"Dafür ist mein Mann zuständig"

Mit gutem Beispiel voran: Politikerinnen im Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifelkreis beweisen, dass ihnen die Männer längst nichts mehr vormachen. Dennoch bleiben sie in den Parlamenten weit in der Minderzahl.

Bitburg-Prüm/Daun. Mathilde Weinandy (CDU), ehemalige Landtagsabgeordnete und Bürgermeisterin von Prüm, erinnert sich noch gut an ihre erste Sitzung als VG-Ratsmitglied. "Ich fand das anfangs alles befremdlich und musste mich eingewöhnen und einarbeiten", sagt sie. Eingewöhnt hat sie sich schnell, ebenso Akzeptanz von ihren männlichen Kollegen erfahren. "Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied gibt zwischen Frauen und Männern in der Politik", sagt sie. Für sie sei Politik wie ein Beruf, "ich beschäftige mich täglich damit". Doch trotz der guten Beispiele von Frauen, die in politischen Gremien "ihren Mann stehen", sind Politikerinnen noch weit in der Unterzahl, auch in kommunalen Parlamenten (siehe Extra). Woran das liegt, weiß Mathilde Weinandy auch nicht so genau. "Vielleicht ist die Politik für Frauen zu abstrakt", überlegt sie. "Für viele haben Familie und Kinder Vorrang", vermutet sie. Eine Quote für Frauen einzuführen habe aus ihrer Sicht sowohl Vor- als auch Nachteile. Negativ daran sei der Makel, nur wegen der Quote gewählt worden zu sein und nicht wegen der Qualifikation. "Ich würde mich freuen, wenn mehr Frauen aus Überzeugung politisch tätig wären", wünscht sich Heike Bohn (parteilos), seit 2004 Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hillesheim. "Manchmal ist es leichter, eine Frau zu sein, weil man zuvorkommender und höflicher behandelt wird", sagt sie. Doch Frauen würden auch mehr beobachtet. Das sehe man zum Beispiel daran, wie die Öffentlichkeit das Outfit von Angela Merkel diskutiert. Heike Bohn allein auf weiter Flur

Heike Bohn war die erste Bürgermeisterin einer Verbandsgemeinde im Regierungsbezirk Trier. Die parteilose Kandidatin hatte damals die Wahl mit 58,4 Prozent der Stimmen haushoch gewonnen. Anfangs hat sie sich noch darüber geärgert, dass man bei ihr als Kandidatin immer wissen wollte, wie sie Familie und Amt unter einen Hut bringen will. ("Wer fragt das einen männlichen Bewerber?") Warum so wenige Frauen politisch aktiv sein wollen? "Wenn ich es wüsste, würde ich es ändern", sagt sie. "Ich hatte gehofft, dass sich durch meine Wahl mehr Frauen aufstellen lassen." Ob familiäre Belastung oder Schüchternheit: Für viele Frauen sei Politik kein Thema. Als Heike Bohn in ihrem Wahlkampf an der Haustür mit einer Frau ins Gespräch kommen wollte, sagte diese: "Moment, für Politik ist mein Mann zuständig." Auf diesem Gebiet gibt es also noch etwas zu tun.EXTRA Frauenanteil in kommunalen Gremien: VG-Rat Bitburg-Land: 29 Mitglieder, sechs Frauen. VG-Rat Speicher: 24 Mitglieder, zwei Frauen. VG-Rat Kyllburg: 24 Mitglieder, vier Frauen. VG-Irrel: 24 Mitglieder, sechs Frauen. VG-Rat Neuerburg: 24 Mitglieder, eine Frau. VG-Rat Prüm: 38 Mitglieder, elf Frauen. VG-Rat Arzfeld: 24 Mitglieder, drei Frauen. VG-Rat Obere Kyll: 24 Mitglieder, eine Frau. Kreistag Bitburg-Prüm: 42 Mitglieder, elf Frauen. Kreistag in Daun: 38 Mitglieder, zehn Frauen. Stadtrat Bitburg: 28 Mitglieder, zwei Frauen. VG-Rat Daun: 36 Mitglieder, sechs Frauen. VG-Rat Kelberg: 24 Mitglieder, vier Frauen. Stadt Daun: 24 Mitglieder, sechs Frauen. VG-Rat Hillesheim: 26 Mitglieder, drei Frauen.

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