flugplatz-Management erst beweisen muss, ehe weitere Fördermittel fließen. Dass sich Experimente dabei von selbst verbieten, das weiß niemand besser als Michael Billen, mit dem sowohl der Erfolg als auch der Misserfolg nach Hause gehen wird. Wenn es ihm und seinem nach erfolgter Genehmigung noch neu zusammenzustellendem Experten-Team jedoch nicht gelingen sollte, innerhalb weniger Monate erste Erfolge zu präsentieren, gehört der Deckel auf dieses Projekt, aber endgültig. Doch es wäre falsch, ihm die Chance, sich zu beweisen, vorschnell zu nehmen. m.reuter@volksfreund.de

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