Bus kommt wie gerufen: Jeden Dienstag auf den Straßen der VG Speicher

Speicher/Herforst/Preist · Zum Arzt, ins Seniorenheim oder kurz was einkaufen: Immer mehr Senioren der Verbandsgemeinde Speicher nutzen den kostenlosen Bürgerbus, der jeden Dienstag in der VG unterwegs ist. Fünf ehrenamtliche Fahrer machen das möglich. TV-Redakteur Christian Moeris hat sie einen Vormittag begleitet.

Dienstagmorgen, minus acht Grad. Schnee bedeckt Äcker und Wiesen. Joachim Hansen und Otto Hoffmann tuckern mit dem Rufbus der Verbandsgemeinde Speicher über die schmale Landstraße zwischen Speicher und Preist. Im Kleinbus rattert und bollert die Heizung auf höchster Stufe, um den letzten Frost von der Frontscheibe zu tauen. "Wir holen in Preist jetzt eine Seniorin ab, die zum Arzt muss", sagt Beifahrer Hans Otto Hoffmann. Er blättert in der Passagierliste, die ihnen die Verbandsgemeindeverwaltung noch am Vorabend ausgedruckt hat. Für diesen Tag haben sich zehn Fahrgäste, allesamt Senioren der Verbandsgemeinde, angemeldet.
Nur wenige Minuten dauert die Fahrt von Speicher nach Preist. Hansen hat noch nicht ganz abgebremst, da springt Hoffman schon aus dem Auto: "Die wartet bestimmt schon", hört man ihn noch sagen. Er verschwindet hinter einer Hausecke. Einen Moment später sieht man ihn, wie er eine Seniorin, die sich in seinen Arm eingehakt hat, mit vorsichtigen Schritten über den eisglatten Hof zum Bus führt. Er hilft ihr auch beim Einsteigen und schnallt die Passagierin an. Dann gibt Hansen wieder Gas. "Ich muss nach Speicher zum Arzt, habe aber sonst keine Mitfahrgelegenheit", erklärt die Dame, die ihren Namen nicht nennen möchte. "Meine Familie wohnt weit weg." Kurz darauf in Speicher: Hoffmann begleitet die Seniorin bis hinein in die Arztpraxis. Die Sprechstundenhilfe wird den Beifahrer des Rufbusses anrufen, sobald die Patientin wieder abgeholt werden kann.

Weiter geht es nach Herforst. Dort warten gegen 9.30 Uhr zwei Seniorinnen, Christine Hower (67) und Katharina Heinzen (82), auf den Rufbus. Über eine herunterklappbare Stufe wird der 82-Jährigen, die auf Krücken gestützt geht, der Einstieg erleichtert. Hoffmann muss trotzdem mit anpacken. "Mit den Bussen klappt das ja hier sonst nicht", sagt die 67-jährige Passagierin. Sie könne zwar am frühen Morgen mit dem Schulbus nach Speicher fahren, käme so jedoch frühestens erst am Mittag zurück. "Im Sommer kann man ja in der Wartezeit auf den Bus mal einen Kaffee trinken gehen, aber im Winter ist mir das zu lange." Innerhalb von 30 Minuten sind die Rezepte bei den Ärzten in Speicher eingesammelt und die beiden Seniorinnen wieder in Herforst angekommen.

Dann starten die beiden ehrenamtlichen Fahrer durch nach Orenhofen. Seit der ersten Fahrt im Juli 2015 steht Anni Poss jeden Dienstag auf der Passagierliste, um ihren Mann im Seniorenheim Marienhof in Speicher zu besuchen. "Die Leute müssen den Rufbus nutzen", sagt die 76-Jährige. "Ich hätte nichts dagegen, wenn er jeden Tag fahren würde." Bevor es in die Mittagspause geht, muss das Team noch die beim Arzt abgesetzte Dame aus Preist wieder nach Hause bringen. Am Nachmittag warten dann mehrere Senioren der Verbandsgemeinde darauf, dass Hansen und Hoffmann sie zur Demenzgruppe "Vergissmeinnicht" nach Speicher befördern und später wieder heimfahren. Hoffmann: "Wenn ich am Abend heimkomme, habe ich vielen Menschen eine Freude gemacht. Das tut mir auch gut." Hansen nickt. EXTRA Anmeldung

Der Bürgerbus fährt jeden Dienstag zwischen 9 und 17 Uhr. Senioren sowie behinderte Menschen der VG Speicher dürfen den Rufbus bei der Verwaltung, Telefon 06562/640, anfordern. Fahrten müssen bis zum Vortag, dem jeweiligen Montag, angemeldet werden. Hintergrund Rufbus

Hinter der Idee zur Verbesserung der Mobilität steckt Ursula Berrens von der Caritas Westeifel. Auf Berrens' Konto gehen auch die preisgekrönten Mitfahrerbänke , ihr erster Vorstoß, um die Mobilität in der VG zu verbessern. Der Rufbus ging Juli 2015 für vier Monate in eine Testphase. Aufgrund konstanter Passagierzahlen von durchschnittlich 8,5 Fahrgästen am Tag konnte sich das Projekt bewähren. Bislang wurden etwa 250 Passagiere befördert. "Die Menschen warten darauf, mitfahren zu können und sind richtig glücklich. Auch die Ehrenamtlichen sind mit Begeisterung dabei", erklärt Manfred Rodens, Bürgermeister der VG Speicher. Wenn die Passagierzahl weiter steige, müsse die VG im Frühjahr darüber nachdenken, den Bus einen weiteren Tag in der Woche auf die Straße zu schicken, sagt Rodens. Fachbereichsleiter Harald Knopp ergänzt: "Mit den ehrenamtlichen Fahrern läuft das bislang unkompliziert." Für einen weiteren Tag benötige man weitere ehrenamtliche Fahrer.

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