"Dann dürfen sie mich ruhig verreißen"

PRÜM. Helmut Barthel hat spät mit der Malerei begonnen. Jetzt ist er 84 Jahre alt und geht nach wie vor mit frischem Sinn an sein Werk. Am Sonntag, 7. März, eröffnet er seine Ausstellung im Prümer Konvikt.

Es gibt viele, die sich als Künstler bezeichnen. Darunter manche, die mit Nachdruck darauf bestehen, in der Öffentlichkeit - vor allem also in der Zeitung - auch so wahrgenommen zu werden. Doch bei einigen fragt man sich nach Betrachtung ihrer Werke, wie sie eigentlich zu dieser Überzeugung gelangen konnten. Auch Helmut Barthel meldete sich vor einigen Wochen in der Prümer TV -Redaktion. Er habe demnächst eine Ausstellung, sagte er am Telefon, im Konvikt, und ob man nicht..."Was machen sie denn so?"

"Was machen sie denn so", lautete die vorsichtige Rückfrage. Barthel begann zu erzählen. "Und ich möchte sie gern einladen, sich das mal bei mir zu Hause anzuschauen." Und was wäre, wenn seine Bilder uns nicht gefielen? "Dann dürfen sie mich ruhig verreißen", kam gut gelaunt die Antwort. Das Telefonat dauerte dann doch etwas länger. Dabei stellte sich heraus, dass Helmut Barthel bereits 84 Jahre alt ist (wovon man am Telefon nichts merkt). Dass er in Thüringen geboren ist (wovon man am Telefon durchaus etwas merkt). Dass er schon als Kind von Zeichnen und Malen fasziniert war, von der Musik und von der Arbeit seines Vaters, einem Holz-Bildhauermeister. Dass er aber, anstatt auch beruflich auf die Kunst zu setzen, bis 1989 "in der Bekleidungsindustrie" tätig war (zuletzt in Pronsfeld, eine lange und interessante Geschichte). Und dass er 1992, mit 72 Jahren, seinen ersten Kurs an der Volkshochschule Prüm belegte: "Perspektive und Grafitzeichnen." Das war nur der Anfang. Inzwischen hat er viele Kurse absolviert, stellt auf der Burg Lissingen aus, im Kunstkreis Beda, bei der Kunstakademie Trier - um nur einige Bilderschauen zu nennen. Also doch: Künstler. "Nein", sagt er vehement. "Ich bin Maler. Und zwar ein Hobbymaler." Auf dieser Eingrenzung besteht der 84-Jährige. Was ihn aber nicht daran hindert, sich fröhlich weiter zu entwickeln: Barthel hat sich dabei von "Blümchenbildern" zu einer deutlich freieren, abstrahierenden Malerei vorgekämpft. Seine Bilder - inzwischen mehr als 200 - zeigen, wie sich jemand mit seinen Sujets, seinem Material, seiner Arbeit selbst immer wieder auseinander setzt - und das ohne den Anspruch, dabei etwas Bedeutendes herzustellen. Vielleicht ist das keine Kunst. Auf jeden Fall aber ist es erfrischend. Er selbst kann das am besten ausdrücken: "Ich muss spontan arbeiten können. Die Wahl der Pinsel, das Einsetzen der Finger, Handballen, Spachtel oder Schwämme - all diese Hilfsmittel prägen den Ausdruck und Stil meiner Bilder und Collagen." Barthel malt, wie er selbst sagt, "expressiv". Mit kräftigen Farben, und offenbar mit Freude. Und so schreibt er auch darüber: "Ich sehe die Erdfarben der Eifel, dann wieder das leuchtende, glühende Rot der ehemaligen Vulkankrater, ich sehe die brodelnde Lava alles Leben vernichtend ins Tal fließen..." Und so jemanden sollen wir verreißen? Von wegen. Wir empfehlen stattdessen den Gang zum Konvikt. Vielleicht haben die Besucher sogar richtig Glück, und der Maler ist anwesend. Das Gespräch kann allerdings etwas länger werden. Die Ausstellung von Helmut Barthel wird eröffnet am Sonntag, 7. März, 11.30 Uhr. Sie dauert bis Samstag, 20. März, ist montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet, am Wochenende von 14 bis 16 Uhr.

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