Böllerschüsse für den heiligen Quirinus

Mohrweiler · Die Böllerschüsse von Ewald Glaser sind jedes Jahr eine große Attraktion bei der Malberger Maikirmes. Er kennt sich aus mit alten Kanonen und weiß, worauf es ankommt.

 In seiner Sammlung hat Ewald Glaser auch selbst gebaute Kanonen. Auf die ist er besonders stolz.TV-Foto: Bettina Bartzen

In seiner Sammlung hat Ewald Glaser auch selbst gebaute Kanonen. Auf die ist er besonders stolz.TV-Foto: Bettina Bartzen

Foto: Bettina Bartzen (beba) ("TV-Upload Bartzen"

Mohrweiler. Wenn es in Malberg dreimal laut knallt, weiß jeder, die Maikirmes ist eröffnet: Es ist Zeit zum Feiern. Ein lauter Knall, eine Rauchwolke - zurück bleibt eine kleine unscheinbare Kanone aus Stahlguss mit einem Durchmesser von 32 Zentimetern und die Faszination des lauten Knalls. Geböllert wird auch an Geburtstagen und Eierlagen.
Das geht nur mit Ewald Glaser. Seine Leidenschaft: Kanonen. Als ehemaliger Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Mohrweiler übernahm er 1975 diese Arbeit, weil ein Pulverschein erforderlich wurde. Der ehemalige Elektriker besitzt acht Exemplare, einige davon sind 100 Jahre alt. Er verböllert während der Kirmestage rund 13 Kilogramm Schwarzpulver. Zur Prozession durch das Kylltal werden an jedem Altar Schüsse abgegeben.
Aber so einfach böllern geht natürlich nicht. Die Sicherheitsbestimmungen müssen eingehalten werden. Außerdem muss für jeden einzelnen Schuss eine Genehmigung vorliegen. Und der "Kanonentüv" ist auch Pflicht: Alle fünf Jahre werden die Kanonen über das Beschussamt auf Materialschäden geprüft. Dazu fährt Glaser bis nach Köln. Eine Prüfung kann schon mal über 300 Euro kosten. Auch der Pulverschein muss alle fünf Jahre erneuert werden. Denn das richtige Füllen einer Kanone erfordert sehr viel Feingefühl, damit die Ladung nicht "nach hinten" losgeht. Der hochexplosive Cocktail besteht aus Kaliumnitrat, Holz und Schwefel. Dieses Gemisch ist seit dem siebten Jahrhundert unter dem Namen Schwarzpulver bekannt und wird heute überwiegend in Feuerwerkskörper verarbeitet. Der Kauf läuft nur mit Genehmigung.
Wenn Glaser die Kanone lädt, ist er sehr konzentriert und bedenkt jeden Schritt. Zuerst führt er die Zündschnur durch ein zwei Millimeter großes Loch. Dann wird das Rohr mit Schwarzpulver gefüllt. Die Menge ist von der Länge des Rohres abhängig. Zum Schluss noch etwas Zeitungspapier drauf und dann wird alles mit einer langen Messingstange fest gestopft. Es dürfe kein Hohlraum entstehen, erklärt Glaser, sonst könne die ganze Kanone explodieren. In der Fachsprache nennt man das "verdämmen". "Ich habe in den letzten Jahren schon viele gelesene Zeitungen - Volksfreund - verböllert", lacht Glaser.
Die Stange darf wegen Funkengefahr nicht aus Stahl sein. "Früher haben Männer die Kanone mit einer Zigarette angezündet. Das würde ich nicht empfehlen", sagt der 75-Jährige. Am sichersten sei eine elektrische Zündung, die mit einer Batterie betrieben wird. Dann geht es los: Zuerst entsteht ein Gas. Durch die Verbrennung wird das Papier herausgetrieben, und auf einmal knallt es.
Nicht nur Glaser allein, sondern auch sein 23-jähriger Enkel findet Gefallen am Böllern. Deshalb möchte er - ganz der Opa - auch demnächst den Pulverschein machen und die Tradition weiterführen. beba
Extra

Die Malberger Maikirmes findet zu Ehren des heiligen Quirinus statt. Er ist der Schutzpatron der Malberger. Mit dem gesegneten Quirinuswasser erhoffte man früher bei kranken Tieren Genesung. Programm am Samstag, 7. Mai: 18 Uhr - Eröffnung der Maikirmes mit Böllerschüssen 19.30 Uhr - Konzert mit Feuerwehrkapelle Malbergweich 21 Uhr - Tanz mit Skyline Programm am Sonntag, 8. Mai: 10 Uhr - Prozession durch das Kylltal 11 Uhr - Frühschoppenkonzert mit MV Tell Malberg 13 Uhr - Konzertnachmittag mit Musikvereinen der Region 20 Uhr - Tanz mit DJ, große Kirmesverlosung

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