Bunt, jugendlich verpackt, aber lebensgefährlich: Die Polizei informiert über "Legal Highs"

Bitburg · Fast wie russisches Roulette: Die Kräuterdrogen „Legal Highs“ können bei Jugendlichen harmlos bis tödlich wirken. Die Polizei warnt vor der Droge – zumal das Thema bei Schulen und Eltern verharmlost werde.

 Die Packungen neuer psychoaktiver Substanzen, auch Legal Highs genannt, liegen am 12.03.2015 im Labor des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes (LKA) in Mainz (Rheinland-Pfalz) auf einem Tisch. Die Packungen dieser Legal Highs tragen den Namen "Mad Hatter" (l und r) und "AK-47" - Beide werden wie auch alle anderen neuen psychoaktiven Substanzen zu Rauschzwecken konsumiert. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Die Packungen neuer psychoaktiver Substanzen, auch Legal Highs genannt, liegen am 12.03.2015 im Labor des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes (LKA) in Mainz (Rheinland-Pfalz) auf einem Tisch. Die Packungen dieser Legal Highs tragen den Namen "Mad Hatter" (l und r) und "AK-47" - Beide werden wie auch alle anderen neuen psychoaktiven Substanzen zu Rauschzwecken konsumiert. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Foto: Christoph Schmidt (dpa)

Die Packungen sehen bunt, fröhlich, jugendlich aus. Mit einem Google-Klick kann jeder sie finden, bestellen, konsumieren. Es wird geraucht, gesnieft oder geschluckt. "Legal Highs" sind zum Drogentrend unter Jugendlichen geworden. Ein gefährlicher Trend mit ungewissen Folgen: Herzrasen, Halluzinationen, Brustschmerzen. Die Liste ist lang. Das Polizeipräsidium Trier zählt 90 gemeldete Fälle seit Schulanfang im gesamten Zuständigkeitsgebiet. Die Dunkelziffer ist hoch. "Darunter sind auch sicher Fälle aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm", sagt Kriminalhauptkommissar Elmar Esseln.
Deswegen hat die Polizei, die Staatsanwaltschaft und das Gesundheitsamt eine Infoverstanstaltung für Eltern und Lehrer im Haus der Jugend organisiert. Doch Esseln zeigt sich mit der Resonanz äußerst unzufrieden: "Ich bin enttäuscht, dass von circa 3000 potenziell zu erreichenden Personen, nur etwa 80 Besucher hier waren", sagt er nach der Veranstaltung.

Staatsanwalt Benjamin Gehlen hat Fälle, die mit Legal Highs zu tun haben, circa einmal wöchentlich auf dem Tisch liegen. Zweimal hintereinander betont er, dass die Mischungen keineswegs harmlos seien.

Trotz dieser Umstände wird das Thema, wenn es nach Esseln geht, verharmlost. "Ich kann das nicht nachvollziehen", sagt er. Manche Schulen haben gemeint, dass sie keine schlafenden Hunde wecken möchten. Oder es gibt Eltern, die kommen nicht, weil sie denken, wenn sie hier sitzen, habe ihr Kind ein Drogenproblem. Zum Glück gebe es aber auch Schulen, die wissen, dass Prävention wichtig sei.
Das scheint an den Bitburger Schulen der Fall zu sein. Schulleiter der Realschule plus Torben Wendland sagt: "Keine Schule kann sich das leisten, das Thema unter den Tisch zu kehren." Das Problem sei durchaus bekannt. Es sei jedoch schon schwierig herauszufinden, ob Legal Highs genommen wurden. "Wir hatten einen Fall", sagt Wendland, "da war sich der Sanitäter nicht sicher, ob es sich um Drogenkonsum handelte oder bloß um ein Kreislaufproblem." Im Nachhinein konnte das bei der Blutentnahme nichts festgestellt werden. Ein bekanntes Problem der Legal Highs bei denen sich ständig die Inhaltsstoffe ändern.

So schnell, dass auch die Staatsanwaltschaft nicht hinterherkommt. "Es ist ein Wettlauf mit den Produzenten", sagt Staatsanwalt Gehlen. Sobald Substanzen verboten werden, kommen neue auf den Markt.
Wendland meint aber auch, dass die Eltern sich ihre Kinder genau anschauen müssen. "Wenn es die Eltern abends nichts mitbekommen, wie sollen wir es am nächsten Morgen feststellen?" In der Realschule plus werden die Kinder ab 13 Jahren im Biounterricht über legale als auch illegale Drogen aufgeklärt.

Schulleiter Andreas Merzhäuser vom St.-Willibrord-Gymnasium sagt: "Hören tue ich jede Menge, aber verifizierbare Fälle sind mir nicht bekannt."

Es gebe zwar den ein oder anderen Verdacht, aber nicht auf konkrete Personen bezogen. Die Schule könne nur handeln, wenn es gezielte Hinweise gebe. Prävention sei jedoch ganz wichtig. Gespräche mit Esseln würden laufen. Nach den Ferien sei eine Infoveranstaltung geplant.

Ein paar Jugendliche in Bitburg kennen die Drogen aus dem Biologieunterricht am Willibrord-Gymnasium. Da sei das Thema einmal kurz angesprochen worden. Andere Jugendliche haben von der Droge noch nie etwas gehört. Eine 13-Jährige vom Willibrord-Gymnasium sagt: "Mir wurde sogar schon erzählt, dass man Legal Highs legal in Geschäften kaufen kann."

Die Pressesprecherin des Marienhaus Klinikums Eifel Doris Fandel sagt: "Wir hatten bisher keine jugendlichen Patienten, die wegen Legal Highs hier waren." Auch die Streetworkerin in Bitburg, Sophie Schreiner, äußert sich zu dem Thema: "Meistens geht es bei den Jugendlichen um Alkohol und Zigaretten, aber auch Legal Highs sind im Umlauf. Die sind sehr gefährlich. Sie sind noch billiger und einfacher als Cannabis zu beschaffen."

Preise: Ein Gramm Kräuter sind laut Polizei ab fünf Euro erhältlich, Cannabis dagegen kostet auf dem Bitburger Schwarzmarkt zwischen zehn und 15 Euro.

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