Brummis müssen durchs Nadelöhr

KYLLBURG. Seit Jahrzehnten müssen die Anlieger der Mühlengasse in Kyllburg mit einer außergewöhnlich engen Straße leben. Nach vielen Diskussionen deutet sich eine Verbesserung der Verkehrssituation an.

Auch wer häufig durch Kyllburg fährt, muss nicht unbedingt die Mühlengasse kennen. Die kurze Sackgasse zweigt von der Bahnhofsstraße ab und endet bei der Getreidemühle Zahnen. An der Engstelle zwischen den Hotels Müller und "Zur Post" passen große LKW in Höhe und Breite nur knapp durch. Etliche Male wurden die beiden Übergänge zwischen den Gebäuden beschädigt. Für Fußgänger bleibt auf dem schmalen Bürgersteig wenig Platz. Hoteleingang und Garagenausfahrten liegen ausgerechnet in der Engstelle - Gefahrensituationen sind programmiert. Vor diesem Hintergrund ordnete die Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg 2002 nach einer Verkehrsschau das Tempolimit 20 an. Im Mai 2005 forderte Anlieger Rudolf Müller weitere Sicherheitsmaßnahmen. Dem Anbringen zweier rot-weißer Warnbaken in 4,10 Meter Höhe stimmte der Stadtrat zwar zu, lehnte eine Reduzierung auf Tempo 10 jedoch ebenso einstimmig ab. "Es fällt mir schwer, mich über das eindeutige Votum des Stadtrats und das Ergebnis der Verkehrsschau 2002 hinwegzusetzen", sagt Bürgermeister Bernd Spindler (SPD). Gleichwohl hat der Ratswille nur Empfehlungscharakter. Die Entscheidungsgewalt liegt bei der Verwaltung. "Tempo 20 ist schon sehr langsam, wenn sich denn alle daran halten", gibt Spindler zu bedenken. Eventuell könne man zusätzlich ein Schild "Bitte Schrittgeschwindigkeit fahren" anbringen. Das Thema soll in der nächsten Verkehrsschau mit Vertretern der Fachbehörden nochmals besprochen werden.Auch Tempo 10 kann zu schnell sein

"Nach der Straßenverkehrsordnung ist jeder Fahrer gefordert, an die Situation angepasst zu fahren. Da kann selbst Tempo 10 zu schnell sein", erklärt Klaus Schnarrbach von der Polizei Bitburg. Im aktuellen Fall sei es technisch schwierig, die Einhaltung eines Tempolimits effektiv zu kontrollieren. "Beschilderung allein bringt nichts", sagt Reinhold Schneider, Leiter der Straßenmeisterei Kyllburg. Effektiver seien Hindernisse, die zum Langsamfahren zwingen. In Kyllburger Bezirk liege das niedrigste Tempolimit bei 30 mit Ausnahme der Mühlengasse. Dort gebe es ohnehin keinen Durchgangsverkehr. "Wenn die Fahrer bewusst 20 fahren, kann praktisch nichts passieren", sagt Schneider, auch Erster Beigeordneter (CDU) der Stadt Kyllburg. "Wir werden den Fall schnellstens in eine Verkehrsschau hereinholen", kündigt Stadtbürgermeister Winfried Müller (parteilos) an. Er könne mit Tempo 20 und mit Tempo 10 leben. In jedem Fall sei es ratsam, die privaten Blumenkübel auf dem städtischen Bürgersteig zu entfernen, damit die Fußgänger nicht auf die Straße ausweichen müssen. "Die Zusammenarbeit mit der Mühle Zahnen ist sehr gut", betont Marion Seitz, Besitzerin des Hotels Müller. Wie auch ihr Vater Rudolf Müller wolle sie keineswegs die Existenz der Mühle gefährden. Es werde lange nicht mehr so schnell gefahren wie früher. Seitz: "Ich bin gut bedient so, wie es ist. Eine Zusatzbeschilderung brauche ich nicht." Während der TV-Recherchen gewann die Angelegenheit an Dynamik. Rudolf Müller entfernte das Zehn-Kilometer-Schild, das er vor der Ratssitzung an seine Hauswand gehängt hatte. Stattdessen brachte er ein Schild an mit der Aufschrift: "Vorsicht, Fußgänger. Bitte Schritt-Tempo fahren." "Das neue Schild stört mich nicht", sagt Mühlen-Chef Georg Zahnen. Er hat alle eigenen Fahrer und die Spediteure schriftlich auf die Situation aufmerksam gemacht und eindringlich aufgefordert, langsam zu fahren und auf die Übergänge zu achten. Das Problem sei längst gelöst. "Wir können mit dem Schild leben und werden es akzeptieren", teilt VG-Büroleiter Albert Weber mit. Damit ist auch Rudolf Müller, der für Baken und Schild insgesamt fast 1200 Euro bezahlt, zufrieden.Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: "TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder per E-Mail an: thema@volksfreund.de

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