Dann auch die Trierer Römerbauten…

DASBURG. (mr) Die Archäologin Sibylle Bauer aus Trier setzt sich neben der Bitburger Denkmalschützerin Marie-Luise Niewodniczanska massiv für den Erhalt des vom Abriss bedrohten Hauses Trost in Dasburg ein.

Im Labor der Trierer Dendro-Archäologin Sibylle Bauer wurde kürzlich die Altersbestimmung des Bauholzes aus dem spätmittelalterlichen Haus Trost in Dasburg festgestellt. Das Ergebnis: Bei dem Haus handelt es sich um ein Gebäude aus dem Jahr 1471. Damit gilt die Immobilie zurzeit als der älteste Profanbau der Westeifel (der TV berichtete). Mit Nachdruck weist Sibylle Bauer nun Vermutungen zurück, wonach nur die Balken aus dem Mittelalter stammen könnten. "Das beprobte Bauholz aus dem Keller, der Decke im ersten Obergeschoss sowie aus dem ehemaligen Fachwerkgeschoss datiert einheitlich aus dem 15. Jahrhundert. Wiederverwendetes Bauholz kann durchaus vorkommen. Dass aber ein Bauwerk, noch dazu ein spätmittelalterlicher Gebäudetyp, durchgehend vom Keller bis zum zweiten Obergeschoss mit irgendwie jahrhundertelang zwischengelagerten oder ursprünglich anderwärts verbauten Bauhölzern errichtet sein soll - dafür gibt es in der Literatur und auch nach meiner eigenen Erfahrung keine Belege", stellt die Expertin klar. Hinzu komme, dass die teilweise eingemauerten Balken im Haus Trost keine Spuren einer Wiederverwendung aufweisen. Ein späteres Datum um 1615 beziehe sich zudem auf einen deutlich erkennbar später eingezogenen Decken-Unterzug, der nichts mehr mit der ursprünglichen Konstruktion zu tun habe. Warum der Zeugniswert des Hauses nur wegen teilweiser Beschädigungen ausgelöscht sein soll, kann Sibylle Bauer nicht nachvollziehen. "Wenn man eine derartige Argumentation bei unseren Kulturdenkmälern zugrunde legt, kann man die Trierer Römerbauten zum Großteil einebnen und Parkplätze darauf anlegen: Kaiserthermen, Amphitheater und Barbara-Thermen sind in ihrem originalen Baubestand schon sehr dezimiert und als Zeugnis römischer Architekturkunst nur noch eingeschränkt erlebbar." Gleichwohl gehörten sie zum Unesco-Weltkulturerbe, gibt die Archäologin zu bedenken. Dasselbe gelte für das ruinöse Heidelberger Schloss oder auch für die Ruinen-Anlage von Kloster Hirsau. Bauer: "Meines Erachtens birgt die unerwartete Baugeschichte des Hauses Trost auch neue Chancen beispielsweise für den Tourismus in der Region." Selbst wenn momentan die Mittel für eine adäquate Präsentation von Haus und Umfeld fehlten, solle man sich für die Zukunft diese Option offen halten und das Haus nicht vorschnell abreißen, zumal es derzeit im Bestand nicht gefährdet sei. "Ein zweites Haus Trost gibt es nicht", argumentiert Bauer.

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