Das Ende eines Gotteshauses

Das ständig wiederkehrende Hochwasser an der Sauer hinterlässt Spuren: Die Kirche in Echternacherbrück, eine Holzkonstruktion, ist faul und muss daher abgerissen werden.

Echternacherbrück. Ein hoher Kirchturm, gotische Bögen, bunte Fenster. So stellt man sich eine Kirche vor. In Echternacherbrück sieht das anders aus. Die Sauer-Gemeinde besitzt kein Prunk-Gotteshaus, sondern ein schlichtes Gebäude. Manche verspotten es gar als Turnhalle. Doch da stehen die Menschen in Echternacherbrück drüber. Schließlich hatten sie mehr als 40 Jahre Zeit, ihre etwas andere Kirche ins Herz zu schließen.Doch jetzt ist die Zeit abgelaufen. Die Kirche muss abgerissen werden. Diese ungewöhnliche Nachricht vom Ende eines Gotteshauses hat den Trierischen Volksfreund veranlasst, auf Spurensuche zu gehen. ´ Wieso gibt es in Echternacherbrück keine "richtige" Kirche? Wieso muss sie abgerissen werden? Und gab es so etwas schon öfter im Bistum Trier? Die Geschichte liest sich interessant: Die Filiale Echternacherbrück gehört seit 1815 zur Pfarrei Ernzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunächst ein Klassenraum als Notkirche für den Übergang eingerichtet.Da die Bevölkerungszahl in Echternacherbrück in den 1950er Jahren stark zunahm, gab es verschiedene Überlegungen zum Bau einer Kirche. 1960 wurde die Filiale Echternacherbrück zur Kirchengemeinde St. Pius erhoben. 1966 bekam die Gemeinde dann eine Kirche, eine sogenannte Notkirche nach einem Fertigbausystem. Der Bau einer endgültigen Kirche wurde zurückgestellt - und bis heute nicht realisiert. Das Kuriose daran: Diese "Notkirche" stand vorher bereits im Saarland, wurde dort abgebaut und in Echternacherbrück "zur Zweitverwertung" wieder aufgebaut. Sozusagen eine recycelte Kirche. Doch das häufige Hochwasser der Sauer und die Holzkonstruktion der Kirche vertrugen sich auf Dauer nicht. Mit Wasser, das über die Ufer tritt, haben die Menschen in Echternacherbrück zwar Erfahrung. Doch so schlimm wie im Januar 1993 war es selten. Das Wasser stand etwa einen Meter in der gesamten Kirche.Holzboden von Pilzen befallen

Im Dezember 1993 wurde die Kirche erneut überflutet. Es entstanden erhebliche Schäden an Kirche und Inventar. Das Wasser zog sich wieder zurück, und die Schäden wurden beseitigt. Die Renovierung kostete rund 30 000 Euro. Beim Hochwasser im Januar 2003 stand das Wasser noch einmal über 1,30 Meter in der Kirche.Das Hochwasser hat seine Spuren hinterlassen. Gutachter wurden beauftragt, die den Pilzbefalls in der Sakristei, die durchhängende Deckenkonstruktion und den nachgebenden Bodenbelag untersuchen sollten. Ihr Urteil: Vor allem der Holzboden ist von Pilzen befallen und fault. Die Pilze sind zwar nicht gesundheitsschädigend, eine Sanierung wäre aber dringend notwendig, um die fortschreitende Zerstörung des Holzes aufzuhalten. Zudem sind die Dach- und Wandflächen verformt. Kurzum: In seinem jetzigen Zustand ist das Gebäude nicht standsicher. Das gilt auch für den Glockenturm. Aus diesem Grund wurden Gebäude und Glockenturm von der Kirchengemeinde geschlossen. "Es lohnt sich nicht mehr, jetzt wieder in eine Sanierung zu investieren. Die Gebäudequalität ist einfach zu minderwertig", erklärt Stephan Kronenburg von der Bischöflichen Pressestelle in Trier. Der Pfarrverwaltungsrat von St. Pius in Echternacherbrück hat daher beschlossen, die Notkirche abreißen zu lassen. Das Grundstück soll verkauft werden.Doch wo sollen dann die Messen gefeiert werden? Laut Bistum Trier leben rund 570 Katholiken in Echternacherbrück. "Die Ortsgemeinde plant die Erweiterung der Friedhofskapelle oder den Neubau einer Aussegnungshalle, die dann von der Kirchengemeinde auch für die Feier von Gottesdiensten mitgenutzt werden kann", sagt Kronenburg. Bevor die Kirche abgerissen wird, muss sie allerdings noch profaniert, sprich entweiht werden. Ein Termin hierfür wie auch für den Abriss steht noch nicht fest. Im Bistum Trier hat es solche Abrisse aufgrund von Baumängeln bereits zweimal gegeben, beide Male im Saarland: im Jahr 2006 in St. Wendel (Heilig-Geist-Kirche am Tholeyer Berg) und ebenfalls 2006 in Mettlach-Keuchingen (St. Josef). Zudem gab es ebenfalls im Saarland zwei Abrisse wegen Bergschäden in Wemmetsweiler und Ludweiler.

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