Chronologie merkwürdiger Ereignisse

Amerikanische Kampfjets, die Angriffe auf ein Eifeldorf simulieren, ein Radargerät, das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt nicht funktioniert und widersprüchliche Aussagen: Seit dem 14. Oktober ist vieles geschehen, das Fragen aufwirft. Fragen, die nicht nur die betroffene Bevölkerung beschäftigen.

 Eingeschlagen wie eine Rakete ist die Nachricht, dass Amerikaner Angriffe auf ein Eifeldorf simuliert hatten. Noch sind viele Fragen offen. TV-Foto: Katharina Hammermann

Eingeschlagen wie eine Rakete ist die Nachricht, dass Amerikaner Angriffe auf ein Eifeldorf simuliert hatten. Noch sind viele Fragen offen. TV-Foto: Katharina Hammermann

Nattenheim. In seiner Gesamtheit betrachtet ist das, was sich seit nicht ganz zwei Wochen in der Eifel abspielt, ebenso außergewöhnlich wie mysteriös. Am 14. Oktober melden sich aufgeregte Nattenheimer beim Trierischen Volksfreund, die um 18.30 Uhr Zeuge davon geworden sind, wie ein amerikanischer Kampfjet über ihrem Dorf sehr ungewöhnliche Manöver fliegt: Fünfmal in Folge, berichten sie, sei der Jet im Sturzflug auf sie zugerast, um in geringer Höhe über den Dächern Nattenheims den Nachbrenner zu zünden und unter ohrenbetäubendem Lärm wieder steil in den Himmel zu schießen. Das Manöver beschreiben sie als "Scheinangriff". Viele fühlten sich bedroht und verständigten per Notruf die Bitburger Polizei. Die TV-Anfrage beim Luftwaffenamt bestätigt: In der Tat wurde das Dorf zur besagten Zeit fünfmal überflogen.

Kurz darauf heißt es in der Pressemitteilung der Airbase Spangdahlem, man habe sich im Rahmen angemeldeter Nachtflüge an alle Regeln gehalten, werde aber Flüge überprüfen, die mit dem Vorfall in Zusammenhang stehen könnten. Erst die zweite offizielle Stellungnahme der Amerikaner zeigt etwa eine Woche später, dass die Nattenheimer mit ihrer Interpretation der Ereignisse völlig Recht hatten: Die Airbase bestätigt, dass es sich um simulierte Angriffe gehandelt habe, die Teil ihres Trainingsprogramms seien. Sie erklärt auch, dass es sich nicht um ein, sondern um zwei Flugzeuge gehandelt habe. Und sie beharrt darauf, sich an alle Regeln gehalten zu haben.

Die Regel, um die es dabei maßgeblich geht, betrifft Tiefflüge: Diese sind laut Luftwaffenamt nach 17 Uhr nicht gestattet. Das heißt im Klartext: Nach 17 Uhr darf nicht unter 600 Metern geflogen werden. Einzige Ausnahmen: Starts, Landungen und Notsituationen. An das Luftwaffenamt verwiesen die Amerikaner auch all jene, die eine Auskunft über die Flughöhe der Kampfjets erhalten wollten. Dies ist Dank flächendeckender Radaraufzeichnungen möglich - 95 Prozent des Bundesgebiets werden erfasst.

Allerdings war durch TV-Berichte längst bekannt, dass das Luftwaffenamt in diesem Fall keine Auskunft geben kann. Denn wie das Amt inzwischen mitteilte, wurden just zu dem Zeitpunkt, als die Scheinangriffe im Gange waren, Wartungsarbeiten am nächstgelegenen Radargerät ausgeführt. Deshalb konnten die Flüge nur von einem weiter entfernten Gerät erfasst werden, das jedoch nicht den üblichen Informationsgehalt lieferte. Ergo: keine Aussagen zu Flughöhen möglich.

Doch andere interessante Aussagen sind dem Luftwaffenamt sehr wohl möglich: Wie Pressestabsoffizier Hartmut Beilmann dem TV am Mittwochabend mitteilte, waren für den 14. Oktober weder Tiefflüge beantragt noch genehmigt.

Das heißt: Es gab keine Genehmigung dafür, nach 17 Uhr unter 600 Metern zu fliegen. Die Augenzeugen berichten jedoch von Flughöhen zwischen 100 und 150 Metern, und auch das Kurzvideo eines Lesers legt die Vermutung nahe, dass die Kampfjets, anders als die Airbase mehrfach mitteilte, gegen die Regeln verstoßen haben.

Die betroffenen Bürger sind empört, und auch Politiker haben sich eingeschaltet: Landrat Roger Graef und Jürgen Backes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, verlangen von den Amerikanern Aufklärung. Nach Beilmanns Auskunft haben inzwischen nicht nur die Polizei, sondern auch die deutsche und die amerikanische Luftwaffe Untersuchungen des Vorfalls eingeleitet. Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor. Es bleibt spannend.

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