Damit der Fisch auch mal die Richtung ändert

Malberg · Gemäß einer europäischen Richtlinie müssen in Rheinland-Pfalz bis 2015 sämtliche Flüsse in einem guten ökologischen und chemischen Zustand sein. Dazu zählt auch die Kyll, in der vor allem die hohe Dichte an Wehranlagen ein Problem ist, da diese den Lebensraum der Fische einschränken.

Malberg. Dass über große und gut gemeinte Projekte zu wenig geredet wird, kann vorkommen. Sind an solchen Projekten allerdings Ministerien, kommunale Verwaltungen sowie Verbände und Kammern beteiligt, so ist das eher unwahrscheinlich. Und trotzdem scheint genau das beim Projekt zur ökologischen Verbesserung des Flusses Kyll passiert zu sein. Zumindest ist das der Eindruck, den einige der Beteiligten haben.
So erklärt beispielsweise ein Vertreter des Landkreises Vulkaneifel, dass ihm das Projekt bis vor kurzem gar nichts gesagt habe. Auch Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, bestätigt das, was bereits wenige Stunden zuvor beim Ortstermin in Hüttingen angesprochen wurde: dass zwar viel investiert, aber wenig darüber geredet wird.
Mit Hilfe einer auf Schloss Malberg angesetzten Pressekonferenz soll sich das ändern. Wobei es bei dieser Veranstaltung nicht etwa um die zehn Millionen Euro geht, die seit den 1990er Jahren in den Erhalt der Schlossanlage investiert wurden, sondern um den sogenannten Kyllvertrag.
Die Kyll, die bei Losheimergraben (Nordrhein-Westfalen/Belgien) entspringt und bei Trier-Ehrang in die Mosel mündet, zeichnet sich neben ihren natürlichen Reizen vor allem durch eine hohe Dichte an Querbauwerken aus.
Allein zwischen Stadtkyll und Ehrang gibt es 27 dieser Bauwerke, von denen die meisten Wehranlagen sind. Für die Fische und sonstigen Wassertiere bedeutet das, dass sie im Schnitt alle vier Kilometer auf ein Hindernis stoßen, was die Reise gegen die Strömung unmöglich macht.
Um das zu ändern, und auch um den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gerecht zu werden, haben die davon betroffenen Landkreise Euskirchen, Vulkaneifel, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg sowie die Stadt Trier 2009 den gemeinsamen Kyllvertrag abgeschlossen, um so von der Quelle bis zur Mündung das Problem der Querbauwerke anzugehen. Und in einigen Fällen ist das auch bereits geschehen.
So wurde beispielsweise zwischen Stadtkyll und der Siedlung Hammerhütte (Vulkaneifel) das Flussbett auf einer Länge von 200 Metern neu verlegt. Im Eifelkreis wurde unter anderem die Durchgängigkeit an der Hüttinger und Speicherer Mühle verbessert, und in Trier-Saarburg sorgt nun an der Itteler Mühle eine Fischaufstiegsrampe dafür, dass die Tiere auch dort wieder flussaufwärts wandern können.
Die Fische freuen sich, andere hingegen sind meist weniger erfreut, wie Landrat Joachim Streit erklärt. "Die Wehranlagenbetreiber empfangen uns nicht mit offenen Armen", sagt Streit, da die Wehre in den meisten Fällen der Energieerzeugung dienten und die Eigentümer deshalb wirtschaftliche Einbußen befürchteten.
Diese Sorge sei in der Regel unbegründet. Schließlich würden die betroffenen Stromerzeuger als Ausgleich eine höhere Vergütung für die Einspeisung ihrer Energie erhalten und so oft besser wegkommen als vorher. Streit würde es begrüßen, wenn das bislang kaum wahrgenommene Kyllprojekt mehr Aufmerksamkeit finden würde. Zumal die Projekte auf dem rheinland-pfälzischen Kyllabschnitt vom Land mit bis zu 90 Prozent gefördert würden, wie auch Joachim Gerke von der zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord bestätigt. Laut Gerke sind für die gesamten Maßnahmen rund fünf Millionen Euro veranschlagt, von denen das Land bis zu 4,5 Millionen Euro übernimmt. uhe

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