Bleibt die Jugend im Dorf?

IRREL. Ortsbürgermeister und engagierte Jugendbetreuer haben positive Entwicklungen zum Anreiz für Jugendliche geschildert, sich dauerhaft in den Dörfern der Eifel niederzulassen und nicht in Ballungsräume abzuwandern. Ehlenz, Lützkampen und Saarburg stellten Projekte vor.

Um diees eigentlich ging, waren zwar in der Stärke eines halbenDutzends auch anwesend, schwiegen jedoch zum Thema: Jugendliche.Roths Ortsbürgermeister Leo Hunewald hatte sie in den neuenIrreler Gemeindesaal "entführt". Überwiegend Gemeindevertreterund in der Kinder- und Jugendarbeit in den Dörfern engagierteBetreuer tauschten sich auf Einladung des Carrefour Rural, einerInformationsstelle der Europäischen Union mit Sitz beim NaturparkSüdeifel, über Möglichkeiten aus, den Kindern und Jugendlichenlebenswerte Perspektiven des Landlebens zu bieten. Das Wegweisende Motto der Veranstaltung: "Wir bleiben!" Denn angesichts der ohnehin problematischen demografischen Entwicklung mit zunehmender Überalterung der Bevölkerung droht vor allem den Dörfern ein regelrechtes "Ausbluten", wenn sich junge Menschen nicht dafür entscheiden können, in ihrer ländlichen Heimat zu bleiben und dort Job und Familie zu finden. Leonie Simons, Ortsbürgermeisterin von Lützkampen, brachte es auf den Punkt: "Das A und O fürs Bleiben sind Arbeitsplätze, ohne die geht nichts auf dem Dorf, egal wie schön die Kindheit hier war."

Die Dörfer Ehlenz und Lützkampen sowie die VG Trier-Saarburg stellten Aktivitäten vor, die fast ausschließlich ehrenamtlich getragen werden. Das Ehrenamt trug dazu bei, dass Ehlenz im Jahr 2000 und Lützkampen 2002 zu den Siegern des landesweiten Dorfwettbewerbs gehörten. Lediglich in Trier-Saarburg steht eine je zur Hälfte von der Kommune und der Kirche getragene hauptamtliche Kraft zur Verfügung, um der Zielgruppe eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu ermöglichen oder Jugendparlamente einzurichten.

Die Kirche spielt für die Initialzündung eines lebendigen Umgangs mit jungen Dorfbewohnern nach wie vor eine große Rolle, wie das Beispiel Ehlenz zeigt. Hier ist ein Jugendtreff 1997 aus dem Wunsch von Firmlingen entstanden, die Freizeitangebote des schon 20 Jahre lang bestehenden Kindertreffs auf ihre Altersgruppe hin auszuweiten. Während die Jugendlichen - in der Regel ein Dutzend Teilnehmer bis zu 16 Jahren - Fotowanderungen unternehmen, Kerzen für die Kirche gestalten, die größte Halloween-Party der Region organisieren oder die internetgängige Dorfzeitung www.ehlenz-live.de erarbeiten, ist das wichtigste Ereignis des Jahres für den Kindertreff das Zeltlager in den Sommerferien. In Ehlenz geben engagierte Eltern und Betreuer das ganze Jahr über Impulse, um die Kinder und Jugendlichen nicht "abhängen" zu lassen: "Die Kontinuität der Arbeit ist dabei ganz wichtig", schilderte Michaela Nober eine Grundbedingung für den Erfolg.

Kontinuität ist auch das Stichwort für die projektbezogene Kinder- und Jugendarbeit in Lützkampen, etwa beim Sonnenblumen- und Kürbiswettbewerb, der das Dorf in eine "blühende Landschaft" verwandelt hatte, oder beim Internet-auftritt. Hier zeigt sich, dass der Teufel wie so oft im Detail steckt: Das im Rahmen von "Unser Dorf geht online" eingerichtete Internetcafé verfiel in den Winterschlaf der Ereignislosigkeit, weil der Raum nicht ausreichend geheizt wurde. Überhaupt ist die Raumfrage oft Ausschlag gebend für eine erfolgreiche Motivation von jungen Dorfbewohnern, sich einzubringen und nicht in Passivität abzuwarten, bis sich irgendwo in der Stadt eine attraktive Freizeitbeschäftigung auftut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort