Damit die Geschäftswelt auf Wachstums-Kurs bleibt

Bitburg · Knapp 54 Millionen Euro Kaufkraft fließen an Bitburg vorbei, obwohl die Stadt mit insgesamt 85 000 Quadratmetern Verkaufsfläche ein großes Angebot hat. Nach dem aktuellen Einzelhandelskonzept könnte Bitburg noch 15 000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche vertragen - vor allem bei Elektronik besteht Bedarf, während für weitere Baumärkte keine Luft mehr ist.

Bitburg. Damit sich in Bitburg Geschäfte nicht einfach nach dem Zufallsprinzip ansiedeln, gibt es seit Mitte der 90er Jahre ein Stadtentwicklungskonzept, das festlegt, welche Einzelhandelssortimente vorrangig in die Innenstadt gehören - und wo auch großflächiger Einzelhandel erlaubt ist. Ziel ist es, ein Ausbluten der Innenstadt zu verhindern. Eine Fortschreibung des Konzepts war nötig, wie Daniel Heßer vom Büro Isu im Stadtrat erklärte, um auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren.
Einer der Gründe: "Es liegen uns neue Zahlen zur Kaufkraft und dem durchschnittlichen Konsum vor", sagt Heßer. Hinzu kommt: Das Projekt Bit-Galerie, das im alten Konzept noch mit einer Verkaufsfläche von 12 000 Quadratmetern bedacht war, wird in dieser Variante mit großem Elektronik-Fachmarkt und Lebensmittel-Markt nicht verwirklicht. Stattdessen wird eine wesentlich kleinere Galerie an gleicher Stelle geplant (der TV berichtete).Stadt verliert 54 Millionen Euro


Zudem hat das Büro Isu eine komplett neue Bestands-Erhebung gemacht, die zeigt, wie viel Verkaufsfläche es derzeit in Bitburg in den einzelnen Sortimenten wie Lebensmittel, Bekleidung oder Einrichtungsbedarf gibt (siehe Extra). Basierend darauf wurde errechnet, wie viel Luft in den einzelnen Bereichen noch nach oben ist. Grundlage für diese Berechnung sind Werte über den durchschnittlichen Konsum der Bundesbürger.
Ergebnis: Bitburg hat noch Luft nach oben. Derzeit fließen den Berechnungen des Büros Isu zufolge knapp 54 Millionen Euro Kaufkraft aus dem Einzugsgebiet der Stadt, was in etwa dem Altkreis Bitburg entspricht, in andere Kassen als jene der hiesigen Einzelhändler. "Das Geld wird im Internet oder in anderen Städten wie beispielsweise Trier ausgegeben", erklärt Heßer. Immerhin: Der Wert dieses sogenannten Kaufkraft-Abflusses hat sich gegenüber 2011 um 300 000 Euro verbessert.
In welchen Bereichen besonders Nachholbedarf besteht, wird mit der Kaufkraftbindungs-Quote (siehe Extra) errechnet. Diese Quote liegt im Bereich Informationstechnologie mit zehn Prozent besonders niedrig. Heißt: 90 Prozent des Geldes, das die Menschen dafür im Einzugsbereich der Stadt Bitburg ausgeben, geben sie nicht in Bitburg aus - sondern sie fahren nach Trier, Köln oder bestellen im Internet. Am anderen Ende stehen Baumarkt-Waren, bei denen Bitburg eine Kaufkraftbindungs-Quote von 110 Prozent hat. Heißt: Es wird mehr Geld in Bitburgs Baumärkten ausgegeben, als eigentlich im Einzugsgebiet durchschnittlich dafür bereitsteht. Das bedeutet: Auch außerhalb des eigentlichen Einzugsgebiets kommen Menschen in die Baumärkte der Stadt. Insgesamt hat die Stadt nach den Berechnungen von Isu noch Potenzial für zusätzliche 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Einstimmig hat der Stadtrat bei einer Enthaltung (FBL) die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts beschlossen.Meinung

Eine Frage bleibt
An Bitburg rollen 54 Millionen Euro Kaufkraft vorbei. Was braucht die Innenstadt, um attraktiv zu bleiben? Was kann jeder einzelne Händler tun, damit Kunden nicht lieber im Internet oder in Trier kaufen? Wo kann man gemeinsam anpacken, um Einkaufen wie beim Halloween-Shopping zum Erlebnis zu machen? Angesichts solcher Fragen ist es verwunderlich, dass es zuletzt kaum noch Interesse an einer Zusammenarbeit im Arbeitskreis Stadtmarketing gab. Wie kann das sein? d.schommer@volksfreund.deExtra

Die Verkaufsfläche beträgt insgesamt in Bitburg rund 85 000 Quadratmeter, die sich wie folgt auf die Sortimente verteilt (alle Angaben in Quadratmetern): Baumarkt: rund 32 000; Lebensmittel: 18 000; Einrichtungsbedarf: 15 000; Bekleidung: 6500; Gesundheits- und Körperpflege: 3800; Schuhe, Lederwaren: 2000; Haushaltsgeräte, Leuchten: 1700; Spielwaren, Hobby: 1400; Sport, Camping: 1000; Bücher, Schreibwaren: 800; Unterhaltungselektronik: 500; Foto, Optik: 500; Glas, Porzellan, Keramik: 450; Informationstechnologie: 180; Baby-, Kinderartikel: 260; Telekommunikation: 230; Uhren, Schmuck: 200. Flächen-Potenzial: Bitburg könnte noch weitere 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche verkraften - vor allem bei Bekleidung (3000 Quadratmeter), Lebensmitteln (2000), Unterhaltungselektronik (1500), Glas/Porzellan/Keramik (1200) und Bücher (1000). Die Kaufkraft-Bindung liegt bei Gesundheits- und Körperpflege, Baumarkt-Waren und Einrichtungsbedarf über 100 Prozent. Im wichtigen Innenstadt-Sortiment Bekleidung liegt die Quote bei 70 Prozent. Bei Informationstechnologie, Bücher/Schreibwaren, Foto/Optik, Glas/Porzellan/Keramik, Uhren/Schmuck und Telekommunikation liegt die Quote unter 30 Prozent. scho

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