Das Bitburger Folklore-Festival geht mit einem neuen Konzept an den Start

Bitburg · Beim diesjährigen Europäischen Folklore-Festival in Bitburg wird erstmals auf den Festumzug verzichtet. Die Veranstaltung soll zeitgemäßer werden – was aber nicht jedem gefällt.

Der große Umzug des Folklore-Festivals durch die Innenstadt war schon lange eine zähe Angelegenheit. Die Lücken zwischen den einzelnen Gruppen waren zeitweise so groß, dass die Zuschauer oft ratlos am Straßenrand standen, weil sie nicht wussten, ob der Zug nun vorbei ist oder noch Gruppen kommen. Grund dafür war nicht zuletzt auch die Ehrentribüne. Dort nämlich wollten sich viele der tanzenden Gruppen besonders gut präsentieren, weshalb der Zug im Bereich der Tribüne oft ins Stocken geriet, sich dafür aber an anderer Stelle gähnend in die Länge zog.
Doch damit ist jetzt Schluss. Sowohl der Festumzug als auch die Ehrentribüne wurden aus dem Programm gestrichen. Das spart nicht nur Frust und Langeweile, sondern auch Geld. So hat laut Stadt allein die Organisation des Umzugs jährlich 6000 Euro gekostet. Und in dieser Summe war die Ehrentribüne mit den zu verpflegenden Ehrengäste noch gar nicht enthalten. "Man muss auch einmal Mut haben, Neues zu testen und anschließend zu bewerten", sagt Bürgermeister Joachim Kandels, betont aber gleichzeitig, dass das diesjährige Programm ohne Festumzug auch nur ein Versuch sei. Einer von mehreren Versuchen, mit denen die Veranstaltung vor allem für jüngere Menschen attraktiver werden soll.
Schwerpunkt des Festes zur Völkerveranstaltung bleibe natürlich nach wie vor die Folklore, so Kandels. Der Großteil der Programmpunkte wie der Treff der Kulturen, das Bierfassrollen, das Kinder-Folklore-Festival oder aber der Einzug der Nationen finden wie gewohnt statt.
Das neue Konzept, für das im vergangenen Herbst Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung gesammelt wurden, enthält vor allem Veränderungen des Sonntagsprogramms. Statt des Umzugs sollen nun in der kompletten Innenstadt Walking-Acts, Spaßkapellen, wandernde Musikgruppen und Straßenmusiker im Einsatz sein - ähnlich wie beim Auftakt des Kultursommers im Mai 2015.
Das Folklore-Festival, zur dem vom 7. bis 10. Juli Gruppen aus 14 Nationen erwartet werden, soll auch in der 53. Auflage wieder mehr als 60?000 Besucher in die Innenstadt locken. Zwei, die ebenfalls gerne gekommen wären, weil das Fest für sie eine ganz besondere Bedeutung hat, verzichten jedoch dieses Jahr darauf. Und das gerade wegen des Sonntagsprogramms. "Dass ausgerechnet diesmal kein Festzug am Sonntag stattfinden soll, finde ich mehr als schade", sagt Heike Strehle aus Elsdorf. "Mein Mann und ich sind seit dem Festzugstag 1992 zusammen." Sie hätten sich damals gemeinsam den Umzug angeschaut und seien auch in den Jahren darauf immer wieder gerne nach Bitburg gekommen. 2017 feiern beide das 25-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. "Gerade dieses Jahr wäre ich gern wieder mit meinem Mann nach Bitburg gefahren", sagt Strehle, "doch das lassen wir jetzt bleiben." Inwieweit das neue Programm auch andere abhalten oder aber vielleicht auch motivieren wird, an dem Fest teilzunehmen, wird sich in zwei Wochen zeigen.
Es wird die erste Veranstaltung ohne Umzug sein, möglicherweise aber auch die letzte, die Europäisches Folklore-Festival heißen wird. Denn auch der Name der Veranstaltung, die ursprünglich Grenzlandtreffen hieß, ist umstritten. Zwar ist es jedem selbst überlassen, wie er das Fest nennt, doch überlegt die Stadt, eventuell auch die offizielle Bezeichnung zu ändern. "Für die überregionale Bekanntheit und Werbung muss der Name etwas über die Veranstaltung aussagen", erklärt Werner Krämer von der Stadtverwaltung. Das könne beispielsweise "Bitburger Folklore-Festival" sein. In einem sei man sich allerdings einig: Auf den alten Namen "Grenzlandtreffen" werde man nicht zurückgreifen.

Ob man, das gut findet oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein - wie unsere Kommentatoren Dagmar Schommer und Damian Schwickerath:

Genau richtig
Nur so geht's! Wenn ein Fest lebendig bleiben soll, braucht es auch Mut zur Veränderung. Was wäre heute der Freitagabend ohne die Rocknacht? Genau: tote Hose. Und jetzt? Proppevoller Platz. Ergebnis: Das Experiment hat sich gelohnt. Das neue Konzept für den Sonntag ist nicht das Ende vom Grenzlandtreffen, sondern der Anfang von einem Sonntag, an dem es sich richtig lohnt, nach Bitburg zu kommen.
d.schommer@volksfreund.de

Markenkern fehlt
Was für eine Schnapsidee! Dann schafft doch gleich das ganze Fest ab. Ein Sonntag ohne Umzug ist wie der Einzug der Nationen ohne Hymnen. Gerade der Umzug war doch das, was Menschen von auswärts, Familien vor allem, an dem ansonsten ziemlich toten Sonntag in die Stadt gelockt hat. Auf Neudeutsch würde man sagen: Er gehört zum Markenkern des Grenzlandtreffens. Und so was schafft man nicht einfach ab!
d.schwickerath@volksfreund.de

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