Burgen brannten in der Nacht

BOLLENDORF/RITTERSDORF. (iz) "Hei, so treiben wir den Winter aus, jagen ihn aus unserem Land hinaus…": Am ersten Sonntag der Fastenzeit hieß es wieder "auf zum Hüttenbrennen". Diese alte Tradition hat die Jahrhunderte überstanden und wird in der Eifel immer noch groß geschrieben.

 Alte Tradition neu belebt: In Bollendorf kümmert sich der Eifelverein um die Burg. In vielen Eifeler Orten ist das Errichten des Feuers fest in der Hand der Dorfjugend.Foto: Ingo Zwank

Alte Tradition neu belebt: In Bollendorf kümmert sich der Eifelverein um die Burg. In vielen Eifeler Orten ist das Errichten des Feuers fest in der Hand der Dorfjugend.Foto: Ingo Zwank

DasHüttenbrennen ist ein alter heidnischer Brauch, der wohl noch vonden alten Galliern stammt. Doch darüber streiten sich dieHistoriker. Ein großer Haufen Stroh und Holz, der in der Regelvon allen Landwirten gemeinsam gestiftet und im Ort gesammeltwird, wird am so genannten "Schääfsondisch", "Schoafssonndisch"oder auch "Buarschsonndisch" (Burgsonntag) am Ende des Wintersbei Anbruch der Dunkelheit verbrannt. Dadurch glaubte man früher,den Winter verjagen und die Felder vor weiterem Frost schützen zukönnen. Im Mittelalter dann wurde dieser Brauch beibehalten, dochwurde damals der Haufen durch ein großes gebundenes Kreuzergänzt, das in der Mitte des großen Haufens stand. "Ob äeflerisch" (auf eifelerisch) sagt man dazu "et stät ob dem Kupp" (es steht auf dem Haufen). Ob das ganze Drumherum, das oft schon eine Art Volksfest ist und den ganzen Ort mobilisiert, auch schon früher existierte, weiß niemand. Sicher ist jedoch, dass vor Burgsonntag die Dorfjugend von Haus zu Haus geht, um Zutaten für "Nautzen" oder "Maischen", die Eifeler Art der Berliner (aber ohne Marmelade), einzusammeln.

Auch in Rittersdorf lebte nach dem Krieg die Tradition des Burgsonntags wieder durch die Schuljugend auf. Am vier Feuerstellen, "Auf dem Geisberg", zum Steinbruch Keil, "Auf dem Damesberg" und zum Steinbruch Epper (heute Hasselt), schleppten sie Stroh und Holz, und einmal auch Schwarzpulver aus einer verlassenen amerikanischen Artilleriestellung. Aber gesammelt wurde auch durch die "Explosionsspezialisten", und zwar mit dem traditionellen Lied "Hei kommen die Ricksdorfer Jungen, die heeschen Biren un Bungen…"

So hat jeder Eifelort seine besondere Tradition. In Bollendorf beispielsweise geht die Dorfjugend sonntags von Haus zu Haus und sammelt Eier ein, die dann am Abend des Hüttenbrennens in einem Lokal gemeinsam verspeist werden. In Bollendorf stand das Kreuz, vom örtlichen Eifelverein aufgebaut, wieder bei der Mariensäule: heidnisches und christliches in Einklang nebeneinander vereint.

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