Bohnenkaffee oder Muckefuck

Eine neue Attraktion gibt es ab kommenden Sonntag im Heimatmuseum in Speicher: Kaffeemühlen sind das Thema einer neuen Ausstellung. Zur Eröffnung gibt es eine Probe frisch gerösteten Kaffees und eine Portion Historie gratis dazu.

 Der Museumsleiter Werner Streit an einem historischen Kaffeeröster, den das Kreismuseum in Bitburg zur Verfügung stellte. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Der Museumsleiter Werner Streit an einem historischen Kaffeeröster, den das Kreismuseum in Bitburg zur Verfügung stellte. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Speicher. (lyv) Ein ganz besonderer Duft wird am kommenden Sonntag, 16. September, im Speicherer Heimatmuseum in der Luft liegen. Passend zur Ausstellungseröffnung zum Thema "Kaffeemühlen" hält Werner Streit, Leiter des Heimatmuseums, und sein Team frischen Kaffee bereit im wahrsten Sinne des Wortes, denn die ganze Prozedur der Kaffeezubereitung vom Rösten frischer Bohnen bis zum Aufbrühen mit und ohne Filter wird den Besuchern gezeigt und darf anschließend gekostet werden. Die mobile Rösterei, "Mondo del Caffé" in einem Gefährt wie anno dazumal, steht vor dem Heimatmuseum bereit und bietet authentischen Einblick sin die historische Kaffeerösterei und -zubereitung. Und wer sich über die Geschichte des Kaffees informieren will, findet bei Werner Streit den richtigen Ansprechpartner. "Kaffee gibt es seit etwa 1760", sagt der 82-Jährige, "um 1800, zur Zeit der Kurfürsten, wurde dieser allerdings verboten, weil man damals schon wusste, dass Kaffee wachsam macht." Und auch ab dem Jahr 1802, als Napoleon die Kontinentalsperre erhob und über den Seeweg nichts mehr nach Europa befördert wurde, schien der Kaffeeboom erst einmal vorbei zu sein. Aber Not macht erfinderisch, und die Menschen begannen, Malz- oder Getreidekaffee herzustellen. Aus dieser Zeit stammt auch der Ausdruck "Muckefuck", der sich aus dem französischen "mocca faux" (falscher Kaffee) herleiten lässt. Da der Getreidekaffee nicht die dunkle Farbe des Bohnenkaffees hatte, "verwendete man ein Hilfsmittel, die Zichorie", sagt Streit. Die Wurzel dieser Pflanze, auch unter dem Namen Wegwarte bekannt, wurde geröstet, gemahlen und dann dem Kaffee zugesetzt. "Der Geschmack war besser und der Kaffee dunkler", berichtet der Experte. Die Firmen Linde's und Kathreiner Kaffee, an die sich vor allem ältere Kaffeefreunde erinnern können, hatten damals Hochkonjunktur. "Getreidekaffee gibt es heute nur noch in Bioläden", weiß Streit, und der kann ebenfalls am Sonntag probiert werden. Noch einmal kam es in der Geschichte des Kaffees zu Turbulenzen: Im Dritten Reich war jegliche Kaffeewerbung verboten, "da Hitler wohl Devisen sparen wollte", sagt Streit. Daher kam es oft zum Schmuggel mit Kaffee, was anhand von Zeitungsausschnitten des Trierischen Volksfreunds von damals belegt wird. Die Ausstellung "Kaffeemühlen" mit allem, was in früherer Zeit zum Kaffeetisch gehörte, wird am Sonntag, 16. September, um 14 Uhr eröffnet.

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