"Dann haben wir ein Problem"

BITBURG. Die Amerikaner sollen sich in der Eifel zu Hause fühlen - und bleiben. Das ist erklärtes Ziel des "Host Nation Council Spangdahlem" (HNCS, der TV berichtete). Am Montag hatte der Verein seine erste öffentliche Versammlung.

Der Eifel droht aus Sicht vieler Bürger, Unternehmer und Politiker ein düsteres Szenario: Nach dem Abzug der US-Streitkräfte aus Bitburg und der Aufkündigung der dortigen Housing steht vielleicht auch Spangdahlem auf der Kippe. Derzeit überprüfen die Amerikaner alle Stützpunkte weltweit. Allein Ramstein bleibt garantiert bestehen. Der Rest: Verfügungsmasse. In zwei Jahren fällt der Beschluss, welche Standorte aufgegeben oder verkleinert werden. Um hier an vielleicht entscheidender Stelle ein Schräubchen zu drehen, hat sich ein regionaler Lobby-Verein gegründet: Das "Host Nation Council Spangdahlem". "Was heißt ,Host Nation Council‘? Es heißt einfach ,Gastland-Vereinigung‘", erklärte Michael Dietzsch, Chef der Bitburger-Holding und HNCS-Vorsitzender, am Montagabend im Schulungscenter der Brauerei. "Wir vertreten in unserer Region Deutschland gegenüber den Amerikanern. Und wir wollen erreichen, dass sie sich hier wohl fühlen." Ein hehres Ziel - vor wirtschaftlichem Hintergrund: 12 500 US-Bürger sind in "Spang" stationiert, 650 zivile Arbeitsplätze bietet der Flugplatz, rund 2400 Vermieter und 1000 Firmen profitieren direkt von den Amerikanern, wie Michael Billen, einer von vier Dietzsch-Stellvertretern in der "Gastland-Vereinigung", den 70 Zuhörern vorrechnete. Jährliche Wertschöpfung: Rund 200 Millionen Euro. Das muss nicht so bleiben. Billen: "Wenn die Flugstaffeln weg gehen, dann reden wir über andere Dimensionen. Und zwar ganz kleine."Warnung vor teuren Lobbyisten

So könnte Spangdahlem, immerhin der einzige US-Kampfflugplatz in Deutschland, durch eine Air Base in Donald Rumsfelds "Neuem Europa" ersetzt werden. Fast genau so schlimm wäre eine Degradierung zum "kleinen Bruder" von Ramstein, inklusive Abzug der Jets. "Wenn die Kampfflugzeuge abgezogen werden, dann haben wir ein Problem", sagte auch Landrat Roger Graef. Deshalb das "Council", deshalb auch sein englischer Name. Graef: "Nicht weil wir Deutschen den so gut verstehen, sondern weil ihn die Amerikaner sofort verstehen." Die Vorhaben des HNCS: Lobby-Arbeit in Washington, Pflege sozialer und kultureller Kontakte, Unterstützung der Flugplatzleitung, Hilfsangebote an US-Soldaten und ihre Familien, gemeinsame Veranstaltungen. Dazu braucht man Geld, und das soll von den Mitgliedern kommen: Privatpersonen, Unternehmen, Kommunen. Die günstigste Eintrittskarte kostet 60 Euro im Jahr, Firmen zahlen 200 Euro. Billen: "Das sind Mindestbeiträge. Alles drüber ist gern gesehen." Ein Zuhörer, Manfred Hamm aus Trier, warnte vor teuren Profi-Lobbyisten: "Die Einflussnahme geht über den Kongress", sagte Hamm, der 16 Jahre lang in Washington gearbeitet hat. Wichtig seien die Mitarbeiter der Senatoren, die "Staffers": "Zu diesen Leuten brauchen sie Kontakt, weil die die Vorlagen schreiben. Ich kann ihnen da Kontakte anbieten." Das "Council" ist für Hamm "eine überfällige Initiative, die mindestens 20 Jahre zu spät kommt." Und er sieht durchaus Chancen für Spangdahlem: "Es wird immer wieder über die Standorte nachgedacht. Die militärische Situation ist nicht statisch." Sofern in Washington "die richtigen Themen über die richtigen Kanäle lanciert werden, bin ich optimistisch". Falls das HNCS seine Mitarbeit wünsche, "dann bin ich dabei. Wenn nicht - good luck". Auch Spangdahlems Ortsbürgermeister Klaus Rodens gibt die Hoffnung nicht auf: "Wir haben in Washington mit 40, 50 Kongress-Abgeordneten gesprochen. Die haben alle signalisiert, dass Spangdahlem eine Chance hat." Die erste Versammlung des HNCS brachte zählbare Ergebnisse: 15 Zuhörer hätten danach eine Mitgliedschaft beantragt, berichtete Michael Billen am Mittwoch, viele weitere wollten beitreten. "Und einer hat sogar spontan einen Tausender reingegeben."

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