Chemie, Hoffnung und Schweiß

Fußball-Stars in der Eifel? Das ist mittlerweile fast zur Normalität geworden. Seit exakt zehn Jahren lockt die Sportschule Bitburg viele Größen aus Fußball und anderen Sportarten an. Ein Rundgang mit Willi Käfer-Ewertz, Besitzer der Sportschule Bitburg, über das große Areal auf dem Bitburger Flugplatz.

Bitburg. Zahlenspiele: Sechs Rasenplätze, zwei Hallen, ein kleines Stadion, literweise Schweiß. 250 Betten. 132 komplett ausgestattete Zimmer, allesamt mit Flachbildschirmen. Und eine Gewissheit für den Spieler: nach einem Tag mit drei knochenharten Trainingseinheiten schnell wegzudämmern. Willi Käfer-Ewertz, Besitzer der Sportschule, zeigt dem TV-Reporter die Appartements für Trainer und Verantwortliche, die Doppelzimmer für die Spieler.Während der Präsentation erspäht der gelernte Chemie-Ingenieur aus Leverkusen ein halbes Dutzend Jungs, die einen seiner gepflegten Rasenplätze malträtieren. "Das sind Gäste vom Eifel-Stern", sagt er, vom Nachbarhotel mit anderer Zielgruppe. Er verscheucht die ungeladenen Kicker, die sich vom Zaun nicht abhalten ließen.

Christoph Daum war gerade erst da

Chefsache. Denn die Plätze müssen in Top-Zustand sein. Schließlich sind sie ein Aushängeschild der Sportschule. Ein Grund, warum Trainer-Stars mit ihren Mannschaften regelmäßig in der Eifel schwitzen. Christoph Daum zum Beispiel, der bis Mittwoch mit dem 1. FC Köln zehn Tage lang in der Sportschule trainierte. Demnächst kommt ein Weltmeister: Guido Buchwald, Weltmeister von 1990, will den Bundesliga-Absteiger Alemannia Aachen wieder nach oben bringen. Dazu soll auch das Trainingslager in Bitburg beitragen. "Die Alemannia war auch schon vor dem Bundesliga-Aufstieg 2006 hier", sagt Käfer-Ewertz.

Schon vorher, am Sonntag, kommt die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft nach Bitburg. Wie bereits 2003, als sie anschließend Weltmeister wurde. In diesem Jahr steht die WM in China an.

Als der Rheinländer die Sportschule auf dem Flugplatz-Gelände vor gut zehn Jahren gründete, war längst nicht jeder überzeugt, dass die Profiteams auch alle kommen würden. Mittlerweile dokumentieren meterweise Wimpel an den Wänden, dass es funktioniert. Manchester United war da (Jugendteam), Nationalmannschaften von Ruanda oder Katar, russische Teams, dazu Fenerbahce oder Besiktas Istanbul - und natürlich viele deutsche Teams von der Bundesliga bis in die Niederungen. "Wir sind dabei nicht auf Fußball festgelegt", sagt Käfer. Die Handballerinnen von Bayer Leverkusen waren da, Tischtennis-Bundesligisten oder auch das Degen-Olympiateam. Käfer-Ewertz kann dabei auf seine Stammgäste setzen.

Ruhe, Platzverhältnisse, ausgezeichnetes Essen. Das sind die gebetsmühlenartigen Trainer-Antworten auf die Frage, was sie an Bitburg schätzen. Nur die Reihenfolge variiert. "Die Leute kommen hierhin, um zu arbeiten", sagt Käfer-Ewertz: "Das ist kein Urlaub."

Die Umgebung bietet den Teams Abwechslung

Aber bekommen die Profis etwas von Stadt und Region jenseits des Flugplatzes mit? Laut Käfer-Ewertz gönnen viele Trainer ihren Teams Abwechslung zum Trainingstrott. Mit Klettern oder Rafting in der Umgebung, Städtetouren nach Luxemburg oder Trier, ein Nachmittag auf den Golfplätzen in der Nähe. Auch Bitburg stehe oft auf dem Programm. Ausflüge auf die Go-Kart-Bahn etwa, Schwimmen im Cascade. Oder ein Besuch des Hochseilgartens in Biersdorf. Neudeutsch heißt das dann "Teambuilding". Ein Zusammengehörigkeits-Gefühl aufbauen, Vertrauen zueinander gewinnen. Wie viel Käfer-Ewertz, auch Chef von Grenzlandrohstoffe, in Bitburg investiert hat, verrät er nicht.

Ein Stammgast wird diesmal nicht kommen: Bernd Schuster, 1997 noch als Fortuna-Köln-Trainer einer der ersten Gäste, hatte sich mit dem spanischen Erstligisten Getafe angekündigt. Nun ist er Trainer von Real Madrid geworden. Gut möglich, dass er gerne auch den "Königlichen" die Vorzüge der Eifel näher bringen würde. Aber daraus wird nichts. Käfer-Ewertz: "Die haben bei der Auswahl des Trainingsortes Vorgaben von den Groß-Sponsoren."

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