Das Bär und die Ennerbox…

Es ist auch in ländlichen Regionen nicht selbstverständlich auf Platt einkaufen zu können. In Bitburg, wo nicht wenige Kunden mit einem "Wie gäht et" empfangen werden, sieht die Welt allerdings anders aus.

Bitburg. "Mach moal e Bär." Wer in Bitburg diesen Satz hört, wird keineswegs aufgefordert, zu brummen und Zähne zu fletschen. Nein, wer in Bitburg "e Bär" machen soll, steht wahrscheinlich hinter der Theke und zapft. Doch nicht nur in den Wirtschaften - hinter fast allen Theken der Stadt trifft der Eifeler auf Menschen, die mit ihm "Platt schwetzen" können und das auch gerne tun.

Eine Umfrage unter den Geschäftsleuten in der Fußgängerzone liefert ein klares Bild: Platt kommt beim Kunden gut an.

"Wenn die Leute Platt sprechen und ich antworte auf Platt, dann sind sie glücklich", sagt Rita Schmitz vom Wäschegeschäft "Für Sie". Die meisten begrüße sie natürlich erstmal auf Hochdeutsch. Wenn dann allerdings herauskomme, dass es anders auch geht, biete sie das klassische "Mir kennen och Platt schwetzen" an. "Da fühlen die Leute sich gleich heimisch", sagt Ramona Weber vom Modehaus Messerich. Gerade für die Älteren sei das wichtig. Sie ist sogar überzeugt davon, dass die Möglichkeit, den eigenen Dialekt zu sprechen, ein Grund ist, warum jemand nach Bitburg zum Einkaufen fährt und nicht nach Trier. Egal ob Metzgerei, Optiker, Frisör, Parfümerie, Pressecenter, Buchhandlung, Bioladen, Schuhgeschäft oder Apotheke: Hinter fast jeder Türe der Bitburger Fußgängerzone können Eifeler sprechen, wie ihnen der Mund gewachsen ist. Und hinter fast jeder Türe findet sich ein Mensch, der sagt: Dass wir Platt sprechen können, spielt eine große Rolle. Auch die Luxemburger scheinen das zu lieben - können doch auch sie sich so in der Eifel ganz ungezwungen verständigen. Ein Logo, das schon an der Ladentüre auf die "Sprachkenntnisse" der Bitburger hinweisen würde, gibt es allerdings laut Edgar Bujara, dem Vorsitzenden des Gewerbevereins, nicht. "Aber das ist eine super Idee", sagt er. "Und vielleicht wäre das ein Anstoß, die Mundart aufleben zu lassen", sagt er. Eine Mundart, der es in Bitburg offenbar besser geht als andernorts.

Meinung

Das macht die Stadt liebenswert

Schön, dass der Dialekt in Bitburg noch so lebendig ist und Kunden hier schwätzen können, wie ihnen der Mund gewachsen ist. Selbstverständlich ist das nicht. Viel zu lange galt Platt als unschick, bäurisch, ungebildet. Dabei ist längst erwiesen, dass es die Sprachkompetenz keineswegs beeinträchtigt, neben Hochdeutsch noch die "Sprache" der Heimat sprechen zu können. In Deutschland sorgen die Dialekte für eine wünschenswerte Vielfalt. Und in den einzelnen Regionen für ein "Wir"-Gefühl. Genau das gefällt auch dem Kunden: Wo ich mich verstanden und daheim fühle, gehe ich doch gerne hin. Auch, wenn es ums Einkaufen geht. Weiter so, Beberiger! k.hammermann@volksfreund.de

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