Bogenschützen in der Eifel liefern sich Wettkampf auf besondere Art

Biersdorf am See · Die Feldbogenschützen Biersdorf am See richten am Samstag und Sonntag, 13. und 14. August, ihr „verrücktes Dorfturnier“ aus: 200 Teilnehmer aus Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden sind dann mit Pfeil und Bogen im Ort unterwegs. Der Parcours führt quer durch das Dorf, das ein oder andere Ziel versteckt sich in einem Hinterhof.

 Alfred Voss ist mit 83 Jahren der älteste Teilnehmer am Dorfturnier der Feldbogenschützen Biersdorf am See.

Alfred Voss ist mit 83 Jahren der älteste Teilnehmer am Dorfturnier der Feldbogenschützen Biersdorf am See.

Foto: Holger Weber

"Die Hühner auf dem Misthaufen, die sind der running gag hier", erzählt der Biersdorfer Holger Weber und freut sich schon: Am kommenden Wochenende sind wieder um die 200 Schützen mit Pfeil und Bogen durch den Ort unterwegs. Der Verein Feldbogenschützen Biersdorf am See veranstaltet einen Wettkampf - ein Turnier, bei dem aber nicht auf Zielscheiben geschossen wird. "Was wir machen, nennt sich 3D-Bogenschießen. Wir schießen auf dreidimensionale Tiernachbildungen." Es handelt sich also um ganz unblutige Ziele: um Tiere aus weichem Schaummaterial. "Oder Dinos, Drachen und Fantasiegebilde", sagt Weber. "Das können ganz verrückte Sachen sein." Und eben die Hühner auf dem Misthaufen: Wer die trifft, hat Glück - denn wessen Pfeil daneben geht, "der muss den dann aus dem Mist ziehen", sagt Weber, selbst Mitglied im Verein, und lacht.

Daran sieht man es schon: Wer diesen Sport treibt, "der legt Wert darauf, sich als verrückt zu bezeichnen", sagt Weber. Auf dem Turnier werde richtig "gut geschossen", aber man nehme die Sache nicht todernst. "Es geht um den Spaß und ums Freunde treffen."

Und die Freunde, die kommen von fast überall her: Ein Schütze aus England sei sogar mal dabei gewesen, das sei aber eher die Ausnahme. Der größte Teil komme aus Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden. "Und knapp ein Drittel aus der näheren Umgebung."

Der Musikverein spielt, wenn die am Freitagabend alle anreisen, ausgetragen wird der Wettkampf dann Samstag und Sonntag, Start ist jeweils um 10 Uhr und das geht so lange "bis alle Gruppen wieder zurück sind". 200 Teilnehmer sind es insgesamt, der älteste ist 83 Jahre alt. Ein Mindestalter gebe es nicht, aber: "Erfahrungsgemäß so ab sechs oder sieben Jahren", sagt Weber.

Die Szene, wo beim Bogenschießen nur 3D-Tiere zum Einsatz kommen, sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen. "Allein in der Eifel gibt es drei Vereine auf engstem Raum, in Dahlem und Prümzurlay noch." Die Biersdorfer haben sich 2000 zusammengeschlossen - und tragen seitdem auch ihr "verrücktes Dorfturnier" aus, das wirklich "besonders" sei, sagt Weber. Denn der Parcours werde nicht auf Feld und Wiese aufgebaut, nein: Er verläuft mitten durch's Dorf. Durch Vorgärten, Hinterhöfen und Holzschuppen. Dort werden die insgesamt 30 Tier-Zielscheiben besonders schön in Szene gesetzt. Die Biersdorfer mögen es skurril: "Ratten in der Mülltonne - das hatten wir beim letzten Mal." Ebenfalls eine Biersdorfer Besonderheit: der lebensgroße Elch, ein Selbstfabrikat.

Damit die Jagd auch wirklich kreuz und quer durch Biersdorf führen kann, muss natürlich das ganze Dorf mitspielen: "Die Leute stellen ihre Grundstücke zur Verfügung", sagt Weber. Und das nur allzu gerne: "Sie sind eher noch beleidigt, wenn wir auf ihrem nix machen."
Auch unter den Bogenschützen herrscht keinerlei Konkurrenz: Die sind immer nur in Gruppen unterwegs - und zwar nicht nach Vereinen, sondern gemischt.

Und wer da vorbeikommt - und das mal ausprobieren will? "Zugucken geht auf jeden Fall", sagt Weber. "Wobei es jetzt schwierig ist, konkrete Punkte zu nennen - die bewegen sich den Tag über ja quasi frei im Dorf. Aber die Schützen sind auch nicht zu übersehen." Sein Tipp - und auch da spricht er aus Erfahrung: "Einfach jemanden ansprechen!"

Aber ist die Sache denn eigentlich nicht gefährlich? Dass es Leute gibt, die den Bogen als Waffe betrachten, wisse er, sagt Weber. Für die Feldbogenschützen sei er ein Sportgerät - "und so verstehen wir das auch". Natürlich werde auf die Sicherheit geachtet, bestimmte Abstände eingehalten. "Und verglichen mit anderen Sportarten wie Fußball geht das Unfallrisiko gegen Null."

Und noch etwas macht den Sport sympathisch: Bei so vielen verschiedenen Altersklassen und Arten von Bögen gebe es am Ende auch eine Vielzahl an Siegern. Ein "offizielles Rahmenprogramm" gebe es nicht: "Wir machen das alles spontan. Es ist dann einfach immer Partystimmung im ganzen Dorf."

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