Bitburger Kinder beten gern

BITBURG. In Bitburger Kindertagesstätten treffen verschiedene Religionen auf einander. Anders als in Hessen, wo sich Richter mit der Frage befassen mussten, ob Tischgebete in kommunalen Einrichtungen zulässig sind, gibt es in der Kreisstadt damit offenbar keine Probleme.

Zur Zeit stehen in Bitburg und den Stadtteilen drei kommunale und zwei kirchliche Kindertagesstätten. Während es in den Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft üblich ist, Tischgebete zu sprechen, liegt es in den kommunalen Einrichtungen in den Händen der Erzieher, inwieweit sie religiöse Aspekte in ihr pädagogisches Konzept einbeziehen. Dass Gebete in kommunalen Kindergärten zulässig sind, hat in der vergangenen Woche der hessische Verwaltungsgerichtshof entschieden. Trotz staatlicher Neutralität haben Eltern kein Recht, Gebete in kommunalen Kindergärten zu verhindern. Der TV hat bei städtische Tagesstätten in Bitburg nachgefragt, wie dort mit Tischgebeten umgegangen wird. In der kommunalen Kindertagesstätte in Mötsch sind Tischgebete üblich. Allerdings unterscheidet sich das Prozedere von Gruppe zu Gruppe. "Die Kinder möchten sich zum Teil selbst aussuchen, was sie beten", sagt die stellvertretende Leiterin, Anke Willmes: "Natürlich kommt es auch einmal vor, dass ein Kind keine Lust hat mitzubeten, und nicht mitmacht, aber das hat dann nichts damit zu tun, dass die Eltern dagegen sind." Die Eltern seien mit dieser Handhabung von Tischgebet und Religion einverstanden. Ähnlich sind auch die Erfahrungen von Diana Deutsch, die in der Kindertagesstätte Zuckerborn arbeitet. Obwohl dieser Kindergarten auch von vielen nicht-christlichen Kindern besucht wird, werden auch hier zuweilen Gebete gesprochen. "Oft kommt es sogar vor, dass die Kinder es sich wünschen, ein Gebet zu sprechen, weil sie es von zu Hause so gewohnt sind", sagt die stellvertretende Leiterin. Zudem sei es von Gruppe zu Gruppe verschieden, ob und wann gebetet wird. "Es kommt auch vor, dass ein muslimisches Kind ein Gebet mitbringt, und wir es gemeinsam beten." Selbstverständlich müssten die Jungen und Mädchen im Zuckerborn nicht mitbeten, aber häufig setzten sich die meisten doch dazu und stellten sogar Fragen zu den anderen Religionen.Kinder wollen wissen, was die anderen glauben

Helga Kurtz ist Leiterin der Kindertagesstätte "Altes Gymnasium". "Unsere Tagesstätte liegt mitten in der Stadt und ist deshalb ein multikultureller Kindergarten. Kinder vieler verschiedener Religionen sind bei uns, und deshalb steht die religiöse Erziehung bei uns auch weitgehend im Hintergrund." Man wünscht sich daher vor dem Essen nur einen guten Appetit. Bei Festen wie Weihnachten und Ostern, die wegen ihrer Verankerung in der Gesellschaft gefeiert werden, machen auch Kinder, die einer anderen Religion angehörten, mit. "Die Kinder interessieren sich oft sehr dafür, woran die anderen glauben. Hier bemühen sich die Erzieherinnen um Vermittlung", sagt Helga Kurtz. Die Eltern seien mit dieser Lösung zufrieden.

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